"Wo kam die Aufgabe bloß her?"

16.4.2019, 08:00 Uhr
Bald startet die Abiturzeit wieder.

© Robert Gerner Bald startet die Abiturzeit wieder.

Helke Rüder (20): Ich erinnere mich immer wieder mit Schrecken an meine schriftliche Abiprüfung in Chemie zurück: Dieses als Profilfach zu wählen, war wohl einer der größten Fehler meiner Schulzeit. Ich kam mit dem Lehrer nicht zurecht, vom Lieblingsfach mutierte Chemie schnell zu den gefürchtetsten vier Stunden der Schulwoche. Von einer guten Zweier-Schülerin trudelte ich unaufhaltsam auf die Vier zu.

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Die Abiturklausur wollte ich nur noch hinter mich bringen, irgendwie bestehen. Von den vier möglichen Themen hatte ich eines überhaupt nicht verstanden, und natürlich kam ausgerechnet das dran. Ich wusste nicht viel, aber hatte die Hoffnung, dass mir noch was einfällt. So verbrachte ich den Großteil der sechs Stunden damit, den mitgebrachten Proviant zu essen. Und ab der dritten Stunde fing ich an, völlig überzuckert und hysterisch zu kichern.

Obwohl sich unser Lehrer immer beklagte, dass er in unserem Jahrgang so viele mündliche Prüfungen abnehmen müsse, ging ich freiwillig in die Nachprüfung – meine kleine persönliche Rache für den Horror, der mich bis heute beim Wort Chemie überkommt.

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Livia Hofmann (22): Beim Abi-Ball geht es darum, dass der Abend vor allem unvergesslich werden soll. Das wurde er auch für mich, allerdings in einer ganz anderen Hinsicht. Viele Mädels kamen mit Riesenabsätzen zum Abi-Ball, dass ich dachte: Das kann doch nicht gutgehen! Und richtig: Viele Mädchen kamen bei der Zeugnisvergabe ins Straucheln, als sie von der Bühne die Treppe wieder hinuntergingen.

Ich wischte mir schon imaginär den Schweiß von der Stirn und beglückwünschte mich dazu, die richtigen Schuhe zu tragen. Als mein Name aufgerufen wurde, lief ich selbstbewusst den langen Gang zur Bühne hinab und nahm mein Zeugnis entgegen.

Zudem meine Abi-Zeitschrift, eine Schachtel mit einem Schlüsselanhänger und noch drei, vier weitere Zettel. Meine Hände waren praktisch voll. Als ich mich der Treppe zum Hinuntergehen näherte, überlegte ich kurz, wie ich mich am Geländer festhalten sollte, entschied mich aber in letzter Sekunde fürs freihändig Hinunterlaufen – ein Fehler!

Beim ersten Schritt rutschte ich auf den total glatten Stufen aus, konnte mich nicht mehr fangen und fiel vor aller Augen die Treppe runter. Wenn ein Ball haarscharf am Tor vorbeifliegt, kommt von den Fan-Rängen so ein "Ooooh!". Diesmal kam es von etwa 500 Eltern und Abiturienten – es war einer der peinlichsten Momente meines Lebens.

Ich stand aber selbstbewusst wieder auf, tat so, als hätte ich mir nicht die Strumpfhose versaut und meinen Knöchel verstaucht und stolzierte auf meinen Platz zurück. Der Abend war für mich gelaufen – aber er blieb unvergesslich.

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Carima Jekel (20): Mathe und ich – das hat schon die ganze Oberstufe über nicht so recht zusammenpassen wollen. Am Tag des Mathe-Abis war ich fast froh, mit dem Ganzen endlich abschließen zu können. Ich bin also mit einem Mix aus unendlicher Nervosität und totaler Erleichterung, dass die Sache bald vorbei ist, in die Prüfung gestartet.

Dann kam der Schock: Ausgerechnet die zwei Aufgabentypen, die ich als Einzige wirklich verstanden hatte und die laut meiner Lehrerin bestimmt drankämen, waren nicht dabei. Die Aufgaben waren zuvor gestohlen worden und mussten deshalb ersetzt werden.

Bis heute frage ich mich, wo diese Ersatzaufgabe ausgegraben wurde, denn anstatt eines Hypothesentests berechnete ich im Statistikteil den Prozentsatz der mit ABS ausgestatteten Autos. Und der war erschreckend niedrig.

Insgesamt lief das Abi aber ganz gut. Nach der ersten Aufgabe verspürte ich sogar einen kurzen Höhenflug, weil ich das Vergleichsergebnis richtig hatte. Bei der Einsichtnahme im Nachhinein stellte sich allerdings heraus, dass ich am korrekten Lösungsweg vorbeigerechnet hatte.

Die Aufgabe war so wild zusammengebastelt, dass das Ergebnis am Ende irgendwie richtig wurde. Wie ich das geschafft habe, wird wohl für immer ein Rätsel bleiben!

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