Solo für eine Viererkette

22.1.2018, 18:53 Uhr

Ob dieses kurze Werk, entstanden vor gut 30 Jahren als Bühnenmusik zu Samuel Becketts gleichnamiger Novelle, allerdings eine neue Begeisterung entfachen wird, bleibt abzuwarten. Die Sogwirkung dieser, durch Repetitionen fast hypnotisch wirkenden Musik, deren hochkomplexe Struktur nur ornamenthaft im Fluss der Stimmen durchscheint, ist als Auftakt des Konzerts der Nürnberger Symphoniker am Sonntag in der Meistersingerhalle mehr Aperitif denn Hauptmenü.

Musikalisch kalorienreicher geht es bei Haydns Erfolgsstück seiner "Sinfonia concertante" zu. Als Zwitterstellung zwischen Sinfonie und Solokonzert bietet sie gleich vier Orchestermitgliedern die Möglichkeit, sich in schönster Weise vorzustellen. Solche Reisespesen sparenden Konstellationen freuen nicht nur den Schatzmeister am Dutzendteich, sondern beglücken auch das Publikum. Heiter und virtuos wirft sich da die Viererkette die musikalischen Bälle zu, verbindet sich mit den Orchesterkollegen zu erfreulich dialogischer Meisterschaft, bei der selbst der Konzertmeister Maxim Kosinov Primus inter pares bleibt – neben Sophia Huschle (Oboe), Makiko Kunow (Fagott) und Ariel Barnes (Cello).

Nach der Pause wagen sich die Symphoniker an das Hochamt von Anton Bruckners 7. Symphonie. Auch wenn dieses 1884 in Leipzig uraufgeführte Werk zu den angeblich leichtgängigsten Werken des Komponisten gezählt wird, enthält es genug Substanz, um den Hörer durch seine epische Breite von weit über einer Stunde tüchtig zu fordern. Lutz Köhler als Gastdirigent zeigt sich äußerst erfahren im Umgang mit diesem Klanggebirge, setzt nicht auf einen detailverliebten Orchester-Schmusekurs, sondern ist ein Mann für klare Linien und wegweisende Signale. Dass das hervorragende Blech eine Sonderrolle spielt, wird nicht nur im zweiten Satz deutlich, der als Trauermusik die innere Beziehung zwischen Bruckner und Richard Wagner ausdeutet.

Erst in den beiden letzten Sätzen verschlankt sich die musikalische Wucht Bruckners. Das Scherzo scheint die Fesseln zu lösen und das Finale mit dem Hauptthema des Kopfsatzes zieht die Bilanz. Die Symphoniker leisten dies mit Bravour. Das Nürnberger Publikum bildet keine genuine Bruckner-Fangemeinde: Aber ein Konzerterlebnis wie an diesem Sonntagnachmittag schließt nicht aus, dass man auf einem guten Weg ist, eines zu werden.

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