Fridays for Future: Auch 15-Jährige können etwas bewegen

15.8.2019, 13:30 Uhr
Fridays for Future: Auch 15-Jährige können etwas bewegen

© Jean-Christophe Bott/Keystone/dpa

Luisa Neubauer, Jakob Blasel und Linus Steinmetz: Diese drei jungen Menschen haben den Grundstein für "Fridays for Future" in Deutschland gelegt. Seit einem dreiviertel Jahr schaffen sie es, Massen von Schülern, aber auch von Eltern, Wissenschaftlern und Lehrern zu mobilisieren für eine Sache zu kämpfen: besseren Umwelt- und Klimaschutz. Luisa Neubauer war mittlerweile bei verschiedenen TV-Sendungen wie "Hart aber fair" und "Markus Lanz", hielt Reden vor der Grünen-Landesdelegiertenkonferenz in Bad Windsheim und bei der RWE-Hauptversammlung und sprach auch mit Mitstreiter Jakob Blasel vor der Bundespressekonferenz in Berlin.

Dabei kommt sie immer sehr selbstbewusst und eloquent rüber. Sie wählt auch in Interviews ihre Worte mit Bedacht, antwortet auf Fragen schlagfertig und bleibt dabei trotzdem authentisch. Sie klingt wie ein Profi und nicht wie eine Studentin der Geographie. Da fragt man sich: Werden die jungen Aktivisten rhetorisch geschult? Wir haben mit dem dritten im Bunde, dem 15-jährigen Linus Steinmetz, über Kommunikationsworkshops, Parteizugehörigkeiten und weitere Aktionen in den Sommerferien gesprochen.

Du bist ja einer der Mitbegründer der Schülerstreikbewegung in Deutschland. Trotzdem hat man den Eindruck, dass die meisten an Luisa Neubauer interessiert sind und die anderen etwas untergehen. Wie siehst du das?

(Lacht) Es ist schon so, dass es besonders viel Interesse an Luisa gibt, vor allem auch von der Presse. Aber erst mal gibt Luisa alle Anfragen, die von lokaler Ebene kommen, an die Ortsgruppen ab, weil wir zeigen wollen, dass wir mehr als nur ein Gesicht haben. Auf der anderen Seite laufen alle Anfragen über unser Presseteam, und da sehen wir auch, dass wir immer neue Gesichter dazubekommen. Luisa hat sehr viel in der Kooperations-AG zu tun und nimmt natürlich auch viele Presseanfragen an. Ich bin für Internationales und Finanzen zuständig.

 

Was ist denn die Kooperations-AG?

Es gibt 20 bis 30 Gruppen, die sich mit verschiedene Themen beschäftigen, zum Beispiel Finanzen, Presse oder Forderungen. Die Kooperations-AG sorgt dafür, dass Anfragen von Bewegungen und Verbänden in den Arbeitsgruppen bearbeitet werden.

 

Habt ihr denn viele Kooperationen?

Es kontaktieren uns schon viele Leute, die uns unterstützen wollen. Und daran sehen wir, dass viele schon in die Richtung gedacht haben, das aber nie in der Öffentlichkeit ankam. In Aachen haben wir auch mit vielen NGOs und Bewegungen zusammen gestreikt.

 

Wie sieht es mit Parteien aus. Bekommt ihr da auch Unterstützung? Wollt ihr das überhaupt?

Wir versuchen, möglichst viel Abstand zu Parteien zu halten. Wir wollen nicht, dass sich da eine durchsetzt. Alle Parteien sollten mehr zum Thema Klimaschutz machen. Und natürlich würde es uns nicht mehr so glaubwürdig erscheinen lassen, wenn wir anfangen, mit einer Partei zu kooperieren. Aber bisher haben auch noch nicht so viele Parteien versucht, uns zu vereinnahmen.

Luisa ist ja Mitglied bei den Grünen... Wie ist es bei dir?

(Zögert) Ich bin tatsächlich Mitglied der Grünen Jugend. Aber eigentlich sage ich das gar nicht öffentlich, weil es für mich etwas komplett anderes als mein "Fridays for Future"-Engagement ist. Ich will das trennen und habe da auch kein Amt inne; ich habe das schon gemacht, bevor ich bei "Fridays for Future" war. Ich selbst kritisiere dann auch mal die Partei der Grünen. Wir müssen aufpassen, dass wir authentisch sind und den Jugendlichen klar machen, dass jeder bei uns willkommen ist, egal was die Eltern oder sie selbst wählen – solange die Parteien den Klimawandel anerkennen. Uns geht es nur ums Klima und nicht um Parteipolitik.

 

Bei Luisa fällt es sehr auf, und auch bei dir in unserem Telefonat, dass ihr alle sehr eloquent seid. Habt ihr Trainings besucht für Rhetorik und Presseanfragen?

Ich selbst habe noch keine Workshops gemacht, um mich auf Interviews vorzubereiten. Wir sind im Dezember alle in kaltes Wasser geworfen worden und mussten das lernen. Da hatten wir jetzt viel Übung. Aber im Grunde sind Interviews gar nicht so kompliziert wie man vielleicht denkt. Wir versuchen schon auch, Leute, denen das nicht so leicht fällt, zu unterstützen. Aber wir bereiten uns nicht systematisch vor.

 

Fridays for Future: Auch 15-Jährige können etwas bewegen

© Foto: privat

Was hältst von Veranstaltungen zum Beispiel vom Bund Naturschutz, um Schülern in Workshops zu informieren?

An sich ist das ein toller Nebeneffekt von unserem Aktivismus, dass Schüler sich für die Themen interessieren und ihnen auch die Möglichkeit gegeben wird, sich zu informieren. Was ich an solchen Angeboten auch mag, ist, dass nach den Demos zum Beispiel Vorträge von Wissenschaftlern organisiert werden. Es soll ja jedem klar sein, wofür er streikt. Man muss natürlich schauen, dass solche Angebote nicht zu vereinnahmend werden und sich die Organisation damit brüsten wollen. Bisher haben wir aber keine schlechten Erfahrungen gemacht.

 

Manche Organisationen blicken schon mit einem gewissen Neid auf euch, weil ihr das, wofür sie seit Jahrzehnten kämpfen, innerhalb kurzer Zeit auf die Tagesordnung heben konntet...

Davon habe ich jetzt noch nichts gehört, aber es ist natürlich schon so, dass Menschen vor uns den Weg für uns frei gemacht haben. Wir sind allen dankbar, die vorher schon für das Klima gekämpft haben. Aber jetzt kommt es vor allem darauf an, schnell zu handeln, um den Klimawandel zu stoppen.

 

Und zum Schluss geht es noch ums Geld. Wie bezahlt ihr denn eure ganzen Aktionen?

Wir sind stolz darauf, wie wir uns finanzieren. Das geht weitestgehend unabhängig von Unternehmen oder NGOs, denn wir wollen nicht durch externe Interessen gelenkt werden. Deswegen starten wir Crowdfunding-Kampagnen, wo jeder ein bisschen Geld geben kann. Momentan haben wir auf WhatsApp eine "GoFundMe"-Kampagne, um Geld für unseren Sommerkongress zusammenzubekommen.

 

Apropos Sommer: Sind in den Ferien weitere Streiks geplant? Einige Leuten werfen euch ja vor, nur die Schule schwänzen zu wollen . . .

Am Beispiel Niedersachsen kann ich sagen, dass am Freitag nach Ferienbeginn ein großer Streik in Hannover mit mehr als 3000 Menschen war. In den Ferien sind aber nicht so viele Streiks möglich, weil viele im Urlaub sind, und es ist auch mal gut, sich als Einzelperson kleine Pausen zu gönnen. Wir machen dennoch weiter und zeigen auch, dass in den Ferien gestreikt werden kann. Das wird auch in Bayern so sein.

Der nächste globale Streik ist für den 20. September geplant. An dem Tag sind auch alle Arbeitnehmer und Unternehmer aufgerufen, nicht zur Arbeit zu gehen. In der Woche bis 27. September finden verschiedene Aktionen in Nürnberg und Umgebung unter dem #week4climate statt

 

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