Von der Primaballerina zur HipHop-Queen

8.2.2013, 17:38 Uhr
Von der Primaballerina zur HipHop-Queen

© Universum Filmverleih

Blonde lange Haare, Sneaker und ein Lächeln auf den Lippen: Schon bei der ersten Begegnung mit Franziska Kleinschrodt wird klar, HipHop hat nicht unbedingt etwas mit zwielichtigen Gestalten oder Jungs mit Base-Caps und zu tief hängenden Hosen zu tun. Die 16-Jährige tanzt seit zehn Jahren auf HipHop-Musik. Sie deswegen als „Ghetto-Mädchen“ abzustempeln, wäre falsch.

Der Bass tönt laut aus den Boxen, warm ist es, und durch die Fenster hat man einen wunderbaren Ausblick. Hoch oben über den Dächern der Stadt steigt die Generalprobe, sechs Tänzerinnen perfektionieren noch einmal ihre Schritte für ihren Auftritt am nächsten Tag.

Franzis Hüften wippen schnell hin und her, dann kommt der nächste Songabschnitt, und abrupt verändert die 16-Jährige ihre Bewegungsabläufe. Statt impulsiv mit dem ganzen Körper zu tanzen, lässt sie sanfte Gesten folgen. Jedes noch so unbedeutend wirkende Detail wiederholen die Tänzerinnen.

Nur wenn beim Streetdance, also dem Tanzen auf HipHop-Musik, alles synchron abläuft, geben sie sich zufrieden. In einer Discothek wäre Franzi garantiert der Hingucker des Abends, so cool wie sie sich bewegen kann. „Auffallen ist aber nicht mein Ding“, sagt sie.

2011 wurde Franzi mit der Gruppe „Future Skills“ fränkischer Meister im HipHop-Tanzen. Da ist sie aufgefallen. Zuschauer jubelten ihr zu. Ein paar Minuten gehörte die Bühne ihr. „Dafür lohnt es sich, hart zu trainieren“, betont die Schülerin, die bei den Übungseinheiten in Jogginghose und Schlabbershirt auftaucht.

Von der Primaballerina zur HipHop-Queen

© Katharina Tontsch

Warum sie mit dem Streetdance angefangen hat? „Filme, Filme, Filme“, heißt es da nur. Franzi hat – im Gegensatz zu vielen anderen aus ihrer Gruppe – auch schon als Ballerina auf der Bühne gestanden. „Hip-Hop hat dann aber einfach mehr Spaß gemacht“, sagt sie. Durch die Balletterfahrung sei ihr am Anfang vieles leichter gefallen. Takt- und Körpergefühl gehören eben zu jedem Tanzstil gleichermaßen. Von Mädchen, die nur Sport treiben, um ihre Figur in Form zu bringen, hält Franzi nichts: „Ich mache das Tanzen nicht, um abzunehmen.“ Ihre Kleidung, die Playlist auf dem PC und ihr Freundeskreis – überall finden sich Hinweise, dass Franzi nicht nur zwei Stunden pro Woche im Tanzstudio diesen Trend verkörpert. „Sneaker trage ich auch privat.“

Wichtig sei die Marke. Adidas – „Old School“ – würden Breakdancer tragen. Für Franzi ist Nike „in“. Zum Training trägt sie trotzdem weiße Turnschuhe mit den drei Streifen. Ansonsten stehen vor allem lässige Styles ganz oben auf der Liste, aber auch enge Hosen mit weiten T-Shirts seien ok.

Der Unterschied zum Breakdance ist nicht nur eine Frage des Outfits. „Was wir heute unter Streetdance verstehen, waren in Amerika die einfachen Party-Moves, die man abends im Club getanzt hat“, erklärt Franzi.

Daraus entwickelten sich verschiedene Unterarten: Beim „Locking“ bewegt sich der Tänzer lässig wie eine Comic-Figur oder auch dynamisch und ausladend, den Robo-Style nennen die HipHopper „Popping“ und „Waving“ sieht eher wellen- und schlangenähnlich aus. „Meist kombinieren wir diese Stile, damit wir uns passend zum Beat oder dem Text bewegen“, sagt Franzi.

Dass in ihrer Gruppe nur Mädchen sind, ist kein Zufall. „95 Prozent meiner Schüler im Streetdance sind weiblich“, sagt Trainer Spike. Die Jungs würden eher zum Breakdance gehen, was wesentlich mehr körperliche Selbstbeherrschung verlange. Bei Franzi und ihren Mittänzerinnen gibt es aber trotz akutem Jungs-Mangel keinen Zickenkrieg. „Das sind schließlich meine Freundinnen“, sagt die 16-Jährige. So hält sie mit ihren Mädels zwischen den Übungseinheiten gerne kleine Pläuschchen.

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