Wenn Mama arbeitslos ist

7.3.2013, 11:00 Uhr
Wenn Mama arbeitslos ist

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Der riesige Betonklotz in der Regensburger Straße in Nürnberg ist von weitem zu sehen: Das Hochhaus überragt alle anderen Gebäude in der Umgebung. Am Ende jedes Monats findet dort eine wichtige Veranstaltung statt, bei der Journalisten dicke Unterlagen mit sehr vielen Daten zur Lage auf dem Arbeitsmarkt bekommen; Listen, die genau zeigen, in welchen Berufen und Regionen besonders viele oder wenige Arbeitsplätze angeboten werden und ob es genug Lehrstellen gibt.

Die Angaben erstellt die Behörde in Nürnberg nicht alleine, sondern gemeinsam mit Arbeitsagenturen und Jobcentern im ganzen Land. Außerdem werden Vorhersagen – Prognosen wie es in der Fachsprache heißt – gemacht, wie sich der Arbeitsmarkt in Zukunft entwickeln wird. Ob beispielsweise damit zu rechnen ist, dass es in ein paar Jahren zu wenige Ärzte oder Altenpfleger gibt.

Winterpause für Gärtner

Besonders wichtig ist für die monatliche Erhebung aber die Zahl der Erwerbslosen, also der Menschen, die in den vergangenen vier Wochen Arbeit gesucht und nicht gefunden haben. Im Februar waren das ziemlich viele: über drei Millionen Menschen, genauer 3156000! Das sind sogar 18000 mehr als im Januar. Da im Winter aber viele – wie Gärtner oder Bauarbeiter – ihren Beruf aufgrund des kalten Wetters nicht ausüben können, ist der Anstieg eher normal.

In den vergangenen Jahren haben insgesamt wieder mehr Menschen eine Arbeit gefunden, weil es der deutschen Wirtschaft besser geht, und zahlreiche Firmen wieder neue Mitarbeiter einstellen. Aber Politiker und Fachleute bemühen sich natürlich, Arbeitsplätze für möglichst viele Menschen zu schaffen.

Es kann viele Ursachen haben, warum jemand von seiner Firma entlassen wird und er so schnell keinen neuen Arbeitsplatz findet. Vielleicht ist er zu alt: Manche Betriebe glauben, dass Beschäftigte über 50 Jahren häufiger krank sind. Außerdem verdient ein langjähriger Mitarbeiter auch mehr – schließlich hat er am Arbeitsplatz mehr Erfahrung als ein jüngerer Kollege. Manche Berufe braucht man auch einfach nicht mehr, weil Computer und Roboter die Tätigkeiten übernommen haben.

Andere Firmen wiederum wandern ins Ausland ab, wo die Menschen für viel weniger Geld als in Deutschland arbeiten. Häufig kommen mehrere Gründe zusammen, dass Firmen Mitarbeiter entlassen – und ganze Zweige, wie etwa der Stahl- und Maschinenbau, aus Nürnberg verschwinden. Manchmal liegt es aber am Bewerber selbst: Wer schlechte Zeugnisse und keine Berufsausbildung mitbringt, hat nur wenige Chancen, angestellt zu werden.

Die Betroffenen müssen dann um- und weitergeschult werden. Auch das übernimmt die Bundesagentur für Arbeit. Eine ihrer Hauptaufgaben ist aber die Arbeitsvermittlung. Allerdings gelingt das umso schwerer, je länger die Arbeitslosigkeit anhält. Bei Männern und Frauen, die mehr als zwölf Monate ohne Stelle sind, spricht man deshalb von Langzeitarbeitslosen. Gerade schlecht Ausgebildete oder Alleinerziehende (die ihre Arbeitszeiten eben auch auf ihre Kinder abstimmen müssen) haben bei Unternehmen oft einen schlechteren Stand.

224 Euro für ein Kind

Da Menschen, die länger ohne Job sind, kein eigenes Geld verdienen, sind sie auf staatliche Unterstützung angewiesen. Diese Hilfe wird Hartz IV (sprich: Hartz vier) oder Alg II (Arbeitslosengeld zwei) genannt.

Wie viel einem Langzeitarbeitslosen monatlich zusteht, ist genau festgelegt. Ein Erwachsener, der allein lebt, erhält normalerweise 382 Euro. Für ein Kind wird weniger angesetzt: Es bekommt bis fünf Jahre 224 Euro, zwischen sechs und 13 Jahren 255 Euro, und für Jugendliche ab 14 stehen 289 Euro zur Verfügung.

Manche Politiker, Sozialarbeiter oder auch betroffene Familien halten das für zu wenig. Die Leistung kann sogar noch gekürzt werden, wenn der Arbeitslose Arbeitsangebote nicht annimmt.

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