Die Fans sind sauer

Stress in der Beziehung: Der Club und seine Heimspiel-Schwäche

Wolfgang Laaß

NN-Sportredaktion

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19.2.2022, 06:00 Uhr
Fans verlassen das Stadion: Beim Club muss das nicht zwangsläufig erst nach Spielende der Fall sein. 

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Fans verlassen das Stadion: Beim Club muss das nicht zwangsläufig erst nach Spielende der Fall sein. 

Selbst der Bayerische Ministerpräsident und bekennende Club-Fan bekam hinterher sein Fett weg. Vor allem von denen, die da waren. Warum um Himmels Willen die Lockerungen denn jetzt schon sein mussten, lautete etwa ein nicht ganz ernst gemeinter Kommentar. Ärgerlicher hätte die Rückkehr der Zuschauer wahrlich nicht verlaufen können beim 1. FC Nürnberg, der sich vor gut zwei Wochen praktisch widerstandslos vom Letzten hatte auseinandernehmen lassen.

Dass da bereits nach 20 Minuten die ersten der rund 11000 Besucher pfiffen auf ihre enttäuschende Elf, hatte vielleicht mit (zu) hohen Erwartungen zu tun bei vorab sechs Punkten Rückstand auf den Tabellenführer, aber vor allem mit dem Spielverlauf und anderen unschönen Erfahrungen in den vergangenen Jahren.

Seit dem Sommer 2018 hat der 1. FC Nürnberg inklusive DFB-Pokal und Relegation nur noch jedes vierte Heimspiel gewonnen, genau 16 von 64. Und somit 48 nicht, macht 75 Prozent. Was natürlich irgendwann für Frust sorgt, für Stress in der Beziehung, erst recht so ein indiskutables 0:5 wie gegen den FC Ingolstadt. Als die Sicherungen bei einigen nicht lange durchhielten.

Entschädigung eigentlich angebracht

Am Samstagabend um 20.30 Uhr (live auf Sport1) gegen den SSV Jahn Regensburg versuchen sie es wieder mal, „zusammen“, wie Robert Klauß hofft. Mit immerhin etwa 21000 Zuschauern rechnet der Verein, 25000 wären aktuell zugelassen. Und damit erst zum fünften Mal in dieser Saison mehr, als Dauerkarten verkauft worden sind; inklusive der Vip-Plätze ja immerhin 18500.

Das erleichtert für den Club organisatorisch doch einiges; bei Geisterspielen oder Begegnungen mit geringer Auslastung besaßen die Dauerkarten wie schon 2020/21 keine Gültigkeit. Immerhin konnte sich jeder Dauerkarteninhaber vor allen anderen um Tagestickets bewerben. Für alle, die lieber zuhause blieben oder zuhause bleiben mussten, gab’s eine anteilige Erstattung der Kosten.

Die fällt jetzt weg; wer zum Beispiel am Samstagabend nicht kommt, hat keinen Anspruch mehr auf eine finanzielle Entschädigung, die nach dem Ingolstadt-Debakel auch für die Anwesenden angebracht gewesen wäre. Heißt für den 1. FC Nürnberg: Mindestens 18500 Zuschauer gehen in die Statistik ein – zuzüglich der verkauften Tagestickets.
So erklären sich die offiziell erwarteten 21000, die auch nur 13000 oder 15000 sein können. Gründe dafür muss man nicht lange suchen. Vier seiner vergangenen fünf Heimspiele hat der Club verloren, es kann also fast nur besser werden. Der Trainer ist überzeugt davon, muss er auch, sonst wäre wohl schon in der Vorbereitung etwas schiefgelaufen.

Nur ein Ausrutscher gegen Ingolstadt?

In der Pressekonferenz am Donnerstag ging Klauß kräftig in Vorleistung. Sie wollen den Fans am Samstag „etwas geben“, meinte der Trainer, „wollen ihnen zeigen, dass das, was gegen Ingolstadt passiert ist, ein Ausrutscher war.“ Der sich in etwas abgeschwächter Form bereits acht Tage beim 1:4 in Karlsruhe später wiederholt hatte. Aber sich jetzt einfach nicht mehr wiederholen darf.

Klauß schaut deshalb lieber nach vorn, auf den Samstagabend. Die Menschen sollen spüren, „dass wir uns zerreißen für den Club“, sagt er, erwartet von seinen Fußballern „mannschaftliche Geschlossenheit, viel Leidenschaft, viel Wille, viel Herz.“ All das, womit man sich eben Unterstützung verdient, auch wenn es mal nicht so läuft wie gewünscht.


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