Simba-Dickie zieht Schlussstrich unter böses China-Kapitel

27.1.2014, 11:00 Uhr
Simba-Dickie zieht Schlussstrich unter böses China-Kapitel

© H.-J. Winckler

„Es war ein sehr bewegtes Jahr“ zog jetzt, wenige Tage vor Beginn der Spielwarenmesse, Simba-Dickie-Chef Michael Sieber Bilanz der wirtschaftlichen Entwicklung seines kleinen Imperiums. Zu dem gehören so bekannte Marken wie Eichhorn-Holzspielzeug, Noris-Gesellschaftsspiele, Schuco-Modellautos oder Big mit dem weltweit bekannten knallroten Bobby-Car.

Was Sieber so wenig spektakulär als „bewegtes Jahr“ umschreibt, hatte es in Wirklichkeit in sich: Die Spätfolgen der europäischen Schuldenkrise, Währungsturbulenzen in den Schwellenländern, interne Kosteneinsparungen und die Integration des aus der Insolvenz heraus übernommenen Modelleisenbahnherstellers Märklin wirbelten einiges durcheinander bei dem seit Jahren fast ohne Unterbrechung dynamisch wachsenden fränkischen Spielzeugherstellers.

Dramatischer Schlussstrich

Mit Abstand die größte Herausforderung aber war das dramatische Ende der vor sieben Jahren begonnenen Zusammenarbeit mit dem chinesischen Joint-Venture-Partner Whole Kind. In dem Gemeinschaftsunternehmen produzierten 1000 chinesische Simba-Dickie-Mitarbeiter Spielwaren für die Marken Simba, Smoby, Dickie und auch Big – zumindest auf dem Papier.

Viel zu spät haben die Fürther nach eigener Darstellung gemerkt, dass ihr chinesischer Partner sie „gemolken hat“, wie Sieber es formuliert. Da sei Geld und Material in unbekannte Kanäle verschwunden, da seien Arbeiter beschäftigt worden, die es offenbar gar nicht gab – kurz: „Das lief aus dem Ruder und kostete uns einen einstelligen Millionenbetrag“, resümiert der Unternehmenschef bitter.

Als Geisel genommen

Die Firma wurden inzwischen liquidiert. Doch auch das ging nicht glatt. Die Beschäftigten nahmen nach diesen Angaben sogar einen deutschen Simba-Manager kurzzeitig als Geisel, um ihre Forderung nach höherer Abfindung durchzusetzen. Werkzeug und Produktion wurden an chinesische Lohnfertiger vergeben, „bei einigen Produkten kam es zu Lieferverzögerungen“, bekennt Sieber. Die Zahl der Beschäftigten verringerte sich damit weltweit von 4200 auf 3200, am Standort in Fürth sind stabil rund 300 Mitarbeiter beschäftigt.

Trotz der Probleme in Asien steigerte die Simba-Dickie-Gruppe den weltweiten konsolidierten Gesamtumsatz nach einer Delle im Jahr zuvor um 2,6 Prozent auf 631 Mio. €. „Bei den nach wie vor sehr bescheidenen Wachstumsraten in Deutschland und den sogar rückläufigen Märkten in Europa ist das mehr, als man erwarten konnte“, bekräftigt Finanzchef Manfred Duschl.

Wachstumstreiber waren unter anderem Russland, Südamerika und der Mittlere Osten. Die ohnehin sehr gute Ertragslage habe sich 2013 weiter verbessert. so Duschl. Auch 2014 will die Nummer eins unter den deutschen Spielzeugherstellern zulegen, der Umsatz soll um 2,2 Prozent auf 645 Mio. € ansteigen.


Ja – und dann war da ja auch noch Märklin. Im Frühjahr 2013 hatte Sieber zusammen mit seinem Sohn Florian den Göppinger Branchenführer übernommen – zum Privatvergnügen quasi, denn zur Simba-Dickie-Gruppe will Sieber seine neueste Erwerbung nicht zählen. Entsprechend wollte er aktuell auch nicht viel zur Entwicklung der Modelleisenbahnmarke sagen. Nur so viel: „Da haben wir noch einen weiten Weg zu gehen, aber wir sind sicher, dass wir Märklin langfristig wieder auf die Erfolgsspur führen können“.

Ursprünglich war im ersten Jahr der Übernahme ein Umsatzplus auf 115 Mio. € geplant. Doch schon Ende vergangenen Jahres dämpfte Sieber im Gespräch mit dieser Zeitung die Erwartungen. Das Tauziehen mit dem Handel um Rabatte sei zu Lasten der Erlöse gegangen, sagte er, Statt der geplanten 115 Mio. rechnete Sieber zum Jahresende nur noch mit 107 bis 110 Mio. €.

Ein unruhiges Jahr also für den Simba-Dickie-Chef. Dazu passt, dass jetzt auch noch Marketingchef Stefan Lutz die Fürther verlässt. Als Grund werden „unterschiedliche Auffassungen in der zukünftigen Marketingausrichtung“ genannt.

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