Wie das Fußball-Stadion ins Wohnzimmer kam

18.7.2014, 15:28 Uhr
Wie das Fußball-Stadion ins Wohnzimmer kam

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Deutschland ist Weltmeister! Die DFB-Auswahl rund um Joachim Löw hat das Unglaubliche geschafft, Argen­tinien in einem packenden Fußballkri­mi bezwungen. Ein Zuckerpass von Andre Schürrle auf Mario Götze, und der versenkt mit Links das Runde im Eckigen.

Weiterhin in diesem Erfolgsmoment schwelgen? Kein Problem, der Compu­ter macht’s möglich, zum Beispiel mit dem Fifa-Computerspiel. Denn Fuß­ball kann man nicht nur auf dem Platz spielen, sondern auch am Bild­schirm. Und das seit 1993.

Drei Jahre nach dem fulminanten Sieg der Beckenbauer-Truppe bei der Weltmeisterschaft in Italien sollte der Fußball auch virtuell vermarktet wer­den. Die ersten Gehversuche sahen noch etwas unbeholfen aus. Inzwischen hat sich das damals grafisch noch altbacken wirkende International Soccer genannte Fifa-Spiel von der Firma EA zu einem Welterfolg gemausert.

Konnte man im Debüt-Titel nur zwi­schen verschiedenen Nationalmann­schaften wählen, darunter Deutsch­land, Italien und den Niederlanden, sieht das im aktuellen Ableger aus dem Jahre 2013 völlig anders aus: „Fifa 14“ beherbergt 500 lizenzierte Mannschaften in 30 Ligen und hat nur noch wenig mit dem aus grauer Video­spiele- Vorzeit bekannten Urahn gemein. In der Zwischenzeit war die Popularität der Spielereihe gesun­ken — trotz der massiven Lizen­zierung von Spielern, Verei­nen und Ligen und trotz eines immensen Marke­tingaufwands.

Dies war vor allem der starken Konkur­renz aus Japan geschuldet, wie Bernd Pfeiffer, selbsternannter Chefredakteur des Satireblogs "Der Sport­teil", behaup­tet: "Bis vor fünf Jahren war Pes, die Pro- Evolu­tion- Soc­cer- Serie, rein vom Fußballeri­schen klar über­legen. Jedoch hat Fifa aufgeholt, und beide Franchi­ses befinden sich nun auf Augenhöhe." Da es den 1. FC Nürn­berg nur in Fifa gibt, bevorzugt Pfeiffer dieses Spiel. "Gäbe es den Club bei Pes, würde ich das spielen." Aber der Abgang der Spielerschaft war nicht allein der starken Konkur­renz des Pes-Herstellers Konami geschuldet. Innovationen und Verbesse­rungen wurden von EA Sports nur zögerlich umgesetzt.

„Spielerisch gibt es immer wieder kleine Neuerungen, die aber nicht all­zu extrem ins Gewicht fallen“, erklärt Pfeiffer. Beispielsweise können die Spieler in Fifa 13 den Ball besser annehmen als früher. Positiv ist auch, dass der Ball realistischer springt und fliegt.

Die wahren spielerischen Fortschrit­te sieht Pfeiffer eher auf Seiten des Internets. "Das Erlebnis, online gegen andere zu spielen, ist wahrscheinlich die beste Innovation in Fifa, wie auch generell bei vielen Videospielen." Mit dem Aufkommen der neuen Spielekonsolen von Sony und Micro­soft konnte das Spektrum erweitert werden. Neben der von Pfeiffer posi­tiv bewerteten Möglichkeit, über das Internet gegen "echte Gegner" spielen zu können, konnten die Spiele auch von der besseren Rechenleistung der neuen Plattformen profitieren.

Rein grafisch allerdings, meint Pfif­fer, stagniere die Spielreihe seit 2006. "Das sollte sich aber mit Fifa 15 und den aktuellen neuen Konsolen wie PS4 und X-Box mit ihrer überarbeite­ten Systemarchitektur ändern." Diese Konsolen können laut den Entwick­lern nun auch in der Lage sein, bei hitzigen Zweikämpfen deutliche Spuren auf Spielern und Feld zu hinterlassen. Auch die Ball-Physik soll weiter verbessert werden, und das Stadiongefühl auf dem Platz und den Tribünen soll dank überarbeiteter KI (künstlicher Intel­ligenz) besser transportiert werden.

Natürlich kommt der PC nicht an das Feeling einer Konsole im Wohnzimmer heran, wo man mit Freunden auf dem Sofa zocken kann. Dafür ist der Preis der PC-Ver­sion immer etwas günstiger als die Konsolenableger. Vor allem den restriktiven Ressour­cen einer Videospielkon­sole ist es geschuldet, dass Fifa hauptsächlich für sta­tionäre Geräte entwickelt wur­de. Durch die offene Struktur eines Heim-PCs ist es kaum mög­lich, die für das Spiel wichtige Engine, das Fundament eines jeden Videospiels, richtig zu übertragen.

Wie geht’s weiter? Eckfahnen, die sich je nach Wind hin und her bewe­gen, haben für den Gamer keinen nen­nenswerten Mehrwert. Jedoch dürfen sich nun auch PC-Spieler auf die neue Ignite-Engine freuen, die erstmals auch für den PC verwendet werden soll. Fifa 15 wird voraussichtlich im Herbst erscheinen.

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