Spiele ohne Grenzen

13.7.2018, 19:25 Uhr
Spiele ohne Grenzen

© Foto: R. Burk

Lutz Häfner gehört zu den erfolgreichsten und umtriebigsten Saxofonisten seiner Generation. Lang ist die Liste derer, die er mit seinem Instrument schon begleiten durfte. Ob Bonnie Tyler oder Helen Schneider, Albert Mangelsdorff oder die Fantastischen Vier: Der 1972 geborene Nürnberger kennt keine Berührungsängste.

Die Begegnung mit den Symphonikern, die sein langjähriges Stammquartett um Rainer Böhm (Piano) Paul Höchstädter (Drums) und Christian Diener (Bass) orchestral einbetten, erscheint da geradezu zwangsläufig.

Am ersten von zwei Konzertabenden im Serenadenhof konzentriert sich das Programm auf Stücke, die sich der reinen Gefälligkeit entziehen und etwas von dem hohen Anspruch erzählen, den der Sideman von Till Brönner und Jazz-Echopreisträger hier musikalisch erfüllen möchte.

Wenn etwa der Konzertmeister der Nürnberger Symphoniker das Andante aus Béla Bartóks 1. Violinkonzert anstimmt, befriedigt das nicht nur Sehnsucht des treuen Abonnentenpublikums, sondern liefert auch die passende Introduktion für Lutz Häfners groovige Eigenkomposition eines "Bar Talk with Béla".

Häfner kann auf dem Tenor alles spielen. Nigel Hitchcocks elegisches Lamento bringt er in solchen Höhen über die Bühne, dass man zweimal schauen muss, ob er nicht bereits zum Sopransaxofon hinübergewechselt ist. Dieses bedient er dann wiederum mit einem betörend klaren und stets zur Eloquenz neigenden Ton in Rainer Böhms "Hypo".

Steffen Schorn, selbst Jazz-Professor an der Nürnberger Musikhochschule, führt die Symphoniker durch Arrangements, die auch etwas von der Bewunderung Häfners für den gleichfalls in Franken aufgewachsenen und später in die USA emigrierten Erfolgs-Arrangeur Claus Ogermann verraten. Häfners Version der Ballade "Spring can really hang you up the most" hat nicht wenig von jenem Seidenglanz, der auch Ogermanns Handschrift auszeichnete.

Die intensivsten Augenblicke gelingen Häfner jedoch in der kleinen Form, im Dialog mit seinem Alter Ego Rainer Böhm am Klavier. John Coltranes Komposition "Central Park West" leuchtet als Ballade in geheimnisvoller Schönheit wie ein geschliffener Diamant. Mit einer rasanten Taxifahrt durch das kolumbianische Bogota verabschieden sich Häfner und die Symphoniker von ihrem Publikum – es hätten auch die Straßen von San Francisco sein können.

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