1. FC Nürnberg

Club: Inwiefern sogar der Vierte Offizielle mithalf

29.8.2021, 16:53 Uhr
Glücklich in Nürnberg: Trainer Robert Klauß.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Glücklich in Nürnberg: Trainer Robert Klauß.

Es war im sehr harmonisch verlaufenden Trainingslager in Südtirol, da sollte Robert Klauß über sein Konfliktmanagement sprechen. Der Trainer des 1. FC Nürnberg war in seiner Premierensaison an der Seitenlinie immer mal wieder mit den Schiedsrichtern aneinander geraten. Unter der Sonne von Natz sagte Klauß also, dass er das in Zukunft anders handhaben wolle. Bringt ja nichts, so meinte er das, sich in ewigen Diskussionen mit den Offiziellen zu verausgaben.

Er diskutiert noch immer. So einfach ist die Sache mit den guten Vorsätzen und den Schiedsrichtern offenbar nicht. Gesehen hat man das am Freitagabend auch im Max-Morlock-Stadion. Der Club führte da 1:0 gegen den Karlsruher Sportclub und Klauß wollte der Partie noch einmal eine andere Note verleihen. Also sollte Dennis Borkowski ein- und Erik Shuranov ausgewechselt werden. Borkowski stand bereit, der Ball war nicht im Spiel – nur der Schiedsrichter reagierte nicht auf die Rufe des Nürnberger Trainerstabs.

Als die Partie kurz danach ohne Ein- und Auswechslung weiter ging, wurde aus dem Rufen ein sehr ausdrückliches Schimpfen. Das Ziel der Tiraden: Christian Ballweg, der als Vierter Offizieller an diesem Abend auf die Trainer aufpassen sollte und dem sie nun sehr ausführlich vorwarfen, sie in einer entscheidenden Phase um die Chance gebracht zu haben, dem Spiel eine andere Note zu geben.

Endlich mal Glück

"Wir haben ihn wirklich hart attackiert, warum er die Auswechslung nicht zulässt", sagte später Klauß über diese Szene, da sich alles in Wohlgefallen aufgelöst hatte und sich Ballweg eigentlich eine Torvorbereitung in die Statistik hätte schreiben lassen können.

"Wir haben uns direkt danach bei ihm bedankt", sagte Klauß nämlich auch noch. Weil Shuranov nicht runter durfte vom Feld tauchte er ein paar Sekunden später im Karlsruher Strafraum auf, kam eher zufällig an den Ball und traf zum 2:0. "Manchmal muss man Glück haben", sagte Klauß, "davon hatten wir noch nicht so viel in dieser Saison."

Es war natürlich nicht nur das Glück, das dem 1. FC Nürnberg an diesem Freitagabend zum zweiten Saisonsieg und zum vorübergehenden Sprung auf den Beinahe-Aufstiegsplatz drei verholfen hatte. Sie hatten sich diesen Erfolg verdient. Zunächst einmal durch eine sehr seriöse erste Halbzeit, in der beide Mannschaften Schwierigkeiten hatten, sich ernstzunehmende Torgelegenheiten zu erspielen, weil beide Defensivreihen äußerst konzentriert ihre Arbeit verrichteten. Dann durch einen zweiten Durchgang, in dem der Club von Beginn an jenen Mut zeigte, den sie in der Vorwoche beim Auftritt in Ingolstadt noch vermisst hatten.

Endlich mal Risiko

Plötzlich waren sie bereit, auch Ballverluste zu riskieren, so wie das Klauß vor dem Spiel gefordert hatte. Es entwickelte sich spätestens jetzt das, was Klauß später ein "geiles Zweitligaspiel" nannte. Das erste Glanzlicht in diesem geilen Zweitligaspiel setzte Lino Tempelmann, der ein wenig überraschend in die Startelf gerückt war.
Tempelmann spielte auf einer dieser Positionen, die zuletzt auch ein wenig in die Kritik geraten waren. Die sogenannten Achter müssen beim Club relativ viel arbeiten. In beide Richtungen, wie Klauß das einmal festgestellt hat. Gelungen ist das zuletzt vor allem in eine Richtung: nach hinten. Nach vorne, so haben sie das auch beim Club analysiert, fanden die Achter selten Räume, in denen sie dem Gegner gefährlich werden können.

In der 50. Minute am Freitagabend aber setzte sich erst mit Tom Krauß am linken Flügel der eine Achter durch und fand dann Tempelmann, der sich in diesem Moment gedacht hatte, dass sich Achter auch einmal in den Räumen aufhalten können, die sonst für Mittelstürmer reserviert sind. Im zweiten Anlauf drückte Tempelmann den Ball zu seinem ersten Profi-Tor und zum 1:0 über die Linie und dankte dann, die Hände zu einem Herz geformt: der Mama, die das alles erst möglich gemacht hat.

Endlich mal Pfosten

Es half ihnen dann am Freitag auch noch der Pfosten, der den Karlsruher Ausgleich in deren Drangphase am Ende verhinderte. Dass aber der 1. FC Nürnberg nach drei schrecklichen Jahren jetzt erst einmal zu den Spitzenmannschaften der zweiten Liga gehört, das hat unter anderem der Trainer Robert Klauß möglich gemacht. Potenzielle Herzchen aber ignoriert der noch sehr offensiv. Auf die Tabelle mag er zu diesem frühen Zeitpunkt des Fußballjahres noch nicht schauen. Weil es ihm aber offenbar doch hin und wieder jemand erzählt, bemühte er sich am Freitag um eine Einordnung.

"Das ist ein zartes Pflänzchen und der Anfang der Saison. Wir bleiben demütig", sagte Klauß also zur schönen Momentaufnahme. Und dass sie noch lange nicht da sind, wo sie hinwollen. Das dürften auch die Vierten Offiziellen dieses Landes mit Freude vernehmen.


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