Der Neuzugang über sich und den FCN

Konstantin Rausch: Ein Lautsprecher für die linke Club-Seite

18.8.2021, 18:10 Uhr
Heimspiel in Deutschland: Konstantin Rausch (li.) im Laufduell mit Thilo Kehrer.

© CB, NNZ Heimspiel in Deutschland: Konstantin Rausch (li.) im Laufduell mit Thilo Kehrer.

Den 1. FC Nürnberg kennt Konstantin Rausch schon seit dem 1. März 2008 etwas näher. Beim 2:1 gegen den Club saß der 17-Jährige während eines Bundesligaspiel erstmals auf der Bank von Hannover 96. Vor allem, weil sein damaliger Trainer unheimlich viel von ihm hielt.

So durfte der junge Mann Jiri Stajner, Valerien Ismael oder Jan Koller aus der Nähe bewundern, vier Wochen später gab er sein Debüt, als jüngster Spieler in der Geschichte des niedersächsischen Traditionsvereins. Links hinten gegen Roberto Hilbert und gegen den VfB Stuttgart. "Er macht zurzeit im Schnelldurchlauf eine Profikarriere durch", sagte Dieter Hecking später. Sein damaliger Trainer.

All die Namen dokumentieren, dass Konstantin Rausch, den alle nur "Kocka" nennen, schon sehr lange im Geschäft ist. Man könnte ihn deshalb älter schätzen als 31. "Hannovers größtes Talent seit Per Mertesacker" titelte die Bild vor über 13 Jahren, seine Entwicklung kannte nur eine Richtung. Ab der U16 hatten sie ihm auch beim DFB eine große Zukunft prophezeit, wie etwa dem einstigen Auswahl-Kollegen Mario Götze. "Es gab eine Zeit, in der ich da vielleicht auch hätte reinrutschen können", meinte Rausch, reinrutschen in den Kreis der eines Tages ganz Großen.

"Größte Enttäuschung"

Reingerutscht sind andere, Konstantin Rausch kann sich dennoch nicht beklagen. Zumal er viel gelernt hat über sein Business und auch heute noch lernt. Etwa, dass Beraterfirmen nicht verpflichtet sind, Transfer-Provisionen an ihre Spieler auszuzahlen, wie ein Gericht im März gegen ihn entschied.

Gelernt hat er auch, dass selbst ein neunmaliger Nationalspieler Russlands, der mit der Sbornaja beinahe an der Heim-WM 2018 teilgenommen hätte und zuvor über 250 Mal in der Bundesliga eingesetzt worden ist, plötzlich nicht mehr gefragt sein kann. Es gibt Bilder, die zeigen ihn im Zweikampf mit Lionel Messi oder Paul Pogba oder Timo Werner. Seit dem 1. Januar war Konstantin Rausch vereinslos. Niemand wollte ihn. Bis sich sein erster Profi-Trainer an ihn erinnerte, der mittlerweile Sportvorstand in Nürnberg ist.

Wer weiß, wie seine Karriere verlaufen wäre, hätte sich Rausch nicht am Tag der Nominierung für das interkontinentale Turnier vor rund drei Jahren verletzt. Sein "Kindheitstraum" platzte lautlos. Heute spricht Rausch, der aus einem Dorf in Sibirien stammt, von der "größten Enttäuschung" seines Sportlerlebens. Auch bei Dynamo Moskau lief es danach irgendwann nicht mehr rund.

Sein vorerst letztes Punktspiel über 90 Minuten bestritt Rausch am 7. März 2020 gegen FK Tambow, Ende des vergangenen Jahres dann der Abschied vom Hauptstadtklub. Die Zeit in Russland sei für ihn "eine Erfahrung gewesen, die einen geprägt hat", in vielerlei Hinsicht. Auch deswegen ist er froh, jetzt wieder in Deutschland arbeiten zu dürfen. Überhaupt wieder arbeiten zu dürfen. Wenn auch nur noch in der zweiten Liga.

Einfach nur froh

Hier soll er die Nürnberger insgesamt ein bisschen besser machen und vor allem Tim Handwerker, seinen direkten Konkurrenten. Linus Rosenlöcher, ebenfalls ein linker Verteidiger, wird am Donnerstag für eine Saison zum Drittligisten FSV Zwickau verliehen, um sich dort zu beweisen. "Das ist jetzt final", sagt der Sportvorstand.

Die Arbeitslosigkeit in wirtschaftlich komplizierten Zeiten hat Konstantin Rausch schon zu denken gegeben. Auch die knapp vier Wochen Vorbereitung mit Arminia Bielefeld liefen unlängst offiziell ohne Hintergedanken ab. "Wenn ich verbittert gewesen wäre, hätte ich meine Schuhe an den Nagel gehängt", sagt Rausch rückblickend, "ich bin der Letzte, der aufgibt." Aber jetzt der Erste, der hilft, wenn einer seiner neuen Kollegen Hilfe braucht oder nur einen Rat, auf und neben dem Platz: "Ich möchte viel Verantwortung übernehmen."

Links hinten, links vorne, auch in einer Dreierkette kann Rausch, der auf dem Feld und in der Kabine gerne als "Lautsprecher und Motivator" fungiert, theoretisch seine Routine einbringen, er fühlt sich körperlich fit und "auf allen Positionen gut aufgehoben". Und natürlich auch beim Club. "Eine junge, aufgeweckte, wirklich gute Truppe" habe er seit seiner Verpflichtung am Samstag kennengelernt, "ich glaube, mit der Mannschaft ist einiges möglich", irgendwelche Prognosen seien hingegen schwierig.

Auch das hat Konstantin Rausch erst lernen müssen.


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