Zengers Taktiktafel

Die Defensive ist das Fundament von Club-Gegner Sandhausen

19.11.2021, 11:29 Uhr
Alois, wollen wir wirklich so defensiv spielen? Dennis Diekmeier ist eines der bekanntesten Gesichter des SVS.

© Uwe Anspach, dpa Alois, wollen wir wirklich so defensiv spielen? Dennis Diekmeier ist eines der bekanntesten Gesichter des SVS.

Wer steht an der Seitenlinie?

Alois Schwartz. Der Ex-Clubtrainer ist zurück an alter Wirkungsstätte. Schon von 2013 bis 2016 trainierte der inzwischen 54-Jährige den SV Sandhausen, etablierte die nur durch den Lizenzentzug des MSV Duisburg in der Zweiten Liga verbliebenen Kurpfälzer als Zweitligist. In drei Spielzeiten holte er 1,28 Punkte pro Spiel, wurde zweimal Zwölfter und einmal 13 mit dem SVS und zog dann nach Nürnberg weiter. Dort holte er 1,26 Punkte pro Spiel, der 1. FC Nürnberg lag auf Platz elf und Schwartz wurde entlassen. Für den Club folgte eine Saison später der Aufstieg mit Michael Köllner.

Für Schwartz folgte eine Anstellung beim Karlsruher SC, den er in aufeinanderfolgenden Spielzeiten auf Platz drei und zwei in der Dritten Liga führte und damit zum Aufstieg. In der Zweitligasaison lief es dann für den KSC aber nicht mehr rund. Auf Rang 17 liegend entließen die Badener Schwartz am 20. Spieltag. Nachfolger Christian Eichner rettete den KSC und führte ihn in der Folgesaison auf Rang sechs.

Resümierend meinte er gegenüber transfermarkt.de über die Zeit in Karlsruhe: „Ich denke, dass ich auch gezeigt habe, eine Mannschaft entwickeln zu können. Ich weiß nicht, wo der Verein jetzt wäre, wenn ich das nicht geschafft hätte. Aber natürlich kann man hinterfragen, ob es schön oder nicht so schön ausgesehen hat. “

Schwartz machte nach seiner Demission eineinhalb Jahre Pause, Ende September 2021 heuerte erdann wieder in Sandhausen an, wo er die Nachfolge von Gerhard Kleppinger und Stefan Kulovits antrat. Die hatten in den ersten sieben Spielen nur vier Punkte geholt. Schwartz übernahm und verlor aus den ersten fünf Spielen prompt nur eines. Das aber dafür gleich mit 1:6 zu Hause gegen Darmstadt.

Wie wird gespielt?

„Wenn ich eine Mannschaft wie den FC Barcelona leiten würde, würde ich auch anderen Fußball spielen lassen “. Da er aber Sandhausen und nicht Barcelona trainiert, lässt Schwartz doch wieder das spielen, wofür er bekannt ist: Defensiv stabilen, reaktiven Fußball. Schwartz selbst sieht nach eigener Aussage die Defensive als Fundament, ohne welches das Haus des Fußballs nicht stehen kann. Meist, wenn auch nicht immer, scheitern Schwartz‘ Mannschaften dann aber am Innenausbau, an der offensiven Kreativität und Durchschlagskraft.

Seit Schwartz das Amt in Sandhausen wieder übernommen hat, hat das Team noch viel deutlicher auf Außenseiterfußball umgestellt als es zuvor der Fall war: Der Ballbesitz ist von 48 Prozent auf 35 Prozent gefallen, Sandhausen spielt unter Schwartz fast 100 Pässe weniger pro Spiel als unter Kleppinger/Kulovits. Die Zahl der Defensivzweikämpfe ist dagegen um zehn Prozent gestiegen. Überhaupt springt den Betrachter der Zahlen die Hinwendung zur Defensive förmlich an: Der SVS foult deutlich häufiger, fängt mehr Bälle ab, schlägt mehr Bälle heraus als zuvor.

Übersetzt heißt das: Sandhausen steht nun tiefer, wartet mehr ab und setzt auf lange Bälle. Ungefähr jeder fünfte Ball unter Schwartz ist ein langer Pass, zuvor war es ungefähr jeder sechste. Es interessiert auch nicht, wenn der Ball schnell verloren wird: Die durchschnittliche Ballbesitzphase umfasst nur noch etwas mehr als zwei Pässe, knapp 25 Prozent weniger als vorher. Das Ziel ist es, zunächst einmal das eigene Tor besser zu verteidigen.

Das gelingt auch. Zwar ist die Zahl der gegnerischen Schüsse nur unwesentlich gesunken, die Qualität der gegnerischen Chancen aber immens zurückgegangen. Erreicht hat Schwartz das vor allem dadurch, dass er das Zentrum verdichtet hat. Da, wo vorher nur ein Sechser war – meist Jannik Bachmann – setzt Schwartz konsequent auf einen zweiten.

Wer sind die Schlüsselspieler?

Alexander Zhirov. Der Kapitän ist der einzige im Kader, der noch keine Minute verpasst hat. Bei den abgefangenen Bällen gehört er zu den besten sieben Spielern in Liga Zwei. Dabei kommt dem bislang zweimal für die Sbornaja nominierten, aber noch nie eingesetzten Sibirier keine reine Defensivrolle zu. Zhirov ist auch der Feldspieler mit den meisten langen Pässen und den meisten Pässen für Raumgewinn. Das heißt, Zhirov muss auch immer wieder für den Schlag sorgen, der Konter oder das schnelle Umschalten auslöst.

Bisher fanden diese Bälle oft Daniel Keita-Ruel. Der Ex-Fürther wurde häufig mit hohen Bällen gefüttert oder tief geschickt. Doch jetzt plagen den in Wuppertal geborenen Franzosen Knieprobleme. Seine Rolle im Sturmzentrum übernahm in den letzten Spielen Pascal Testroet. Der 31-Jährige zeigte sich dabei torgefährlicher als Keita-Ruel, traf in 157 Einsatzminuten dreimal.

Dass unter den genannten Spieler keiner ist, der als Talent durchgeht, überrascht nicht: Der SVS hat in dieser Saison ligaweit mit Abstand die wenigsten Einsatzminuten an Spieler unter 23 gegeben: Weniger als drei Prozent aller möglichen Minuten wurden von U23-Spielern bestritten – beim FCN waren es 38 Prozent.


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