Einer Legende zum 80.

Nur das Beste - und vier Briefe - zum Geburtstag, Günther Koch

21.11.2021, 17:43 Uhr
80? Nie und nimmer. Günther Koch ist ewig jung, trotz seiner Liebe zum 1. FC Nürnberg.

© Daniel Marr/Zink/Imago Images 80? Nie und nimmer. Günther Koch ist ewig jung, trotz seiner Liebe zum 1. FC Nürnberg.

Lieber Günther,

ganz ehrlich: Als ich Dich vor 21 Jahren erstmals persönlich erleben durfte, dachte ich mir nur: Was für ein Depp! Als ehrfürchtiger Novize beim traditionellen Montagsfußball in der Club-Turnhalle überzog mich die Stimme Frankens, die ich als jugendlicher Radiohörer so geliebt hatte, bei jedem Fehlpass, jedem Ballverlust, jedem Schuss an die Decke mit wüsten Schimpftiraden. Bald wollte ich entnervt aufgeben, die Mitspieler besänftigten: „Das ist halt der Koch, der meint das nicht so.“ Irgendwann wurde der Koch netter und nachsichtiger, ich war wohl akzeptiert – als (zwar ziemlich talentfreier) Fußballer, vor allem aber als Journalistenkollege. Auch wenn wir, etwa in Torwartfragen, fachlich genussvoll streiten konnten, respektierten und mochten wir uns. Als meine Patellasehne riss, hast Du mich sogar selbstlos zu diversen Arztterminen chauffiert. Danke dafür, alles Gute und auf hoffentlich noch viele Fußballmontage! Dass Depp auch sehr liebevoll gemeint sein kann, dürftest Du als alter Cluberer ja wissen.

Dein Uli Digmayer


Lieber Günther!

Ich habe mir schon früher viel angehört von Dir. Im November 1989, als die Bayern auf einer schneebedeckten Spielwiese eingeseift wurden, nahmst du mich als 11-Jährigen mit ins Stadion. Obwohl ich oben im elterlichen Reihenhaus in Nürnberg-Leyh vor dem Radio hing, war ich unten auf dem Rasen, wo Deine rasante Reportage das sensationelle Spielgeschehen noch zu beschleunigen schien und Thomas Kristl die 4:0-ich-war-dabei-Aufkleber in Auftrag gab. „Bilderbuchtor-Rapper“ nannte man Dich, Evangelist, Blaskapelle und Stadionsprecher. Du hast Bilder ins Radio gemalt, mit herrlichen Husarenritten Generationen von Fans an die Rundfunkgeräte gefesselt. Auch mich. Wahrscheinlich würde ich heute beim Journalistenfußball, der leider ausfallen muss, ebenfalls viel von Dir zu hören bekommen. Obwohl ich an manchem Gegentor ähnlich schuldlos wäre wie der arme Raimond Aumann damals. Danke für Deine Direktheit und die wohlmeinende, stets zugewandte Begleitung. Alles Gute!

Dein Andi Pöllinger


Lieber Günther,

ich hätte Dir diesen Text gerne als SMS auf Dein Festnetztelefon geschickt, bin mir aber nicht sicher, ob ich dazu technisch in der Lage bin. Deshalb also auf diesem Wege.
Es ist mir tatsächlich noch immer ein Vergnügen, dass sich ab und an die Stimme Frankens bei mir meldet, um mich für Texte über den 1. FC Nürnberg zu schimpfen oder zu loben. Lob und Geschimpfe passieren auf allen Kanälen: Kurznachrichten und Anrufe halten sich die Waage. Mitunter vermischen sie sich. Kürzlich war das so, die Jahreshauptversammlung des Clubs war ein paar Tage alt, da klingelte das Festnetztelefon. Meine Frau ging ran und hörte: eine vom Automaten vorgelesene SMS von GüKo.
Das war sehr lustig und brachte dazu die Erkenntnis: Mit der Automatenstimme hättest du wahrscheinlich nicht so lange im Radio live von Abgründen berichten dürfen. Zum Glück kam es anders und jetzt schimpft oder lobt mich ab und an eine lebende Legende. Vielen Dank und herzlichen Glückwunsch. Ruf doch mal an.

Dein Fadi Keblawi


Sehr verehrter Herr Koch,

wahrscheinlich habe ich Sie auch schon geduzt, unter dem Korb zum Beispiel oder später in der Umkleidekabine oder vor sehr langer Zeit, als wir uns beim Sportfest der Gymnasien im, damals noch, Frankenstadion kennengelernt hatten. Der Club stand noch nicht wieder am Rande des Abgrunds, Sie moderierten schnell, ich war schnell gerannt. Ich erinnere mich gerne, aber noch nicht einmal unter Kollegen, würde ich es wagen, Sie an dieser Stelle zu duzen.
Sie sind vieles, was ich an Menschen schätze, gerade an jenen, deren Meinung ich nicht vorbehaltlos teile: kritisch, witzig, spontan, leidenschaftlich, streitbar, ein erstaunlich guter Basketballer und angemessen durchgeknallt. Vor allem aber sind Sie – und das schreibe ich nicht allein, weil ich kürzlich in einem Text über den 71 Jahre jungen Thomas Gottschalk gründlich missverstanden wurde – beneidenswert alterslos. Viel Spaß im 81. Lebensjahr wünsche ich Ihnen – alle anderen, davon bin ich überzeugt, werden das mit Ihnen haben.

Ihr Sebastian Böhm

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