Vergebliche Hoffnung auf ein günstiges Semesterticket

25.9.2012, 00:00 Uhr
Vergebliche Hoffnung auf ein günstiges Semesterticket

© Roland Huber, Bearbeitung: Muhamad Alsadi

Jeden Morgen tuckern Hunderte von Studenten mit der Bummelbahn eine dreiviertel Stunde lang von Nürnberg zur Hochschule Ansbach – das zerrt nicht nur an den Nerven, das kostet auch richtig Geld. Denn was für die Erlanger gilt, gilt noch mehr für die Ansbacher: kein günstiges Semesterticket in Sicht.

„Wir sind dieses Problem von verschiedenen Seiten angegangen“, erzählt Martin Hederer von der Ansbacher Fachschaft. Seit Jahren rennt die Studentenvertretung regelmäßig gegen verschlossene Türen beim Verkehrsverbund Nürnberg (VGN).

„Nachdem wir dort direkt gescheitert sind, haben wir versucht, uns mit der Uni in Nürnberg zu verbünden, wir sind zum Stadtrat in Ansbach gerannt, und wir haben es über das Studentenwerk probiert – alles ohne Erfolg“, berichtet Martin enttäuscht.

Die VGN habe den Kompromiss angeboten, ein Semesterticket für die Stadt Ansbach und deren Umland einzuführen: „Das ist aber sinnlos für die Nürnberger.“

Durch neun Zonen

Durch neun Zonen fährt der Pendler von Nürnberg nach Ansbach — und das ist richtig teuer. Der Schüler-Verbundpass kostet 146,50 Euro im Monat; in einem Semester ist man also schnell mit knapp 600 Euro dabei.

„Das ist viel zu viel“, sagt Studentin Julia Krippl, die fast täglich die Strecke auf sich nimmt. Wie die meisten ihrer Kommilitonen greift sie zu Tricks, um etwas günstiger davonzukommen. „Ich versuche, mir mit der Neun-Uhr-Mobi-Card Geld zu sparen“, erzählt die Studentin.

Ganz knapp kalkuliert nimmt sie den spätesten Zug, um die erste Vorlesung zu erwischen – meist kurz vor neun Uhr. Damit die Pendlerin nicht schwarzfährt, stempelt sie auf einer Streifenkarte die Zonen ab, die sie bis neun Uhr durchfährt. „Damit fahre ich aber nur günstiger, wenn die Vorlesungen nach zehn Uhr beginnen. Manchmal verleihen wir auch untereinander die Mobi-Cards oder versuchen, sie uns zu teilen, was natürlich nur selten funktioniert“, erzählt Julia weiter.

Viel gespart ist mit diesen Kniffen aber nicht. Denn zu den 83 Euro für die Mobi-Card kommen je nach Stundenplan einige Streifenkarten à zehn Kröten dazu. Manche Studenten behelfen sich mit Tagestickets. Die kosten aber auch 16 Euro, und so lässt manch einer dann eben die eine oder andere Vorlesung sausen.

Ein Umzug nach Ansbach ist für die meisten dortigen Studenten keine Option. Denn wie an vielen anderen Hochschulstandorten herrscht auch in Ansbach chronischer Wohnungsmangel. Und auch die Sozialen Netzwerke helfen nicht weiter. Zwar haben sich auf Facebook einige Pendler in der Gruppe „Mitfahrgelegenheit Nürnberg – Ansbach“ zusammengeschlossen. Doch die Einträge in dieser Gruppe sind dürftig.

Für einen kleinen Hoffnungsschimmer sorgt immerhin die Gruppe von „Campus Grün“ in Ansbach. Sie arbeitet derzeit an einem Mitfahrportal: Mit dessen Hilfe sollen Autopendler von Nürnberg nach Ansbach mehr Fahrgemeinschaften bilden.

„Natürlich wollen wir damit die Geldbeutel der Studierenden schonen. Aber klar, uns ist der eingesparte CO2-Ausstoß genauso wichtig“, sagt die Vorsitzende Linda Lorenz. Schon seit November 2011 engagieren sich fünf Studierende aus den Bereichen Informatik, Wirtschaft und Multimedia für das Portal. Neben der Programmierung kümmern sie sich um das Design und die Einbindung in das Hochschulrechenzentrum.

Denn „bei einem solchen Projekt gibt es auch einige rechtliche Dinge zu beachten“, erklärt der Leiter des Rechenzentrums, Reiner Schmidt. Zum Beispiel sind „Studierende unter 18 von so einer Mitfahrzentrale ausgeschlossen, da die Hochschule die Verantwortung für die Minderjährigen nicht übernehmen kann“.

Das Portal wird ab Oktober an der Hochschule getestet, geht voraussichtlich im Sommersemester 2013 an den Start und kann nur von den Ansbacher Studierenden genutzt werden. Bis dahin müssen die Pendler aus Nürnberg weiterhin tief in die Taschen greifen.

 

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