Absturz auf Platz 17

Lehrstunde vom Aufsteiger: Der Club verliert 1:2 gegen Magdeburg

Wolfgang Laaß

NN-Sportredaktion

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6.11.2022, 15:48 Uhr
Die Entscheidung: Piccini trifft per Elfmeter zum 1:2.

© Daniel Karmann, dpa Die Entscheidung: Piccini trifft per Elfmeter zum 1:2.

Im ersten Ligaspiel gegen den 1. FC Magdeburg sollte endlich beides klappen, Verteidigen und Angreifen. Die defensive Stabilität der vergangenen Wochen vereinen mit offensivem Schwung, so lautete die Vorgabe von Markus Weinzierl an seine Fußballer. Es blieb ein Wunsch.

Die knapp 30.000 Zuschauer im Max-Morlock-Stadion, darunter etwa 5000 Gäste-Anhänger, bekamen denn auch eine Mannschaft zu sehen, die durchaus zu überzeugen wusste. Taktisch variabel, mit rasantem Umschaltspiel und etlichen guten Chancen. Und den Club.

Was die Nürnberger ihren Fans vor allem in der ersten Halbzeit mal wieder zumuteten, spottet jeder Beschreibung. Ein Torschüsschen von Jens Castrop nach gut einer halben Stunde und kein Plan, wie die auch physisch überlegenen Magdeburger zu knacken gewesen wären; Weinzierls Elf enttäuschte von vorne bis hinten und konnte froh sein, dass es zur Pause noch 0:0 stand.

Klares Foul an Castrop

Der Aufsteiger spielte den 1. FC Nürnberg phasenweise richtig her, hatte zwischen der 16. und 19. Minute aber Glück, dass Schiedsrichter Winter ein Foulspiel von Elfadli an Castrop im Strafraum übersah; der Magdeburger fiel seinem Gegenspieler bei einem Tackling mit dem rechten Arm ins linke Bein, aber selbst der dreiminütige Videobeweis konnte den Referee nicht überzeugen.

Ansonsten sorgten eigentlich nur die Gäste für Torgefahr; bei Mohammed El Hankouris Flachschuss nach flotter Kombination (24.) fehlten nur Zentimeter, nach Cristiano Piccinis Flanke köpfte Connor Krempicki an die Latte (33.), Jan Gyamerah hatte sich zuvor böse verschätzt. Womit nur die dicksten Möglichkeiten der Gäste erwähnt wären.

Auch Baris Atik und Moritz Kwarteng zwangen Christian Mathenia zu Paraden, sein Kollege Dominik Reimann konnte sich hingegen nur mit gescheiten Pässen im Aufbau auszeichnen. Auch Felix Lohkemper, zwischen 2017 und 2019 mit dem 1. FC Magdeburg in die Zweite Liga auf- und wieder abgestiegen, blieb zunächst praktisch unsichtbar, durfte aber nach der Pause zurückkehren aufs Feld.

Nürnberger verzieht

Kwadwo Duah und Mats Möller Daehli, der Glück hatte, nicht noch seine zweite Gelbe Karte gesehen zu haben, mussten hingegen in der Kabine bleiben, weil Weinzierl umstellte. Erik Wekesser und Lukas Schleimer nahmen ihre Plätze ein, und siehe, da, die ersten Minuten nach Wiederbeginn gehörten den Nürnbergern - die sogar in Führung hätten gehen können.

Castrop hatte sich auf der rechten Seite schön durchgesetzt und auf Fabian Nürnberger zurückgelegt, der allerdings das Kunststück fertigbrachte, mit seinem schwächeren rechten Fuß unbedrängt aus 14 Metern deutlich zu verziehen.

Danach verfiel der Club aber wieder in alte Verhaltensmuster und fing sich auf dilettantische Art und Weise das 0:1: Nach einem Freistoß von der linken Seite wollte Tempelmann mit dem Kopf klären, schien die Kugel aber falsch berechnet zu haben und fiel hin. Innenverteidiger Piccini bedankte sich und ließ die Gastgeber in der Blitztabelle auf Platz 17 abstürzen.

Der erste Gegentreffer nach wettbewerbsübergreifend über sieben Stunden Spielzeit verunsicherte die Nürnberger zusätzlich; Magdeburg drängte auf die Entscheidung und traf auch, allerdings ins eigene Tor. Müllers Rückgabe brachte Reimann nicht unter Kontrolle, der Ausgleich (65.) hätte kurioser nicht sein können.

Die Gäste antworteten mit wütenden Angriffen; Bell Bell verzog wenig später knapp, Kwatengs Schuss wurde noch entscheidend abgefälscht (66.), eine Viertelstunde vor Schluss war Mathenia aber zum zweiten Mal geschlagen. Schindler soll Atik im Strafraum regelwidrig zu Fall gebracht haben, den Strafstoß nutzte der dreimalige italienische Nationalspieler Piccini zum verdienten 1:2 (76.).

Weinzierl wechselte auch noch seine restlichen Angreifer ein, doch es half alles nichts. Magdeburg war dem 3:1 mehrmals näher als der Club dem 2:2, der bei der Lehrstunde vom Aufsteiger wie ein Absteiger aussah.

Nürnberg: Mathenia; Gyamerah, Schindler, Lawrence, Nürnberger – Geis (85. Köpke) – Castrop (72. Shuranov), Tempelmann, Möller Daehli (46. Wekesser) – Duah (46. Schleimer), Lohkemper (81. Daferner).

Magdeburg: Reimann; El Hankouri, Piccini (83. Lawrence), Gnaka, Bell Bell – Elfadli – Krempicki, A. Müller (67. Rieckmann) – Ceka (67. Tat. Ito), Kwarteng (83. Scienza), Atik (79. Brünker).

Schiedsrichter: Winter (Scheibenhardt). – Zuschauer: 30.377. - Tore: 0:1 Piccini (58.), 1:1 Reimann (65./Eigentor), 1:2 Piccini (76./Foulelfmeter). - Gelbe Karten: Möller Daehli (1), Schindler (2), Nürnberger (4), Shuranov (1) / Bell Bell (5), Atik (3), Elfadli (2), Krempicki (2).

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