Nürnbergs Kontrahent im Check

Club-Gegner St. Pauli: Glückliche 1:0-Siege sind nicht sein Ding

28.11.2021, 09:31 Uhr
Mutig, frech und aggressiv nach vorn: Philipp Ziereis, Guido Burgstaller, Leart Paqarada und Marcel Hartel bei ihrer Lieblingsbeschäftigung.

© Jan Woitas, dpa Mutig, frech und aggressiv nach vorn: Philipp Ziereis, Guido Burgstaller, Leart Paqarada und Marcel Hartel bei ihrer Lieblingsbeschäftigung.

Wer steht an der Seitenlinie?

Man könnte an dieser Stelle auf den Podcast "Being Timo Schultz" vom Online-Magazin Millernton verweisen, wo der Trainer, seine Vorstellungen und sein Fußball von Schultz selbst und den Erstellenden eingehend porträtiert werden und der keine Fragen offenlässt. Dass Schultz sich mit einem – renommierten – Fanmagazin auf so etwas einlässt, lässt sich einfach erklären: Seit 16 Jahren ist der heute 44-Jährige beim FC St. Pauli. Er erlebte gleich in seiner ersten Saison den Halbfinaleinzug des damaligen Drittligisten ins DFB-Pokal-Halbfinale. Schultz‘ Mannschaftskamerad: Der spätere FCN-Sportvorstand Robert Palikuca. Vier Jahre später wurde er gegen Paderborn eingewechselt, als am Millerntor zum bislang letzten Mal der Bundesligaaufstieg gefeiert wurde.

Es folgten noch vier Spiele in der Bundesliga. Danach durchlief Schultz fast alle Stationen innerhalb des Vereins: Co-Trainer bei zweiter Mannschaft und Profis, Trainer der U17, Trainer der U19. Dennoch wehrt sich Schultz gegen die Bezeichnung als Legende. "Der Begriff trifft auf mich nun wirklich nicht zu", gab er dem Magazin 11 Freunde mit auf den Weg.

Als Jugendtrainer hätte Schultz wohl auf ewig eine Anstellung am Millerntor gehabt, "aber ich bin nun mal so ehrgeizig, dass ich das machen wollte und auch die Überzeugung hatte, dass es gut wird", so erzählt er von seine Entscheidung, den Job als Profitrainer beim FC St. Pauli anzunehmen. Das tat er im Juli 2020, genau wie Robert Klauß. Schultz und der Club-Trainer hatten 2018 gemeinsam die Ausbildung zum Fußballlehrer abgeschlossen.

Wie wird gespielt?

Die Parallelen der beiden Trainer enden nicht beim gemeinsamen Lehrgang. Beide taten sich in ihrer ersten Saison phasenweise schwer, beide genossen aber die volle Rückendeckung ihrer Vorstände und durften weiterarbeiten. Schultz reflektiert über die Zeit, als St. Pauli Tabellenletzter war, dass sie ihn menschlich weiterentwickelt hat. Trost suchte er dabei auch in Statistiken: "Ich finde, dass Expected Goals ein hilfreicher Wert ist, um zu verstehen, wo man gerade sportlich steht, und er dazu eine Perspektive von außen liefert. Danach wären wir damals Zehnter oder Elfter gewesen."

Aus der Krise führte Schultz St. Pauli ähnlich wie Robert Klauß. Wie der entdeckte auch Schultz das 4-4-2 mit Raute als die Formation, die sein Team stabilisierte. Allerdings legen die Mannschaften die gleiche Grundformation unterschiedlich aus. St. Pauli spielt temporeicher und pressingintensiver als der FCN. Man spielt mehr übers Zentrum als der Club, wenn man über die Flügel spielt, dann meist über links und Außenverteidiger Leart Paqarada.

Warum lässt Schultz diesen Fußball spielen, den Christoph Biermann als "offensiv mit viel Ballbesitz, Ballzirkulation und Spielverlagerungen" beschreibt? "Weil unsere Zuschauer das mögen. Sie wollen eine Mannschaft sehen, die mutig, frech und aggressiv nach vorne spielt. Ein 4-4-2-Verschiebebahnhof und dann glücklich 1:0 gewinnen, das passt nicht zum FC St.  Pauli." So gab es unter Schultz erst einen einzigen 1:0-Sieg. Es war ein Derby gegen den HSV.

Wer sind die Schlüsselspieler?

Daniel-Kofi Kyereh kam vor eineinhalb Jahren aus Wehen und ist einer der herausragenden Spieler der zweiten Bundesliga in dieser Saison. Von seiner Position hinter den Sturmspitzen aus, lenkt der 25-Jährige das Spiel des FC St. Pauli. Mit acht Vorlagen ist der Nationalspieler Ghanas der beste Vorlagengeber der Liga, doch nicht nur sein kreatives Passspiel ragt heraus, sondern auch seine Fähigkeit mit dem Ball zu laufen. Kaum jemand in der Liga dribbelt öfter und erfolgreicher in Richtung Strafraum als Kyereh. Niemand geht in mehr Duelle mit Ball am Fuß als er. Aus dem Spiel heraus spielt kein Spieler bei St. Pauli mehr Pässe, die zu Abschlüssen führen. Während Kyereh also für Gefahr sorgt, soll der andere Schlüsselspieler sie verhindern.

Jakov Medic kam im Sommer aus Wehen, das ihn per Kaufoption vom 1. FC Nürnberg geholt hatte. Bislang war Medic Stammspieler, brach sich aber in Darmstadt die Nase, so dass sein Einsatz in Nürnberg ungewiss ist. Er gehört bei Balleroberungen und abgefangenen Bällen zur Ligaspitze, ist bei den geblockten Schüssen sogar der beste der Liga. Seine 1,93-Meter-Körperlänge setzt der Kroate im Kopfballspiel geschickt ein, zählt zu den besten Kopfballspieler der Kiez-Kicker.


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