Kindertagesstätten

Schwabach: ErzieherIn w/m/d, verzweifelt gesucht

8.10.2021, 22:52 Uhr
Krippen, Kindergarten und Horte gibt es immer mehr, weil die Geburtenzahlen steigen. Aber am Personal fehlt‘s zunehmend. In Schwabach musste deshalb der Waldkindergarten jetzt zwei Tage lang geschlossen bleiben.  

© Monika Skolimowska, NN Krippen, Kindergarten und Horte gibt es immer mehr, weil die Geburtenzahlen steigen. Aber am Personal fehlt‘s zunehmend. In Schwabach musste deshalb der Waldkindergarten jetzt zwei Tage lang geschlossen bleiben.  

Zum Beispiel die Pusteblume: kürzlich zwei Tage lang geschlossen. Nicht wegen Corona, wegen eines positiven Corona-Tests oder wegen Quarantäne-Anordnung des Gesundheitsamtes. Es war schlicht niemand mehr da, der sich in Schwabachs einzigem Waldkindergarten um die Kinder hätte kümmern können.

Ein Einzelfall? "Solche Dinge wird es in Zukunft häufiger geben", hieß es jüngst im Jugendhilfeausschuss des Stadtrates. Das betreffe städtische Kitas genau wie die von freien Trägern. "Es ist schwierig, offene Stellen zu besetzen. Und es wird immer schwieriger", fasste Jugendamtsleiterin Brunhilde Adam die Situation zusammen.

100000 Fachkräfte fehlen

Ein paar überregionale Zahlen machen das deutlich. Allein im Zug des deutschlandweiten Kita-Ausbaus stieg von 2010 bis 2018 die Zahl der Erzieherinnen und Erzieher, der Kinderpflegerinnen und Kinderpfleger von 300000 auf 400000.

Aber: Man bräuchte schon heute 100000 mehr. Und bis Ende des Jahrzehnts, so sagen Studien voraus, wird die Lücke auf 200000 Fachkräfte ansteigen. Unter anderem deshalb, weil es - erfreulicherweise - wieder mehr Geburten gibt. Und weil ab 2026 Grundschulkinder das Recht auf ein Ganztagesangebot haben.

248 Erwachsene für 1606 Kinder

In Schwabach sind die Zahlen selbstverständlich nicht ganz so hoch. 27 Kindertageseinrichtungen gibt es: Krippen, Kindergärten, Horte. 248 Frauen und Männer kümmern sich dort um 1606 Kinder. Weil viele in Teilzeit arbeiten, gilt schon jetzt: Es sind zu wenige Erwachsene für zu viele Kinder. Alle Träger klagen über ein unzureichendes Angebot an Fachkräften.

Aber: Das kann man nicht herbeizaubern. Brunhilde Adam stellte im Jugendhilfeausschuss einige Ansätze vor, wie man neues Personal gewinnen kann: durch Weiterbildung, durch eine Attraktivitätssteigerung der Ausbildung, durch gute Arbeitsbedingungen (leicht gesagt, wenn es an allen Ecken und Enden personell brennt), vielleicht durch die Ansiedlung einer Fachakademie für Sozialpädagogik in der Stadt, die auf die bestehende Fachschule für Kinderpflege aufgesattelt werden könnte.

Für einige Zuhörerinnen und Zuhörer klang das alles aber nicht nach dem großen Rettungsplan, sondern eher wie das Pfeifen im dunklen Wald.

Wächst die Infrastruktur mit?

Stadtratsmitglied Dr. Markus Hoffmann (FW) stellte sich deshalb die Frage, ob es Schwabach verantworten kann, weiterhin so rasant zu wachsen. "Wir entwickeln neue Wohngebiete in der Nördlichen Ringstraße, in der Wiesenstraße, An der Autobahn, auf dem ehemaligen Niehoff-Gelände. Wir werden dort auch neue Kitas bauen. Aber finden wir genügend Personal, damit diese Kitas jemals öffnen können oder müssen wir am Ende unsere Neubürger mit einer mangelnden Infrastruktur alleine lassen?"

Hoffmann fand, dass das Thema nicht nur im Jugendhilfeausschuss diskutiert werden müsste, sondern im Gesamt-Stadtrat.

Brunhilde Adam hielt das für eine gute Idee. Aber sie wollte auch nicht schwärzer als schwarz malen: "Es ist schwer. Aber bisher ist es eben am Ende doch immer noch gelungen, ausreichend Personal für die Einrichtungen zu finden. Auch wenn es immer länger dauert."

Angebot wird verknappt

Und in der Zwischenzeit? Müssen manche Einrichtung, wie kürzlich die Pusteblume, vorübergehend schließen, müssen andere die Öffnungszeiten einschränken oder das pädagogische Angebot - Stichwort Ausflüge oder Musikwerkstatt - kappen. Wie hatte es Adam in ihrem Vorbericht so schön geschrieben? "Das sind die unschönen Schlaglichter auf die Auswirkungen des Fachkräftemangels in den Kitas."

Keine Kommentare