Landwirtschaft als Unterrichtsfach

25.7.2016, 10:00 Uhr
Landwirtschaft als Unterrichtsfach

Tim (14) hat sich schon entschieden, wofür er heute zuständig sein möchte: Feuer machen. Leonie (12) und Nina (13) schneiden Obst, und Nikola kümmert sich um das Kartoffelfeld. Die anderen Mitschüler hämmern und sägen an den geplanten Fahrradständern, bemalen den Container oder kaufen für das Mittagessen ein. Tim grillt auch noch für seine Mitschüler und schaut, dass das Essen nicht anbrennt.

Tim, Leonie und Nikola sind in derselben Klasse, obwohl sie unterschiedliche Jahrgangsstufen besuchen. In die Klasse gehen insgesamt 24 Siebt- und Achtklässler, die heute die „Jugendschule“ haben. Das ist ein Naturprojekt, für das die Schüler mit dem Fahrrad statt zur Schule zu einem gepachteten Grundstück neben dem Gut Eggendorf in der Nähe von Uttenreuth bei Erlangen fahren.

Hühner waren zu aufwendig

Dort sind sie jede dritte Woche drei Tage lang, um das Grundstück selbst zu bewirtschaften. „Wir haben ein Kartoffelfeld, Obstbäume, Kohlrabi- und Erdbeerfelder. Früher hatten wir auch Hühner, aber das war zu aufwendig“, erzählt Tim.

Landwirtschaft als Unterrichtsfach

Die Schüler und die betreuenden Lehrerinnen des Projekts fahren eine halbe Stunde durch den Wald und haben so genug Abstand von der Schule, um sich voll und ganz auf die Natur einzulassen.

Sobald die Schüler das Grundstück erreichen, wird besprochen, wer welche Aufgabe übernimmt und wer was bauen will. „Am Anfang durften wir einfach darauf los hämmern, aber jetzt nicht mehr. Erst machen wir einen Plan und besprechen den dann mit einer Lehrerin“, meint Nikola.

Die Idee der „Jugendschule“ entstand, weil die Lehrer wissen, dass die Pubertät nicht einfach ist. Die Schüler sollen Gelegenheit bekommen, sich viel draußen aufzuhalten und in der Gemeinschaft ihre Fähigkeiten zu entdecken. Seit einem Schuljahr dürfen die Siebt- und Achtklässler eigene Erfahrung mit Landwirtschaft und Nachhaltigkeit machen. Auch Handwerk und Kreativität spielen eine große Rolle.

Die Schüler bauen viel selbst – aus gekauftem oder geschenktem Material: „Wir haben Fußballtore aus Holzbalken gebaut, für die wir die Winkel genau messen mussten. Außerdem brauchten wir das Holz für Hochbeete und Fahrradständer, die wir aus alten Paletten zimmern“, erzählt Leonie.

Gemischte Klassen

An Montessori-Schulen ist es üblich, dass in einer Klasse zwei Jahrgangsstufen sind. Zur „Jugendschule“ fahren abwechselnd drei Klassen mit Siebt- und Achtklässlern. Donnerstags haben die Schüler am meisten Zeit, um die Natur zu entdecken und mit Lehrern und Mitschülern Zeit zu verbringen. Da räumen sie erst am späten Nachmittag auf und fahren gemeinsam zur Schule zurück.

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© Fotos: Aileen Gonda

Dienstag und Mittwoch sind kürzere Tage, und am Freitag findet in der Schule die Übergabe an die Klasse statt, die als Nächstes zum Grundstück fährt. Die Gruppen halten sich gegenseitig auf dem Laufenden, was gebaut wird oder noch fertiggestellt werden soll.

Wenn jemand nichts mehr zu tun oder keine Lust hat, gerade etwas zu arbeiten, kann er lernen oder Hausaufgaben machen. Bei schönem Wetter auf den Bänken und Bierzeltgarnituren, bei schlechtem Wetter in einem Container, den die Schüler gerade bunt anmalen.

Bei richtig schlechtem Wetter fahren die Schüler allerdings nicht zu dem Grundstück, sondern bleiben in der Schule. Das finden die meisten Schüler aber doof, da sie gerne ins Grüne fahren, um den Tag mit Freunden draußen zu verbringen.

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