Zengers Taktiktafel: SSV Jahn Regensburg

Der Ex-Nürnberger Singh gibt den Takt vor

11.9.2021, 10:45 Uhr
Der Aufsteiger der Saison beim Jahn: Sarpreet Singh (rechts) ist am Siegeszug des Spitzenreiters maßgeblich beteiligt.  

© Daniel Reinhardt, dpa Der Aufsteiger der Saison beim Jahn: Sarpreet Singh (rechts) ist am Siegeszug des Spitzenreiters maßgeblich beteiligt.  

Wer steht an der Seitenlinie?

Mersad Selimbegović. Der 39-Jährige ist in seiner dritten Saison als Cheftrainer beim Jahn. Dort ist er aber schon sehr viel länger tätig. Seit er im Sommer 2006 von Ex-Cluberer Günter Güttler nach Regensburg geholt wurde, ist der Bosnier in irgendeiner Funktion bei den Oberpfälzern beschäftigt. Zunächst sechs Jahre als Spieler, danach auf verschiedenen Trainerposten. Vor der Übernahme des Chefsessels füllte Selimbegović auch die Rolle des Co-Trainers unter Achim Beierlorzer aus. Laut Geschäftsführer Christian Keller verkörpert der Trainer „das ‘Jahn sein‘ in Idealform“.

Daher war es auch der logische Schritt, als Beierlorzer dann Köln wechselte, den Co zum Chef zu befördern. Der Jahn und seine Führung haben es seitdem nicht bereut. Bei der Vertragsverlängerung fiel sogar der Begriff „Optimallösung“. Platz 12 und Platz 14 in der Abschlusstabelle unter Selimbegović bedeuten, dass der Jahn die fünfte Saison in Folge in der Zweiten Liga spielt.

Seine Philosophie erklärte Selimbegović dem Podcast 1889fm so: „Ich fordere auch ein gewisses Risiko im Spielaufbau, denn ohne Mut kannst du nicht Fußball spielen.“ In die aktuelle Saison sind die Oberpfälzer auch dank Mut und Risiko so gut gestartet, dass sie ins Spiel mit dem 1. FC Nürnberg als Tabellenführer gehen: Auf vier Siege in den ersten vier Spielen folgte die Niederlage beim den FC St. Pauli vor der Länderspielpause.

Wie wird gespielt?

Im 4-2-2-2. Selimbegović hat tatsächlich relativ viele Elemente seines Vorgängers übernommen. Dessen Fußball war stark von der Art und Weise geprägt, wie er von den Vereinen des Red Bull Vereinsnetzwerks gespielt wurde. Einen Großteil davon hat Selimbegović behalten und nur auf die jeweiligen Spieler adaptiert. Selimbegović gibt dies bei 1889fm auch offen zu: „Viele wissen, wie wir spielen, wir spielen ja seit Jahren gleich. Aber es ist das eine zu wissen, wie wir spielen und das andere ist es zu erleben. Wenn die Wucht und das Pressing immer wieder kommen und das stetige Anlaufen immer wieder passiert, gibt es wenige Schwachstellen bei uns.“ Damit skizziert Selimbegović schon viele Elemente seines Fußballs.

So verwandelt sich das 4-2-2-2 bei Ballbesitz schnell in ein 4-2-4, bei dem beide Flügelzehner zu echten Außenstürmern werden oder aber die Halbräume besetzen. Der Aufbau läuft dann oft über lange Bälle durch die Innenverteidiger. Scott Kennedy und Steven Breitkreuz haben beide vor ihnen spielende Stürmer als häufigste Passempfänger im Aufbau. Die beiden stehen beim Aufbau auch etwas weiter auseinander als normalerweise zu erwarten wäre. Die langen Bälle stellen auch deshalb ein Stilmittel dar, weil der Jahn besonders gern und häufig auf die so genannten zweiten Bälle geht, die gerne von einem der beiden zentralen Mittelfeldspieler eingesammelt und dann auf die Flügelverteidiger verteilt werden.

Gegen den Ball versuchen die Regensburger das Spiel im Zentrum zu verdichten und so auf die Flügel abzuleiten. Gleichzeitig setzen sie den Gegner, gerade solange sie noch nicht in Führung sind, unter Druck, behalten aber selbst nach einem eigenen Treffer ein relativ intensives Pressing bei. Interessanterweise ist dieses Pressing besonders druckvoll zwischen der 15. und 30. Minute, der Jahn wartet also etwas ab, um dann den Gegner unter Stress zu setzen.

Gefährlich wurden die Oberpfälzer in dieser Saison auch bislang überdurchschnittlich oft nach Standardsituationen. Die vier Tore, die sie jetzt schon aus ruhenden Bällen erzielt haben, sind so viel wie in der gesamten letzten Saison. Gegen St. Pauli hatte der Jahn allerdings gegen ein 4-4-2 mit Raute große Probleme, auch weil St. Pauli durch die Raute numerische Gleichzahl im Zentrum schaffte und den Gegner im Spielaufbau so unter Druck setzte, dass dieser nicht mehr präzise lange Bälle spielen konnte, da diese nun von tiefer auf dem Feld kamen.

Wer sind die Schlüsselspieler?

Die Aufmerksamkeit vor dem Spiel wird sicherlich Sarpreet Singh gelten. Der Neuseeländer hatte in der vergangenen Saison eine desaströse Leihe nach Nürnberg, die im Winter noch abgebrochen wurde. Nun ist der 22-Jährige erneut in die zweite Liga ausgeliehen und sein Start in die Saison war höchst auffällig. Zwei Tore, drei Vorlagen, viele Schlüsselpässe, dazu aber auch das bewusste Suchen von Duellen und ligaweit die meisten Ballkontakte eines Mittelfeldspielers im gegnerischen Strafraum. Singh wirkt wie ein anderer Spieler als in Nürnberg. Und das obwohl Formation und System, die in Regensburg gespielt werden, dem ähneln, was Robert Klauß zu Beginn seiner Amtszeit implementieren wollte.

Neben Singh sticht auch Benedikt Gimber im Mittelfeld hervor. Der 24-Jährige ist einer der beiden zentralen Mittelfeldspieler und dabei einerseits das Arbeitstier im Maschinenraum der Regensburger. Er führt mehr Duelle gegen ballführende Spieler des Gegners als jeder andere Jahn-Spieler und hat mehr Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte als jeder andere im Kader. Gimber ist also ein essentieller Spieler für das Regensburger Pressing. In dieser Saison hat Gimber andererseits auch das Toreschießen entdeckt. Bereits zweimal traf er in fünf Spielen. Zuvor hatte er in 101 Partien lediglich einen Treffer erzielt.


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