Freiwilligendienst mal anders: Mexikanerin hilft in Würzburg

10.8.2019, 10:00 Uhr
Freiwilligendienst mal anders: Mexikanerin hilft in Würzburg

© Foto: privat

Andrea Rodriguez arbeitet als Betreuerin in den Mainfranken-Werkstätten in Würzburg, einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung. Die Studentin aus Mexiko hat bereits Erfahrung mit dieser Arbeit. Während ihres Studiums der Ernährungswissenschaften absolvierte sie ein Praktikum in einer Einrichtung wie in Würzburg – nur Tausende Kilometer von Deutschland entfernt in Guadalajara in Mexiko.

Als ihr eine Freundin von dem "Weltwärts-Süd-Nord-Programm" der Bundesregierung und der Möglichkeit erzählte, in Deutschland auf diesem Gebiet zu arbeiten, entschloss sich die 22-Jährige kurzerhand dazu. Jährlich wird bis zu 800 Freiwilligen aus Ländern des globalen Südens ermöglicht, hierherzukommen und einen Freiwilligendienst (FWD) zu leisten.

Der "IB VAP Franken" mit Sitz in Nürnberg betreut dieses Jahr fünf Freiwillige aus Ecuador, Mexiko und Nicaragua, die zurzeit in sozialen Einrichtungen in Nürnberg und Würzburg arbeiten. Eine von ihnen ist Andrea Rodriguez.

Raus aus der Komfortzone

Die Studentin sieht in ihrem Auslandsfreiwilligendienst eine einmalige Gelegenheit, außerhalb ihrer Komfortzone über sich hinauszuwachsen und unabhängiger zu werden. Auch fasziniert sie, neue Dinge und Kulturen kennenlernen zu können, die ihr neue Perspektiven für ihr Leben und ihre zukünftige Arbeit zurück in Mexiko eröffnen.

Über eine mexikanische Partnerorganisation des IB bewarb sich Rodriguez für die Stelle und nahm an einem kurzen Vorbereitungscamp teil. Auch einen einmonatigen Deutsch-Crashkurs absolvierte sie. Da das Programm über den Internationalen Bund (IB) noch relativ neu ist, läuft manches noch nicht so glatt. Elena Gröpel, die Zuständige für das Süd-Nord-Programm in Nürnberg, berichtet davon, dass anfangs nicht genügend Einsatzstellen und Gastfamilien vorhanden waren. Auch der Bewerbungsprozess über die ausländischen Partnerorganisationen müsse sich erst einpendeln.

Nach langer Reise – für die junge Mexikanerin die erste dieser Art – kam die Freiwillige am Flughafen in Frankfurt an. Lebhaft beschreibt sie, wie sie dort im Februar den richtigen Zug nach Würzburg suchte – ausgestattet mit einer detaillierten Beschreibung ihrer Gastmutter. Diese reichte aber nicht, um letzte Zweifel an der Richtigkeit des Zuges zu zerstreuen. Glücklicherweise halfen die erlernten Brocken Deutsch, um Passanten um Hilfe zu bitten.

Wie alle Freiwilligen lebt auch die 22-Jährige in einer Gastfamilie. In Rodriguez Fall handelt es sich um eine ältere Dame, deren Kinder schon ausgezogen sind und die viel Freude daran hat, sich mit neuen Menschen auszutauschen. Die Freiwillige fühlt sich wohl und schwärmt von den Vorteilen des Lebens in einer Gastfamilie: "Es hilft mir, die deutsche Kultur zu verstehen", indem sie am Alltag einer deutschen Familie teilhat, und "meine Gastmutter steht mir bei Problemen beratend zur Seite". Auch für die aufnehmenden Gastgeber kann der Austausch mit ausländischen Freiwilligen eine große Bereicherung darstellen. Der IB sucht übrigens noch Gastfamilien in Nürnberg, Erlangen und Würzburg.

Den Arbeitsalltag beschreibt die Freiwillige als sehr geregelt und fügt schmunzelnd hinzu: "Das entspricht den Klischees, die ich über Deutschland gehört habe." Sie betreut mit zwei Kolleginnen eine Kleingruppe von Menschen mit schwerer geistiger Behinderung. Die 20- bis 25-jährigen Klienten werden jeden Morgen vom Fahrdienst gebracht. Den Tag über wechseln sich Handwerksarbeiten und Erholungsphasen ab. In der Gruppe wird auch gemeinsam gekocht.

Monatliches Taschengeld

An ihrer Arbeit mag Rodriguez vor allem, wie unvoreingenommen und lebensfroh die Menschen sind, die sie betreut. Nach Abschluss ihres Studiums will sie in diesem Bereich weiterarbeiten. Was die Rolle des IBs angeht, so vermittelt er nicht nur die Stellen und Gastfamilien. Elena Gröpel steht den Freiwilligen auch beratend zur Seite. Über die finanzielle "weltwärts"-Förderung sind die ausländischen Freiwilligen versichert, bekommen ein monatliches Taschengeld und besuchen Seminare.

Nach anfänglichen Organisationsschwierigkeiten und Kommunikationsproblemen läuft im Freiwilligenalltag von Rodriguez inzwischen alles gut. Und sie kann ihren Wunsch erfüllen: "Ich wachse über mich hinaus und lerne, mit Widrigkeiten umzugehen und das Beste daraus zu machen."

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