Im Tuk-Tuk durch Phnom Penh

30.12.2014, 13:30 Uhr
Im Tuk-Tuk durch Phnom Penh

© Julia Leykauf

Phnom Penh ist Kambodscha. Phnom Penh ist Hauptstadt. Phnom Penh will entdeckt werden. Machen wir uns also auf den Weg.

Heute verlasse ich das Land, in dem die große Reise begann. Lasse Vietnam hinter mir, all die Erlebnisse der letzten Wochen im Gepäck. Mein Weg führt mich nach Phnom Penh, Hauptstadt Kambodschas.

Morgens um halb sechs verlassen wir den Busbahnhof in Can Tho, sehen die ersten Sonnenstrahlen durch die zugezogenen Vorhänge des Reisebusses schimmern. Es ist halb neun, als wir den Grenzübergang Phnom Den erreichen. Im Besitz meines Reispasses bin ich bereits seit Beginn der Fahrt  nicht mehr. Ein komisches Gefühl, schließlich ist gerade er einer meiner wichtigsten Weggefährten, meine Eintrittskarte in die Welt der fernen Länder.

Im Tuk-Tuk durch Phnom Penh

© Julia Leykauf

An einer der rot-weiß gestreiften Schranken, die hier noch manuell bedient werden, halten auch wir. "Maria!", ruft ein Angestellter des Busunternehmens und drückt mir meinen Pass in die Hand. Keine Vietnamesin noch eine Khmer heißt Maria, ich fühle mich also angesprochen. Die nächsten 50 Meter legen wir zu Fuß zurück. Vorbei an einigen Uniformierten, deren neugierige Blicke uns folgen. Einer von ihnen wirft einen beiläufigen Blick in meinen Reisepass. Er nickt wortlos. Zehn Minuten später finde ich mich auf einer primitiven Steinbank auf einer schattigen Terrasse wieder, sitze neben einem Grenzbeamten, der mir meinen Visa-On-Arrival-Antrag unter die Nase schiebt, auf den er später mein Passbild tackert. Den entscheidenden Stempel auf die nächste unbenutzte Seite meines Reisepasses setzt er erst gegen Bezahlung: Kingdom Of Cambodia. USED. Der Preis? Offiziell 25$ plus willkürliche Schmiergelder. Herzlich Willkommen in Kambodscha!

Andere Länder, andere Sitten? Anderes Land, andere Währung! Noch am Grenzübergang kommt uns eine Dame mit einem dicken Stapel  Scheinen entgegen. Vietnamesische Dong sind es nicht, die sie uns unter die Nase hält: In Kambodscha bezahlt man mit Riel. Dachte ich. Dementsprechend perplex bin ich, als mir der Geldautomat, der mein erstes Ziel in Phnom Penh ist, US-Dollar andrehen will. Und noch dazu Gebühren verlangt, die jegliche Vorstellungskraft übersteigen. In dieser Hinsicht war Geldautomat B nicht besser als A, C nicht besser als B. Und als ich mit frisch gedruckten Dollarscheinen im ersten Café sitze und die Rechnung ordere, wird das Rätsel etwas klarer: Der Riel scheint hier lediglich Wechselgeld zu sein, gezahlt wird in Dollar. Münzen gibt es übrigens keine.

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© Julia Leykauf

Phnom Penh ist Hauptstadt. Hauptstadt eines Königreiches. So dominiert der beeindruckende Königspalast unweit des Flussufers Phnom Penhs Skyline. Er ist offizieller Wohnsitz des Königs, einige Teile des weitläufigen Geländes sind deshalb der Öffentlichkeit nicht zugänglich. So sehenswert er auch ist, ich muss es zugeben: Die letzten zwei Sätze sind aus dem Lonely Planet stibitzt -  ich selbst war gar nicht dort.

Entsetzt? "Wenn man schon mal da ist..." Kurioserweise ist Stress das Stichwort. Reisestress. Und ich kann bestätigen: Dem verfällt man schnell. Bisher nur selten verlassen hat mich das Gefühl, jedes Museum besucht, jeden Stein einer Stadt gesehen, keinesfalls ein Highlight ausgelassen zu haben. Dass dabei manchmal der eigentliche Genuss des Reisens hinten ansteht, merkt man erst, wenn wirklich einmal Zeit bleibt, einen Ort auf sich wirken zu lassen. Oder, wenn man sich dazu eben Zeit nimmt. Und das muss nicht immer in unmittelbarer Nähe einer Sehenswürdigkeit sein! Von einem gemütlichen Sessel auf einer schattigen Terrasse aus das Treiben Phnom Penhs zu beobachten, das laute Rattern der Motorroller auf sich wirken, die letzten Tage und Wochen Revue passieren zu lassen, mit anderen Reisenden ins Gespräch zu kommen: Auch das ist Reisen, das Erlebnisse bringt.

Im Tuk-Tuk durch Phnom Penh

© Julia Leykauf

Aber: Phnom Penh will entdeckt werden. Die erste - und einzige! - Nacht in einem dieser 10$-Ekel-Hostels habe ich mir erfolgreich um die Ohren geschlagen, der Rucksack ist gepackt, ein neues Hotel auserkoren. Mein erster Stop an diesem heißen Sonnentag? Psar Tuol Tong Pong, der russische Markt. Natürlich bringt mich ein Tuk-Tuk an mein Ziel, laut ratternd bahnt es sich seinen Weg durch die viel befahrene Innenstadt. Verkehrsregeln scheinen auch hier nicht zu existieren - und sollte dies doch der Fall sein, werden sie ganz einfach nicht beachtet.

Ein köstliches Bild gibt auch der Polizist ab, der an einer der großen Kreuzungen sein Glück auf die Probe zu stellen scheint: Mit Kelle und Pfeife versucht er genau die Aufgabe zu übernehmen, an der sogar die wenigen Ampeln der Stadt schon lange gescheitert sind. "Arbeit aus, wir gehen nach Haus!", geht es ihm wohl im Kopf herum. Als nämlich wir die Kreuzung queren, verlässt er das Schlachtfeld - und es dauert keine zwei Sekunden, schon hupt und fährt alles aufeinander los.

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© Julia Leykauf

Stöbern, Stöbern, Stöbern! Kein Wunder, dass bei dieser Auswahl an kleinen Geschäften keine Zeit bleibt, den Königspalast zu besichtigen. Verwinkelte Galerien, unsortierte Secondhand-Buchhandlungen oder bis in das letzte Detail wunderschön gestaltete Läden, die von Vintageklamotten zum kleinsten Preis bis hin zu außergewöhnlichen Souvenirs jede Menge Dinge anbieten, die meinen Rucksack füllen könnten und durch ihren Erlös größtenteils sogar Hilfsprojekte unterstützen ...

"Man sieht oft etwas hundert Mal, tausend Mal, ehe man es zum allerersten Mal wirklich sieht." Ein Sprichwort, das wohl auch zutrifft, als ich The Empire, ein kleines, unscheinbares Filmhaus in einer der von Bars gesäumten Seitenstraßen, die sich ihren Weg zum Fluss bahnen, entdecke. Gezeigt wird hier täglich eine kleine Auswahl an Dokumentations- und aktuellen Kinofilmen. Platz nehme ich in einem der zwölf gemütlichen Sessel, die schnell gefüllt sind. Was will man schließlich mehr, als einen heißen Sommertag mit knusprig überbackenen Nachos auf dem Schoß ausklingen zu lassen?

Im Tuk-Tuk durch Phnom Penh

Schlechtes Gewissen? Nein! Um diese Kalorien abzutrainieren, kann ich mich schließlich einfach einer der Aerobicgruppen anschließen, die sich jeden Abend ganz ungezwungen auf der großen Tribüne des Olympiastadions zusammenfinden. Hier ist jeder willkommen, sich dem Rhythmus eines der großen Lautsprecher, die das ganze Gelände beschallen, anzuschließen!

Ganz nebenbei: Ein Tuk-Tuk? Verraten kann ich nur eines: Die ersten Ergebnisse der Bildsuche auf google.com stimmen nicht mit den kambodschanischen Gefährten überein!

Auf bald - mit spannenden Eindrücken aus Thailand!

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