"Richtig, richtig gut"

Bessermacher, Staubsauger, Auflöser: Das macht Caspar Jander für den Club wichtig

Sara Denndorf

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9.11.2024, 09:30 Uhr
Giftig gegen den Ball, clever mit Ball: Caspar Jander.

© IMAGO/Sportfoto Zink / Daniel Ma/IMAGO/Zink Giftig gegen den Ball, clever mit Ball: Caspar Jander.

"Er kann Spiele entscheiden", sagte Miroslav Klose vor dem Duell mit dem 1. FC Kaiserslautern über dessen Top-Torjäger Ragnar Ache, der durchaus als Unterschiedsspieler gilt. Als solchen bezeichnet man im Fußball üblicherweise Offensivakteure, die auch aus Halbchancen regelmäßig Tore erzielen. Die mit einem genialen Pass eine gesamte Abwehr aushebeln können. Oder die mit einem Dribbling gleich mehrere Gegenspieler auf sich ziehen können.

Caspar Jander ist nichts davon – zumindest nicht hauptberuflich. Der 21-Jährige erzielte beim 1. FC Nürnberg bislang zwei Tore und verbuchte zwei Assists – ordentliche Statistiken, die aber nicht für überdurchschnittliche Torgefahr des Mittelfeldspielers sprechen. Und dennoch ist der Neuzugang vom MSV Duisburg derzeit einer der wertvollsten Spieler bei Nürnbergs Lieblingsverein und im System von Miroslav Klose. Warum? Weil Jander den Club-Fußball in nahezu jeder Phase des Spiels beeinflussen kann.

In der Defensive agiert Jander als omnipräsenter Staubsauger und als nerviger Balldieb: Der Youngster sammelt zweite Bälle ein, kommt zum Doppeln den Mitspielern zur Hilfe und erobert schlichtweg haufenweise Bälle. Er gewinnt Zweikämpfe, kommt auch dank seiner Agilität in sämtliche Zweikämpfe und bleibt auch in ebendiesen drinnen, wenn er sie eigentlich schon verloren hat. Entsprechend weisen nur wenige zentrale Mittelfeldspieler in der 2. Bundesliga laut dem Portal "FotMob" bessere Werte in Sachen "Gewonnene Zweikämpfe" oder "Balleroberungen" auf. Auch gegen Kaiserslautern, als es die Hauptaufgabe des Nürnberger Defensivverbundes war, den Unterschiedsspieler Ache in Zaum zu halten, verzeichnete der bissige Zentrumsakteur sieben Ball-Rückeroberungen.

Wichtige Rolle im Spielaufbau

Andere Werte aus diesem torlosen Remis der besseren Sorte zeigen aber auch Janders Relevanz im eigenen Ballbesitz. Abgesehen von Danilo Soares hatte kein Club-Spieler mehr Ballaktionen als der 21-Jährige, der zudem eine herausragende Passquote von 95 Prozent aufweist. Natürlich basiert diese Quote überwiegend auf kurzen Pässen, teilweise auch Rückpässen – gerade jene sind es aber, die dem 1. FC Nürnberg im Spielaufbau enorm helfen. Wann immer Finn Jeltsch, Robin Knoche oder Ondrej Karafiat unter Druck geraten, ist Jander zur Stelle, beläuft den richtigen Raum, um seinen Mitspielern eine Option zu geben und mit schier einfachen, aber enorm sinnvollen Pässen die Situation aufzulösen.

Anders als noch zu Saisonbeginn, als der Club schon leichtem gegnerischen Anlaufen schnell den ziellosen Ball nach vorne wählte, versucht sich die dieser Tage freilich auch selbstbewusstere Klose-Elf zunehmend spielerisch aus dem Druck zu lösen – wenngleich sie damit, auch im Heimspiel gegen Kaiserslautern, ihre Fans teilweise zum Zittern brachte. Aber: Es klappte – dank dem nötigen Selbstverständnis, dank einer guten Struktur im Ballbesitz, aber auch dank Janders Raumgespür und Passsicherheit.

Übrigens: Auch in der Kategorie "Herausgespielte Chancen" zählt der Zentrumsspieler zu den stärksten Akteuren der 2. Bundesliga. Entsprechend lobte FCN-Cheftrainer Miroslav Klose seinen Schützling nach dem Remis gegen Kaiserslautern: "Ich finde den Spieler richtig, richtig gut. Ich bin unheimlich glücklich, dass er bei uns ist."

U21-Nationalmannschaft? Trainer "hat ihn auf dem Schirm"

Auch beim Deutschen Fußball-Bund scheint man über die vermeintlich unauffällige, aber ungemein wichtige Personalie Caspar Jander aufmerksam geworden zu sein. Wie Klose erklärte, hat U21-Coach Antonio Di Salvo den 21-Jährigen "auf dem Schirm". So habe sich der Verbandstrainer zuletzt mehrere Spiele angesehen und sich telefonisch bei Klose nach dessen Einschätzung erkundigt. In der kommenden Länderspielpause ist Jander zwar noch nicht nominiert, sein Trainer ist sich aber sicher: "Irgendwann geht die Tür auf."

Bis dahin gilt es also für Jander, beim 1. FC Nürnberg weiterhin auf sich aufmerksam zu machen – mit konstanten, unauffälligen und dadurch auffälligen Leistungen. Denn: Jander ist zwar selten jener Spieler, der direkt vor dem gegnerischen Tor auftaucht oder der als letzter Mann mit einer Monstergrätsche auf der Linie klärt. Aber er hilft, Großchancen auszuspielen und gegnerische Angriffe im Keim zu ersticken. Sein Wirken betrifft insbesondere jene Aktionen, die nicht in einem Highlight-Zusammenschnitt auftauchen, die aber letztlich für das Spiel des 1. FC Nürnberg elementar sind.

Kurz: Jander ist vielleicht kein Unterschiedsspieler, der regelmäßig Spiele entscheidet und dessen Wirken auf den ersten Blick ins Auge sticht. Aber er macht seine Mitspieler und sein Team schlichtweg besser, indem er defensiven Problemen durch engagiertes Verteidigen im Zentrum vorbeugt und durch ein kontrolliertes Aufbauspiel die Basis für ein gefälliges Offensivspiel leistet. Jander ist ein Bessermacher, der in seinem Alter schon eine herausragende Konstanz an den Tag legt. Und wer sein Team Woche für Woche besser macht, ist irgendwie auch ein Unterschiedsspieler – wenn auch nicht im klassischen Sinne.

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