Dynamo schaltet schnell nach vorne um

Stresstest für den FCN: So gut kontert der Club-Gegner

17.10.2021, 05:57 Uhr
Der Schlüsselspieler: Ohne Christoph Daferner (links, hier im Zweikampf mit dem Ex-Nürnberger Jakov Medic) funktioniert in der Offensive Dynamos nicht viel.  

© Christian Charisius/dpa Der Schlüsselspieler: Ohne Christoph Daferner (links, hier im Zweikampf mit dem Ex-Nürnberger Jakov Medic) funktioniert in der Offensive Dynamos nicht viel.  

Wer steht an der Seitenlinie?

Der Ex-Trainer von Christopher Schindler und Kilian Fischer (beide 1. FC Nürnberg), aber auch von Kevin Volland, Robert Glatzel, Sven Bender, Lars Bender, Daniel Bierofka, Moritz Leitner, Peniel Mlapa und Bobby Wood. Alexander Schmidt - selbst nie Profifußballer gewesen - ist inzwischen 52 Jahre alt und war über mehr als zehn Jahre bei 1860 München im Nachwuchs tätig, trainierte dabei alle Mannschaften im Leistungsbereich und hatte dementsprechend mit vielen Spielern zu tun, welche die Jugendabteilung der Löwen durchliefen. Am Ende seiner Zeit in München wurde Schmidt dann im November 2012 Cheftrainer der Profis.

Obwohl Schmidt die Spielzeit 2012/13 mit dem sechsten Platz in der Zweiten Liga abschloss und somit die beste Platzierung der Löwen in den letzten 16 Jahren erzielte, wurde er zu Beginn der Folgesaison nach drei Siegen und drei Niederlagen entlassen. Es folgten für Schmidt Trainerstationen in Regensburg, Unterhaching (U19), Salzburg (U16, U18) und St. Pölten, unterbrochen von einer Tätigkeit als Scout und im Jugendbereich des VfB Stuttgart. Es war die einzige Station, an der Schmidt länger als ein Jahr verweilte.

In der vergangenen Saison übernahm Schmidt dann Drittligist Türkgücü München, wurde aber im Februar 2021 beurlaubt, obwohl der Aufsteiger mit 33 Punkten aus 22 Spielen ungefährdet war. Investor Hasan Kivran "hat es nicht akzeptieren können, dass ich mir keine Aufstellung diktieren lasse", kommentierte Schmidt dann später den Vorgang und legte an anderer Stelle nach: "Wir waren sehr erfolgreich in meinen Augen. Diese Freistellung war damals ein Witz." Zu dem Zeitpunkt, als er Letzteres sagte, hatte er jedoch längst selbst von einer Entlassung trotz der guten Platzierung in der Tabelle profitiert.

Er übernahm Dynamo Dresden auf Platz vier der Dritten Liga. Allerdings hatten die Sachsen wegen etlicher coronabedingter Ausfälle zwei Spiele weniger als der Rest bestritten. Fünf Siege und ein Remis später war Dynamo Dresden Drittligameister und Aufsteiger.

Wie wird gespielt?

Hop oder top. Vier Siege, vier Niederlagen, nur ein Unentschieden. Dynamo ist in dieser Hinsicht der Gegenentwurf zum remisfreudigen FCN. In anderer Hinsicht ähnelt Dresden dagegen dem Club: Auch das Team von Alexander Schmidt greift oft zur Raute. Gesetzt scheinen in der Formation neben Keeper Kevin Broll vor allem Innenverteidiger Michael Sollbauer, Linksverteidiger Chris Löwe, Sechser Yannick Stark, Zehner Christoph Daferner und Angreifer Ransford-Yeboah Königsdörffer. Anders als der Club in dieser Saison setzt Dresden die Raute jedoch ganz massiv dazu ein, Druck auf die Gegner zu machen.

Im letzten Heimspiel gegen Werder Bremen gelang das so gut, dass der Bundesligaabsteiger irgendwann entnervt und unpräzise aufbaute und am Ende mit 0:3 unterlag. Das war sicherlich zum Teil dem Matchplan gegen die Hanseaten geschuldet, doch auch insgesamt liegt Dynamo bei den Balleroberungen vorne. Kein anderer Zweitligist erobert mehr Bälle, gerade im Mitteldrittel und im eigenen Angriffsdrittel holen sich die Sachsen weit überdurchschnittlich oft die Bälle, stressen die Gegner früh im Aufbau. Dass Dresden nach Schalke die Mannschaft mit den meisten Kontertoren ist, wundert also nicht. Ein Element der Spielanlage ist das schnelle Erobern und In-die-Spitze-Bringen des Balles.

Das führt dann auch dazu, dass Dresden der Zweitligist mit den zweitmeisten Ballverlusten ist – im Mitteldrittel sind es sogar die meisten. Das direkte Umschalten mit viel Risiko ist also ein Element des Spiels. Allerdings steht Dynamo im Gegensatz zu anderen Mannschaften, die gerne kontern, nicht grundsätzlich tief und verweigert den Ballbesitz, sondern spielt mit und setzt die schnellen Gegenstöße situativ ein. Solange es unentschieden steht, hat Dresden sogar deutlich mehr vom Ball als der Gegner.

Wer sind die Schlüsselspieler?

Ohne Christoph Daferner funktioniert in der Offensive Dynamos nicht viel. Fünf Pflichtspieltore, ein Assist. Außerdem gehört er zu den Spielern in der Liga, die am häufigsten ins Kopfballduell gehen. Schlägt Keeper Broll den Ball lang, so ist es oft keiner der Stürmer, der hochgeht, sondern mit Daferner der nominelle Zehner. Der ist mit seinen 1,89 Meter auch prädestiniert für derartige Aufgaben, während die im Sturm aufgebotenen Spieler bei den Dresdner eher kleiner gewachsen sind.

Ein anderer Gestalter des Spiels ist Linksverteidiger Chris Löwe. Der 32-jährige zählt zu den Top 5 unter den Zweitligaspielern, wenn es um Pässe für Raumgewinn geht. Das heißt, er spielt nicht nur Sicherheitspässe oder Pässe zu seinen Innenverteidigern, sondern auch immer wieder öffnende Bälle in die Tiefe. Wie erfolgreich die Zuspiele sind, erkennt man auch daran, dass er von allen Dynamo-Spielern die meisten Vorlagen zu Abschlüssen gegeben hat. Das hat allerdings auch damit zu tun, dass Löwe für viele der Dresdner Standards zuständig ist.


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