"Ich will das eine ideale Bild"

9.10.2013, 12:00 Uhr

Eine Hand boxt ins Wasser. Man sieht, wie sich die Flüssigkeit um die Finger windet, wie es spritzt. Ein anderes Bild zeigt drei Streichhölzer, eines ist bereits entflammt. Das Feuer leuchtet gelb-orange, man sieht weiße Schwaden von Rauch.

Solche Motive sind es, die Hannes im „Studio“ – daheim in seinem Zimmer – in Szene setzt. Sie entstammen dem Bruchteil einer Sekunde, sind aber gestochen scharf. „Der Trick ist, den Blitz richtig zu setzen und an die Einstellungen der Kamera anzupassen“, sagt er. „So kann man das Wasser einfrieren oder den Rauch sichtbar machen.“

Wie das genau funktioniert, hat der Nürnberger sich selbst beigebracht, durch Ausprobieren oder Online-Tutorials. Vom Konfirmationsgeld kaufte Hannes sich seine erste Kamera. Seither knipst er, wenn ihm eine zündende Idee kommt. Spannende Architektur inspiriert ihn, oder Details wie die Kerne eines Granatapfels. Wenn er damit etwas Neues erschaffen kann, kniet er sich rein. Motive, die schon hundertfach abgelichtet wurden, findet er langweilig.

Hannes’ neuestes Steckenpferd ist die Sportfotografie. Dafür muss sein Umfeld herhalten: Er lichtet einen guten Freund beim Parcours ab, seinen Vater beim Bouldern oder Rennradfahren, Kumpels beim Downhill. Auch hier geht’s ihm um den einen aussagekräftigen Moment. „Mit meinen Downhill-Kumpels zum Beispiel bin ich in den Bikepark gefahren, bin die Strecke abgelaufen und habe mir Stellen ausgesucht, die man gut in Szene setzen kann“, erzählt der 16-Jährige.

Da stellt er sich schon mal neben eine Rampe und lässt das Hinterrad nur wenige Zentimeter neben seinem Kopf vorbeirauschen. „Das war ganz knapp“, sagt er rückblickend. Aber gute Fotos könne man eben nur machen, wenn man den Wert der Kamera mal vergisst.

„Das eine gute Bild“, das ist Hannes’ Ziel. Einen Tag oder einen Ausflug zu dokumentieren, reizt ihn hingegen nicht. Auch als Party- oder Urlaubsfotograf lässt er sich nicht gern einspannen.

Momentan macht Hannes, der im Sommer die mittlere Reife am Scharrer-Gymnasium in Nürnberg abgelegt hat, ein viermonatiges Praktikum bei einem Fotografen. Den Beruf selbst zu ergreifen, kann er sich aber kaum vorstellen. „In dem Bereich hat man’s echt schwer, sich als Fotograf einen Namen zu machen“, weiß er.

Das Fotografieren wird also ein Hobby bleiben, neben Radfahren und den Pfadfindern, bei denen er sich als Stammesleiter engagiert. Dennoch hat er es mit seinen Bildern schon mehrfach in diese Zeitung geschafft, vier Motive sind nun bei der Leserfoto-Schau „Objektiv“ ausgestellt und können dort zum „Leserfoto des Jahres 2013“ gekürt werden. Klar macht ihn das stolz – doch gezielt für Wettbewerbe fotografiert Hannes nicht gerne. „Das wäre nicht mein Foto. Ich will die Motive machen, die in meinem Kopf entstehen.“

Die Ausstellung „Objektiv“mit 84 Motiven von Zeitungslesern ist vom 11. Oktober bis 9. November 2013 im Handwerkerhof Nürnberg zu sehen.
 

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