S-Bahn: Kann das Nadelöhr verschwinden?

16.12.2010, 16:00 Uhr
S-Bahn: Kann das Nadelöhr verschwinden?

© Hans-Joachim Winckler

 Marco Schimmich hat derzeit eine der undankbarsten Aufgaben der gesamten Region zu bewältigen. Seit kurzem firmiert er als „Teilnetzmanager“ der Bahn-Gesellschaft Regio Franken mit der Zuständigkeit für die S-Bahn Nürnberg. Nach der Inbetriebnahme des um das Dreifache gewachsenen Netzes am vergangenen Wochenende steht nun die nächste Nagelprobe bevor: Gelingt es, zwischen Nürnberg und Fürth das neue Gleis betriebsfertig zu bekommen?

Im Moment, sagt Schimmich, „fahren wir hier auf zwei Gleisen mit dem Ersatzkonzept des Ersatzkonzepts“. Fachleute der Deutschen Bahn wie des Eisenbahnbundesamtes prüfen die Strecke heute gewissermaßen auf Schwelle und Weiche, auf Signal und Leitung. Von dieser Prüfung hängt einiges ab.

Seit Sonntag fährt die S1 nämlich zweigeteilt: Der eine Ast fährt nur zwischen Hartmannshof und Nürnberg-Hauptbahnhof. Der andere beginnt in Fürth und reicht bis Forchheim und Bamberg. Das dritte, eigens für die S-Bahn gebaute Gleis konnte nicht rechtzeitig fertiggestellt werden.

Das führt im Betriebsablauf des Gesamtnetzes zu manchen Verspätungen und logistischen Verrenkungen. Netzmanager Schimmich gibt sich jedoch zuversichtlich: „Ich bin ganz guter Dinge, dass es nächste Woche besser gehen muss.“

Das erwarten auch die Fahrgäste. Die Umstellung des Fahrplans, die Erweiterung der S-Bahn, die monatelangen Bauarbeiten und die Unbilden des Wetters — alles zusammengenommen hat die Nerven der Bahn-Kunden böse strapaziert.

Kein eigenes Gleis

Am Mittwoch hielten sich die Verspätungen im Bereich der S-Bahn in Grenzen. Auf der Linie S 4 nach Ansbach kam die Bahn aus dem Takt, weil ein liegen gebliebener Zug die Strecke blockierte. Auf diesem Ast hat die S-Bahn kein eigenes Gleis. 46 S-Bahnen müssen sich täglich die Schiene mit neun Regionalexpressen, acht Intercitys und etlichen Güterzügen teilen.

Um den Takt halten zu können, sind die Wendezeiten in Nürnberg und Ansbach mit zehn beziehungsweise sechs Minuten sehr kurz bemessen. Zugbegleiter sprechen inzwischen offen davon, dass ihrer Meinung nach der Takt zu eng gesteckt sei. Ein Bahn-Sprecher erklärte, man werde die Situation in jedem Fall genau beobachten.

Ebenfalls problematisch ist regelmäßig die S3 nach Neumarkt. Vor und hinter dem Bahnhof Fischbach konnten, wie berichtet, wegen des Wintereinbruchs zwei Weichen auf dem zusätzlichen Gleis nicht eingebaut werden.

Jetzt teilt sich die S-Bahn einen Streckenabschnitt mit dem Fernverkehr nach München — und muss dementsprechend, zum Verdruss der Nahverkehrskunden, immer wieder Rücksicht auf die schnellen ICE-Züge nehmen.

Marco Schimmich seufzt, wenn er daran denkt: „Wir brauchen im Prinzip nur zwei frostfreie Tage“, dann wäre ein weiteres Nadelöhr beseitigt. Aber im gleichen Atemzug schränkt der Netzmanager ein: „Zwei frostfreie Tage, möglichst am Wochenende.“ Im Moment jedenfalls scheint dies von der Jahreszeit etwas zu viel verlangt zu sein.