Kurze Verschnaufpause vor dem Endspurt

27.5.2013, 00:00 Uhr
Kurze Verschnaufpause vor dem Endspurt

© Hava

Hanna Meier (18):

Ausgestattet mit einer Essensration, die andere eine Woche problemlos über die Runden kommen lässt, überstand ich die erste Abiprüfung. Das änderte sich aber bis zum Matheabi, bei dem die meisten nur noch einen Apfel dabei hatten. Es fehlte einfach die Zeit zum Essen! Auch die Aufregung ließ nach.

War ich beim Deutschabi noch vollgepumpt mit Adrenalin, musste ich mich bei meinem dritten Abifach Religion zwingen, über der Frage, warum Gott das Leid auf dieser Erde überhaupt zulässt, nicht einzunicken. Gedanken an das Matheabitur hatten mir Albträume und schlaflose Nächte beschert. Doch anstatt glücklich und befreit, verließ ich Mathe vollkommen apathisch. Schon als ich die Angabe vor mir liegen hatte, wusste ich nicht, ob ich lachen oder lieber weinen sollte. Ich entschied mich für beides, abwechselnd, den ganzen Tag. Nie wieder Mathe? Bald nie wieder Schule? Es wollte mir kein Stein vom Herzen fallen. Jetzt habe ich Zeit, darüber nachzudenken.



Mareike Torner (18):

Am Morgen der ersten Prüfung stand meine Freundin mit einem Korb voller leckerer Sachen und Glücksbringern vor der Tür, um mir die bestmöglichen Startbedingungen zu geben – und seitdem ging es nur bergauf! Deutsch und Latein versetzten mich regelrecht in Euphorie. Ich hatte in beiden Fällen das Gefühl, die Arbeit meines Lebens geschrieben zu haben! Mathe war wider Erwarten ziemlich einfach. Das freute mich, weil das Fach mit all seinen Gleichungen und Vektoren mir die meisten Albträume beschert hatte. Mein Hobby, das Schwimmen, behielt ich an den Abenden vor den Prüfungen bei. Es hat mich entspannt und das Gelernte gefestigt!

Nach den Ferien folgen die Colloquien in Englisch mit dem Schwerpunkt auf Shakespeare und Geschichte-Sozialkunde mit dem Dritten Reich. Dafür ist noch mal volle Konzentration und Lern-Motivation gefragt! Zum Entspannen hatte ich eine Woche mit Freunden im Trainingslager mit dem Schwimmverein in der Fränkischen Schweiz. Natürlich hatte ich meine Englisch-Lektüre dabei. Sie lag dekorativ in meinem Koffer. Aber ich glaube, dass die besten Voraussetzungen für das Colloquium eine Woche ganz ohne Denkleistungen und anschließend eine Woche mit intensivem Lernen sind.

Tim Klunker (19):

Endlich Pfingstferien! Lange ausschlafen, den Tag im Garten verbringen und einfach nur entspannen. Schließlich ist das Abi ja schon geschrieben. Aber auch nur „geschrieben“, noch nicht „gesprochen“. Das Colloquium kommt noch.

Deshalb sollten diese zwei Ferienwochen eigentlich unter dem Motto „Englisch & Kunst“ stehen. Es ist kaum was passiert. Erst dachte ich, es liegt an mir. Aber mittlerweile habe ich eingesehen, dass die Zeit so schnell verstreicht und ich nichts dafür kann. Zudem wäre „Romeo and Juliet“ bestimmt genauso spannend, wenn Shakespeare das Stück nur halb so lang geschrieben hätte.

Spaß beiseite: In den verbleibenden Tagen drücke ich richtig aufs Gas! Jetzt sind wir so weit gekommen, da wird es kaum an zweimal

30 Minuten Colloquium scheitern. „Wenn alle Stricke reißen“, sagen Lehrer. „Ist der im Vorteil, der gut labern kann.“ Und das krieg’ ich wohl auf Deutsch und auf Englisch hin.

Shiva Kianpoor (19):

Ich hatte es nicht erwartet, doch tatsächlich spürte ich nach der letzten schriftlichen Abiturprüfung ein Gefühl der Erleichterung in mir. Es befreite mich von der Last, die schon seit Jahren auf meiner Schulter schmerzt! Künftig wird uns kein Lehrer mehr einen „Ich hab’ mein Abi schon, ihr noch nicht“-Satz um die Ohren hauen können. Bald stehen wir auch mit allgemeiner Hochschulreife da.

Diese Tatsache ist erleichternd, aber auch beängstigend: Aus uns werden Erwachsene, die sich einen Weg für ihr Leben suchen sollen. Man ist unsicher, was die Zukunft betrifft und möchte am liebsten einen Plan für den weiteren Ablauf haben, doch den gibt es nicht. Das Leben kann ein spannendes Abenteuer und eine Warteschleife voller unangenehmer Überraschungen sein. Damit klarzukommen, ist der erste Schritt in Sachen Erwachsenwerden. Beginnen wir doch mit dem Mut, sagen zu können: Komme, was wolle, ich bin bereit!

Esther Krauß (17):

In der Turnhalle standen viele Tische, und auf jedem lag ein Duplo sowie eine individuell gestaltete Viel-Erfolg-Karte. Die anwesenden Lehrer waren freundlich und gut organisiert. Das war bei jeder Prüfung so. Leider änderte diese Idylle nichts daran, dass ich beim Matheabi das demotivierendste Erlebnis meiner Oberstufenzeit hatte.

Zuvor hatte ich meine Erwartungen gesenkt und auch die Nervosität besiegt. Ich bin voller Elan in die letzte schriftliche Prüfung gestartet. Aber man kann halt trotzdem immer noch ganz schön absinken. Glücklicherweise entwickelte ich danach schnell eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber dem Ganzen.

Außerdem ist die Zeit zu knapp für Gedanken über Punkte oder Notenschnitte: Die Abizeitung muss fertig werden. Und dann kommen noch Geschichte und Musik. Mit Mundaufmachen hatte ich noch nie Probleme, also wird das schon klappen.

 

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