Zu den Sternen

9.11.2020, 18:44 Uhr
Zu den Sternen

© Archivfoto: Andre De Geare

"Von Azimut bis Zenit – Einblicke in die arabische Astronomie und Astrologie", lautet das Thema von Petra Schmidl. Sie ist Wissenschaftshistorikerin am Internationales Kolleg für Geisteswissenschaftliche Forschung (IKGF) an der Uni in Erlangen. Weil Publikum aktuell vor Ort nicht möglich ist, bieten die Organisatoren einen kostenlosen Online-Vortrag auf der Video-Plattform "Zoom" an. Das Planetarium setzt sich mit denjenigen in Verbindung, die bereits vorab Karten gekauft haben.

"Die Araber haben die griechische Astronomie und Astrologie nicht nur aufbewahrt und später nach Europa gebracht, sondern auch entwickelt, weitere Einflüsse genutzt und bis nach China verbreitet", erklärt Schmidl. "Daran ist gut zu sehen, wie Wissen wandert, wächst und sich wandelt." Zahlreiche arabische, persische und osmanische Handschriften, die bis ins späte achte, frühe neunte Jahrhundert zurück reichen, sind heute noch erhalten. Schätzungen gehen von rund 10 000 Stück aus. Dazu gibt es bauliche Überreste von Observatorien und Instrumente, die die Gelehrten benutzt haben.

Wie etwa das Astrolabium, ein "Multifunktionsinstrument". Damit ließ sich unter anderem die Höhe eines Objekts über dem Horizont bestimmen, etwa einer Turmspitze oder eines Sterns. Die runden Scheiben funktionierten wie eine Art Planetarium im Taschenformat: Die Gelehrten konnten mit ihrer Hilfe den Sternenhimmel über einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit darstellen und sogar den Verlauf der Himmelskörper. "Es diente zum Messen, Rechnen und Erklären", sagt die Wissenschaftshistorikerin. "Neben dem wissenschaftlichen Nutzen war es aber auch einfach hübsch anzuschauen und gut für repräsentative Zwecke und als Geschenk."

Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg besitzt eine der größten Astrolabien-Sammlungen in Deutschland. Wertvollere Stücke waren meist aus Messing. Experten gehen aber davon aus, dass es vermutlich auch einfachere Varianten aus Pappkarton gab, die allerdings kaum erhalten sind.

Gelehrte, die mit einem Astrolabium auftraten, machten gleich Stand und Stellung deutlich. Dabei unterschieden sie nicht zwangsläufig zwischen Astronomie und Astrologie. "Die Grenzen waren nicht so strikt, wie wir das heute kennen", erklärt Schmidl. "Ein Sultan, der ein Sternen-Observatorium finanzierte, wollte durchaus auch Vorhersagen haben." Die Astronomie war dafür jedoch ebenso von Interesse, um bessere Grundlagen für die Interpretation der Sterne und der Zukunft zu bekommen.

INFO

Die Vortragsreihe "Arabische Wurzeln der europäischen Wissenschaft" kann bis mindestens 30. November nicht wie geplant im Planetarium stattfinden. Der Vortrag am Mittwoch, 11. November, wird ab 19 Uhr kostenfrei auf der Plattform "Zoom" zu sehen sein. Die Übertragung startet eine halbe Stunde früher, um gegebenenfalls technische Probleme zu lösen. Der Link findet sich auf der Webseite www.planetarium-nuernberg.de

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