Spielwarenmesse: Ich darf rein!

1.2.2019, 15:21 Uhr
Spielwarenmesse: Ich darf rein!

© Horst Linke

Spätestens dann, wenn man in der U-Bahn Richtung Messe nur noch gequetscht einen Platz findet, weil mehr Rollkoffer als Menschen drin sind, die gefühlte 329 Sprachen sprechen, weiß man: Es ist wieder Spielwarenmesse. Und ich war zum ersten Mal mittendrin!

Ich wollte hauptsächlich "Nur mal gucken, was es so gibt". Aber das, musste ich schnell feststellen, ist keine allzu einfache Vorgehensweise. Da die Messe nur für Fachbesucher ist, glauben alle Standbesitzer – verständlicherweise für sie, leider für mich –, dass man vom Fach ist.

Doch wenn man (wie ich) nur dank eines Praktikums in einem Buchverlag eine Eintrittskarte für die Messe ergattert hat, kann man nicht einfach unbedarft von Stand zu Stand schlendern und sich die neuesten Trends im Bereich Brettspiel oder Kinderbuch anschauen. Da lässt man sich schon mal in ein Fachgespräch zum Thema "Die Darstellung von Tieren als lebensechtes Kuscheltier im Vergleich zur Darstellung in Sachbüchern" verwickeln und hofft, dass man schnell wieder rauskommt, bevor man unabsichtlich was Blödes sagt.

Spielwarenmesse: Ich darf rein!

© Fotos: Horst Linke, Hans-Joachim Winckler, d

Pusheen, die knuffige Katze, die man hauptsächlich von Facebook kennt, hat es mir besonders angetan. Müslischale, Klebezettel, Trinkflasche – ich könnte auf der Stelle den ganzen Messestand einpacken. Sehr traurig ist da die Tatsache, dass man gar nichts kaufen kann.

Für meinen Kontostand ist das allerdings ein glücklicher Umstand, ich hätte an jedem zweiten Stand etwas gefunden – von witzigen Tassen über Notizbücher bis hin zu bunten Geldbeuteln gibt es alles, was das kindliche Herz begehrt. Und Glitzer ist ja bekanntlich immer ein Grund dafür, etwas zu kaufen.

Dünn gesät sind dagegen leider die kulinarischen Angebote. Wer mit zielgruppengerechten Genüssen wie Muffins mit bunten Streuseln oder Nudeln in allen Variationen rechnet, wird schnell enttäuscht. Natürlich sind keine Kinder vor Ort, aber solche Sachen schmecken normalerweise ja auch Erwachsenen, oder?

Spielwarenmesse: Ich darf rein!

Ich kenne das Messegelände vor allem von der Verbrauchermesse Consumenta, und da gibt es schließlich eine ganze Halle voll mit Essen! Davon ist auf der Spielwarenmesse weit und breit nichts zu sehen. Der Geruch nach Olivenholz in der Halle zum Thema Holzspielzeug erinnert da noch am ehesten an Essen. Apropos: Ich stelle fest, dass Olivenholz eindeutig besser riecht als chinesisches Plastik.

Ich finde es etwas irritierend, dass Stände mit Puppenwägen oder Bauklötzchen hauptsächlich von stockernst dreinblickenden Schlipsträgern vertreten werden – gerade auf einer Spielwarenmesse sollte man doch meinen, dass die Vertreter ein bisschen lockerer drauf sind.

Man muss ja nicht in der Jogginghose rumlaufen, aber diese maßgeschneiderten Anzüge mit messerscharfen Bügelfalten wirken an einem ganz in rosa getauchten Messestand schon irgendwie fehl am Platz. Ob die schon mal mit einem Kind gesprochen haben, live und in Farbe? Oder kennen die ihre Zielgruppe nur von den bunten Werbeplakaten am Stand?

Mein persönliches Fazit

Es glitzert, es hat riesige Kulleraugen, es ist süß – so würde ich das Standardspielzeug auf der Spielwarenmesse zusammenfassend beschreiben. Tiermäßig scheint es jedenfalls nichts zu geben, was nicht als neuer Trend gesehen wird – vom dauerpräsenten Einhorn über den Flamingo bis hin zum Faultier oder Lama ist so gut wie alles vertreten. Ob als überlebensgroßes Stofftier oder Tassenaufdruck – es gibt nichts, was es nicht gibt. Hoffentlich gehen nicht irgendwann die kuscheligen Tiere aus, die als Trend verkauft werden können . . .

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