Analyse

Personal, Fans, Finanzen: Ist der 1. FCN reif für die erste Bundesliga?

Uli Digmayer und Wolfgang Laaß

Sportredaktion

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16.3.2022, 06:05 Uhr

Das Personal

Um oben bestehen zu können, müssten Sportvorstand Dieter Hecking und Sportdirektor Olaf Rebbe den Kader des 1. FC Nürnberg definitiv verstärken. Torhüter Christian Mathenia, die Innenverteidiger Christopher Schindler und Florian Hübner, Kapitän Enrico Valentini, Mittelfeldstratege Johannes Geis und Angreifer Pascal Köpke haben ihre Erstliga-Tauglichkeit bereits nachgewiesen oder zumindest angedeutet. Allerdings könnten speziell Valentini (33) und Geis (28) inzwischen Probleme mit dem höheren Tempo bekommen.

Mats Möller Daehli und Asger Sörensen ist der Sprung ebenso zuzutrauen wie Lino Tempelmann und Tom Krauß, deren berufliche Zukunft allerdings noch offen scheint. Ein Aufstieg könnte förderlich sein im Bemühen, die Leihkräfte weiter an den Club zu binden, sofern auch der SC Freiburg und RB Leipzig mitspielen. Jüngere Profis wie Tim Handwerker (falls er denn bleibt), Fabian Nürnberger, Taylan Duman, Erik Shuranov, Lukas Schleimer, Kilian Fischer, Jens Castrop und Mario Suver sind noch entwicklungsfähig.

Was nicht unbedingt für Manuel Schäffler (33) gilt: Ob der robuste Sturmtank noch eine Hilfe sein könnte, bliebe abzuwarten. Bei Nikola Dovedan und Dennis Borkowski stehen die Zeichen auf Abschied. Als Neuzugänge fix sind bislang Linksverteidiger Erik Wekesser (Jahn Regensburg) und Offensivtalent Shawn Blum (1. FC Kaiserslautern).

Taylan Duman (rechts) zeigt die Richtung an: Der Club will wieder nach oben.

Taylan Duman (rechts) zeigt die Richtung an: Der Club will wieder nach oben. © Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr

Der Trainer

Dass es Robert Klauß mittelfristig in die Bundesliga zieht, ist kein Geheimnis. Auch der 37-Jährige hat sich auf seiner ersten Station als Cheftrainer im Profibereich weiterentwickelt, ist taktisch flexibler geworden und bewies zuletzt bei seinen Personalentscheidungen ein feines Gespür. Während manche Fans dem eloquenten, mitunter etwas dünnhäutigen Brandenburger noch mit einer gewissen Skepsis begegnen, hat er sich intern ein gutes Standing erarbeitet; Klauß wird von der Mannschaft respektiert und durfte in schwierigen Phasen auf Heckings Rückendeckung zählen. Noch offen ist, ob ihm neben Frank Steinmetz auch Tobias Schweinsteiger als Assistent erhalten bleibt. Der 40-Jährige liebäugelt mit einem Einstieg als Chefcoach.

Die Finanzen

Der Aufstieg wäre nicht erst seit dieser Saison der größtmögliche Jackpot für den Club. Die Pandemie hat in den Bilanzen unschöne Spuren hinterlassen und das Eigenkapital binnen eines Jahres von 10,4 auf 1,1 Millionen Euro schrumpfen lassen. Zum Stichtag 30. Juni 2021 drückten den Verein überdies Verbindlichkeiten in Höhe von 13 Millionen. Darin enthalten ist freilich auch die mehrere Millionen teure Abstandszahlung für Vermarkter Sportfive. Zum 30. Juni endet die Zusammenarbeit nach 24 Jahren vorzeitig, was sich vor allem mittel- und langfristig rechnen soll. Schon kurzfristig würde in der Ersten Liga das TV-Geld um rund 20 Millionen steigen, der Gesamtumsatz würde sich in etwa verdoppeln. Von zuletzt 35,8 auf 68 Millionen, wie Niels Rossow vorsichtig schätzt. Mögliche Transfererlöse nicht inbegriffen. „Es ist für uns nicht überlebenswichtig aufzusteigen“, sagt der Kaufmännische Vorstand. In der Ersten Liga würde ihnen aber doch einiges leichter fallen. Zumindest wirtschaftlich.

Das Stadion

Mit 50 000 Plätzen gehört das Max-Morlock-Stadion zu den elf größten Stadien Deutschlands. Allerdings ist das denkmalgeschützte Achteck in vielen Bereichen, etwa dem lukrativen Hospitality-Sektor (Vip-Logen), kaum noch konkurrenzfähig und zudem renovierungsbedürftig. In den nächsten Jahren rechnet die Stadt Nürnberg als Besitzer mit 30 Millionen Euro Kosten für Sanierung und Unterhalt, weshalb nun über eine Generalsanierung oder auch einen Teil-Neubau nachgedacht wird. Erste Ergebnisse einer im Januar vom Stadtrat beschlossenen Machbarkeitsstudie werden bis Ende des Jahres erwartet. Ein Hexenkessel dürfte das „MMS“ in absehbarer Zeit also ebenso wenig werden wie eine Goldgrube.

Die Fans

Der Fußball scheint in den vergangenen zwei Jahren für viele Menschen an Bedeutung verloren zu haben, auch in Nürnberg kehrten die Fans nur zögerlich ins Stadion zurück oder blieben wie die Ultras sogar ganz fern. In der Bundesliga-Saison 2018/19 begrüßte der Club trotz überschaubaren sportlichen Erfolgs im Schnitt 40 372 Zuschauer. Ob dieser Wert wieder annähernd erreicht werden könnte, dürfte vor allem auch vom weiteren Verlauf der Pandemie abhängen. Dass trotz Corona die Liebe zum Club aber nicht gänzlich verloschen ist, lässt die kollektive Stimmungslage nach den jüngsten Erfolgen erahnen. Ein Aufstieg könnte den Wiederfindungsprozess extrem befeuern.

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