Eine Muslimin trifft das Nürnberger Christkind

24.12.2019, 09:44 Uhr
Sude war aufgeregt, als sie das Christkind traf. Doch das Christkind Benigna Munsi beruhigte die Zwölfjährige: Sie war selbst einmal Kinderreporterin bei den Nürnberger Nachrichten.

© Foto: Eduard Weigert Sude war aufgeregt, als sie das Christkind traf. Doch das Christkind Benigna Munsi beruhigte die Zwölfjährige: Sie war selbst einmal Kinderreporterin bei den Nürnberger Nachrichten.

Sude: Was ist deine Aufgabe als Christkind?

Christkind: Meine Aufgabe ist es, für andere Menschen da zu sein. Vor allem für die Menschen, denen sonst weniger zugehört wird oder die benachteiligt sind. Deshalb besuche ich Kindergärten, Seniorenheime, Einrichtungen für Behinderte, Krankenhäuser oder Obdachlosenunterkünfte. Und natürlich auch meinen Markt. Ich bin da, höre den Menschen zu und erzähle ihnen etwas.

Kennst du unser Zuckerfest?

Christkind: Ja, das kenne ich. Es ist das wichtigste Fest in deiner Religion. Ich habe zwei Freundinnen, die auch Musliminnen sind.

Wie alt bist du?

Christkind: Also vom Aussehen her bin ich 17 Jahre alt. Aber in Wirklichkeit bin ich viel, viel, viel älter . . .

Bist du ein Junge oder ein Mädchen?

Christkind: Das Christuskind ist Gottes Sohn, also Jesus, und der feiert am 24. Dezember Geburtstag. Und das Christkind ist ein Engel. Das Wort "Kind" in Christkind sagt dir ja nicht, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist. Aber vom Aussehen her bin ich ein Mädchen.


So eröffnete Benigna den Christkindlesmarkt


Wie schaffst du es, rechtzeitig alle Geschenke zu verteilen?

Christkind: Ich kann fliegen, dafür habe ich ja meine Flügel, schau (das Christkind breitet seine Flügel aus). Außerdem hilft mir ja der Weihnachtsmann.

Was ist denn der Unterschied zwischen dir und dem Weihnachtsmann?

Christkind: Es gibt Kinder, zu denen kommt der Weihnachtsmann, und es gibt Kinder, zu denen kommt das Christkind. Wir teilen uns die Arbeit.

Gibt es Wünsche, die du nicht erfüllen kannst?

Christkind: Ich kann den Weltfrieden leider nicht alleine erschaffen. Das können nur die Menschen.

Sieht das Christkind wirklich alles?

Christkind: Ja. Ich habe mein Sternenfernglas, damit sitze ich auf meiner Wolke und sehe alles.

Was macht das Christkind den Rest des Jahres?

Christkind: Ich muss sehr viel vorbereiten, auch schon im Sommer, weil es ja so viele Kinder gibt. Manchmal komme ich aber auch auf die Erde und leg mich zum Ausruhen an den Strand. Da kann man mich aber nicht erkennen, weil ich mein Flügelkleid nur in der Weihnachtszeit trage.

Glaubst du an den Osterhasen?

Christkind: Ich kenne den Osterhasen! Wir sind befreundet.

Isst das Christkind auch?

Christkind: Natürlich. Selbst im Himmel. Engelchen backen ja auch Plätzchen. Und ich nasche gerne. Jetzt esse ich aber erst einmal drei im Weckla. Ich habe Hunger!

Die oft teuren Wünsche der Kinder und die viele Armut, die du siehst – wie gehst du damit um?

Christkind: Das ist schwer. Aber ich will Kinder glücklich machen. Ich bringe nicht alles auf dem Wunschzettel. Sondern nur das Geschenk, das am meisten Freude schenkt.

Würdest du auch zu mir kommen?

Christkind: Wenn du das möchtest, gerne. Es ist mir egal, ob du muslimisch, christlich, jüdisch, buddhistisch bist oder an nichts glaubst – ich bin ein gütiges Wesen für alle Menschen und für alle da.

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