1:1 bei der Eintracht: Ein Eigentor öffnet dem Club die Tür

19.5.2016, 22:20 Uhr
Wichtig für den Club: Marco Russ verlängerte die Freistoßflanke von Sebastian Kerk ins eigene Netz.

© Sportfoto Zink / WoZi Wichtig für den Club: Marco Russ verlängerte die Freistoßflanke von Sebastian Kerk ins eigene Netz.

Zum bis Donnerstag letzten Mal war der 1.FC Nürnberg kurz vor Weihnachten auf eine Bundesligamannschaft getroffen, im DFB-Pokal-Achtelfinale endete das mit einem 0:2. Nürnberg hatte sich tapfer bemüht, aber der damalige Bundesliga-Dritte war doch eine gute Nummer zu groß für den Club.

Agilität trifft Kampfesmut

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Am Donnerstag traf man sich mit dem Bundesliga-Drittletzten, wieder war es ein außergewöhnliches Spiel, das erste der Relegation zur Bundesliga. Wieder sah man, wer der Erstligist war und wer der Zweitligist, Eintracht Frankfurt war im heimischen Stadion die agilere, spielbestimmende Mannschaft – aber dem 1. FC Nürnberg gelang es, sich unter schwierigen Umständen in ein selten schönes, aber spannendes Spiel zu kämpfen.

In hitziger Atmosphäre trennte man sich mit 1:1 (0:1), Nürnbergs Führung durch ein Eigentor von Marco Russ machte Mijat Gacinovic wett – für den unterklassigen Herausforderer war es ein glückliches Remis, Prognosen für das Rückspiel am Montagabend im Frankenstadion musste man anschließend kaum wagen, wie sehr die Relegationsserie von Unwägbarkeiten lebt, hatte man gesehen. Immerhin: Der Club sah am Ende nicht mehr so unterlegen aus wie in den ersten Minuten dieser etwas ungleichen Auseinandersetzung.

Den Hinweis ihres Trainers Niko Kovac, dass die Serie aus zwei Spielen bestehe und es wahrscheinlich Geduld brauche, mochten die Frankfurter nicht allzu wörtlich nehmen; die Eintracht legte es vom Anstoß weg darauf an, ihrem Gast zu imponieren – es gelang, unter dem massiven Druck der Frankfurter waren die Nürnberger schwer beschäftigt, ihre Grundordnung wenigstens einigermaßen zu halten. Es gelang oft nicht; Rene Weilers Team, in dem Ondrej Petrak und Hanno Behrens die Mittelachse bildeten, fand zunächst kaum in die Zweikämpfe, lief dem Ball meistens hinterher und ließ dem Favoriten darüber zu viele Flure offen.

Eine Balance zwischen Defensive und Offensive ließ sich darüber kaum finden; Nürnberg war fast ausschließlich mit dem Verteidigen beschäftigt – profitierte dabei aber von jenem Manko, das die Eintracht nach Rang neun im Vorjahr in dieser Spielzeit in den Tabellenkeller geführt hatte. Bei allem Elan mangelte es im entscheidenden Augenblick an der Präzision, kreative Offensiv-Momente gehen dem Frankfurter Spiel weitgehend ab – auch mit dem nach drei Monaten Zwangspause zurückgekehrten Alexander Meyer fehlte die letzte Entschlossenheit im Abschluss. Vor der Pause musste Nürnbergs Torwart Raphael Schäfer nur einmal ernsthaft eingreifen, als gegen den vom Ex-Nürnberger Timothy Chandler freigespielten Stefan Aigner klärte, das passierte schon nach sieben Minuten.

Frankfurt schien die Fruchtlosigkeit seiner Bemühungen mehr und mehr zu irritieren, nach 25 Minuten beruhigte sich die Lage allmählich, auch wenn Nürnberg nach vorne, abgesehen von einem hoch übers Tor geschlagenen Freistoß von Rückkkehrer Sebastian Kerk (29.), nahezu nlcht stattfand – bis kurz vor der Pause.

Kerk, Russ, Club-Führung

Wieder schlug Kerk, für den Rurik Gislason in der Stammelf hatte Platz machen müssen, einen Freistoß von der rechten Seite nach innen – wo zwar kein Nürnberger zur Stelle war, aber Eintracht-Kapitän Marco Russ den unglücklichsten Moment des Abends erlebte. Aus sechs Metern Torentfernung sprang ihm der Ball unglücklich an den Fuß und kullerte zum 0:1 ins Netz, 0:1 nach 42 Minuten – durch jenen Spieler, bei dem zwei Tage vor der vermeintlich schicksalsträchtigen Partie eine Tumor-Erkrankung diagnostiziert worden war und der im Rückspiel nicht mehr dabei sein wird, nach Seitenwechsel sah Russ die zehnte Gelbe Karte.

Dass die Führung selbst mit größtem Wohlwollen kaum als verdient zu bezeichnen war, war natürlich nicht das Problem der Gäste; die wären mit einer torlosen ersten Hälte schon gut bedient gewesen, durften das überraschende Erfolgserlebnis aber immerhin als so etwas wie einen leicht überreichen Lohn für ihr Bemühen nehmen, sich im Frankfurter Anrennen irgendwie behauptet zu haben.

Nach Seitenwechsel sah man selbstbewusstere Nürnberger, die sich geschlossener wehrten und das Gesamtbild zu ihren Gunsten korrigierten – aber, der speziellen Logik dieses Spiels folgend, die schöne Führung nach 65 Minuten los waren. Wieder Chandler hatte sich über rechts durchgesetzt und Mijat Gacinovic bedient. Eintrachts Serbe wand sich im Zweikampf um Nürnbergs Kapitän Miso Brecko herum und schloss aus sechs Metern unhaltbar für Schäfer zum 1:1 ab.

Schäfer rettet das Remis 

Zarte Nürnberger Konterversuche sorgten gegenüber für wenig Aufregung, der Bundesligist drängte nun auf eine Entscheidung, und Raphael Schäfer durfte erst einen raffinierten Kopfballversuch von Chandler vereiteln, ehe er erneut gegen Gacinovic, dessen Kopfball weitaus wuchtiger ausfiel, mit einem famosen Reflex klärte (77.). Mindestens ein weiteres Mal darf Nürnberg noch gegen einen Bundesligisten spielen, am Montag zu Hause – geht es gut gegen die Eintracht, wird es zur regelmäßigen Übung – der Club würde, das sah man gestern im Waldstadion, erst daran wachsen müssen.

 +++  Der Live-Ticker zum Nachfiebern +++

Eintracht Frankfurt: Hradecky - Chandler, Russ, Abraham, Oczipka - Hasebe - Aigner (61. Ben-Hatira), Huszti, Gacinovic (84. Castaignos) - Seferovic, Meier (70. Stendera)

1. FC Nürnberg: Schäfer - Brecko, Margreitter, Bulthuis, Sepsi - Behrens, Petrak - Kerk (74. Blum), Leibold (89. Leibold) - Füllkrug (85. Hovland), Burgstaller

Tore:  0:1 Russ (ET., 43.), 1:1 Gacinovic (65.) | Gelbe Karten:  Russ - Schäfer  | Schiedsrichter: Siebert (Berlin) | Zuschauer: 51.500 (ausverkauft).

Das Video wird präsentiert von frankenfernsehen.tv

1:1 bei der Eintracht: Ein Eigentor öffnet dem Club die Tür

© Sportfoto Zink / DaMa

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