Seilbahn zwischen Nürnberg und Stein? Experten zweifeln

22.4.2019, 12:37 Uhr
Deutschlands einzige wie ein Nahverkehrsmittel betriebene Seilbahn schwebt am riesigen Reiterstandbild von Kaiser Wilhelm I in Koblenz vorbei. Ursprünglich sollte sie nur während der Bundesgartenschau betrieben werden, doch nun ist sie eine Dauereinrichtung.

© Thomas Frey/dpa Deutschlands einzige wie ein Nahverkehrsmittel betriebene Seilbahn schwebt am riesigen Reiterstandbild von Kaiser Wilhelm I in Koblenz vorbei. Ursprünglich sollte sie nur während der Bundesgartenschau betrieben werden, doch nun ist sie eine Dauereinrichtung.

Diese große intermodale Verkehrsuntersuchung zur Entlastung von Stein wird derzeit von der Stadt Nürnberg, der Stadt Stein, dem Landkreis Fürther Land, dem Verkehrsverbund VGN und dem staatlichen Bauamt vorbereitet. Die Studie soll noch im Jahr 2019 vergeben werden, sagt Frank Jülich, Leiter des Nürnberger Verkehrsplanungsamtes. Mit Blick auf die Seilbahn-Idee zeigt sich der Verkehrsplaner sehr kritisch: "Wir können uns nicht vorstellen, dass dieses neue Verkehrssystem auf einer relativ kurzen Strecke sinnvoll ist. Man beachte hohe Investitionskosten, Umsteigezeiten und geringe Nachfrage durch Umsteigewiderstand."

Zudem sieht Jülich "keine Reisezeitvorteile", dafür aber enorme Betriebskosten, viel Platzverbrauch für Park & Ride-Flächen und Stützen. Sein Fazit lautet: "Schwer vorstellbar, dass ein solches Angebot verkehrlich und wirtschaftlich einen hohen Nutzen hat." Aus seiner Sicht machen Seilbahnprojekte in aller Welt "dort Sinn, wo topografische oder sonstige Hindernisse überwunden werden müssen".

Trotzdem haben die Nürnberger Verkehrsplaner die luftige Alternative zu einer Verlängerung der Untergrundlinie ab der U 2-Endstation in Röthenbach nicht kategorisch abgelehnt. Jülich: "Wir wollen uns dem Wunsch der Stadt Stein nicht verschließen und die Seilbahn von einem externen Gutachter mit untersuchen lassen, nachdem ein Verkehrsgutachten eh beauftragt wird."

Vorbei am Faberschloss

Die Steiner CSU hatte in ihrem Prüfantrag auf Ankara und New York verwiesen, wo es bereits Seilbahnen als öffentliche Nahverkehrsmittel gibt, und auf eine laufende Initiative für eine Seilbahn über den Frankfurter Ring in München. Vorgeschlagen wird eine Strecke von Nürnberg-Röthenbach und vorbei am Faberschloss nach Stein.

Der Antrag sei "viel belächelt" worden, räumt Steins zweiter Bürgermeister und CSU-Stadtrat Bertram Höfer ein. Doch viele Kommunen in Deutschland würden über Seilbahnen nachdenken, betont er. Deshalb sieht die CSU im schwebenden Verkehrsmittel durchaus eine "Zukunft der Mobilität". Tatsächlich gibt es in Deutschland nur eine Seilbahn als Nahverkehrsmittel. 2011 wurde sie in Koblenz gebaut, um Gäste der Bundesgartenschau vom Rheinufer zur Festung Ehrenbreitstein zu bringen. Sie kann 7600 Personen pro Stunde transportieren, ihr Bau kostete zwölf Millionen Euro. Eigentlich sollte sie hinterher abgerissen werden, eine Bürgerinitiative verhinderte dies. Nun läuft sie bis mindestens 2025.

Über eine Seilbahn wird auch in Wuppertal diskutiert, wo es schon eine Schwebebahn gibt. Sie soll den Hauptbahnhof mit der Universität und einem Schulzentrum verbinden, eine Strecke von 2800 Metern. Es wird mit Baukosten von rund 90 Millionen Euro gerechnet. Am Tag der Europawahl können die Wuppertaler über das Projekt abstimmen.

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