Routinier kämpft um Nominierung

"Natürlich ungewohnt": Club-Kapitän Valentini und der komplizierte Weg zurück

Wolfgang Laaß

NN-Sportredaktion

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7.4.2022, 09:41 Uhr
Plötzlich nur noch zweite Wahl: Enrico Valentini (li.) und Johannes Geis.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Plötzlich nur noch zweite Wahl: Enrico Valentini (li.) und Johannes Geis.

Der Kapitän und älteste Spieler seiner Mannschaft ist sich nicht zu schade, nach Feierabend ganz alleine Bälle und Hütchen einzusammeln. Für derlei Aufgaben werden gerne Nachwuchskräfte eingeteilt beim 1. FC Nürnberg, Stichwort Wasserträger. Wobei Enrico Valentini keine Anweisung braucht, um zu helfen. Wie auch immer.

Valentini möchte sich mit gemeinnützigen Aktionen wie der am Mittwochmittag auch nicht einschleimen bei seinem Chef, das hat er mit seinen 33 Jahren gewiss nicht nötig. Vielmehr möchte er demonstrieren, dass sich niemand zu schade fühlen sollte für vielleicht niedere, aber keineswegs berufsfremde Tätigkeiten.

Bälle und Hütchen einsammeln: Auch das ist Enrico Valentini, der selbst in ungewohnter Rolle aufrichtig bleibt. Dass er dreimal in Folge auf der Bank sitzen musste, ist ihm lange nicht passiert, zuletzt, vermutet er, 2014. In seinen ersten Monaten beim Karlsruher SC, als er ebenfalls vom Pech seiner Kollegen profitierte. So wie in seinem Fall jetzt Kilian Fischer.

Damals wie heute

Zum rechten Verteidiger ist Valentini damals eher zufällig geworden. Sascha Traut und Philipp Klingmann hatten sich verletzt, so dass letztlich kein anderer mehr da war als der erst noch umzuschulende Mittelfeldakteur. Weil der Neuzugang seine Aufgaben aber gleich zur vollsten Zufriedenheit seines Vorgesetzten erledigte, durfte er bis zum Herbst seiner Karriere rechter Verteidiger bleiben.

Seit seiner Rückkehr 2017 galt Valentini auch beim Lieblings-Club als gesetzt, was sich erst neulich ändern sollte. Wegen einer Corona-Infektion im Februar musste er hilflos mit ansehen, wie sich Freund Kilian Fischer auf seiner Position in kurzer Zeit für die deutsche U21 empfahl. Dass Trainer Klauß selbst nach der zweiwöchigen Liga-Pause weiter auf Fischer setzte, obwohl der zehn Tage mit seiner Auswahl unterwegs war, verblüffte dann aber doch.

"Kilian hat es in den letzten Spielen einfach gut gemacht, er hat seine Chance genutzt", sagte Klauß auch nach dem 1:3 in Heidenheim am Sonntag, beim ersten Gegentreffer nach drei Minuten sah auch der Shootingstar nicht wirklich gut aus. Ob er ihm auch am Samstag (20.30 Uhr, Live-Ticker auf nordbayern.de) im Heimspiel gegen Darmstadt 98 vertrauen wird, ließ Klauß bereits im Heidenheimer Medienraum offen. "Das ist kein Freifahrtschein, jeder muss sich neu beweisen."

"Emotionaler Stabilisator"

Am Mittwochmittag, nach der ersten Einheit der Woche, lobte Klauß ausdrücklich "die Jungs, die in Heidenheim auf der Bank saßen" und somit auch Valentini: "Natürlich ist es schön, wenn der Kapitän auf dem Feld steht, aber ein Kapitän hat ja auch viele andere Aufgaben." Zum Beispiel, wie es Klauß formuliert, als "emotionaler Stabilisator". Was aber nicht mehr zwingend heißen muss, dass er sportlich unantastbar ist.

Früher durfte sich häufig der Beste oder Beliebteste die Binde überstreifen; zumindest an seiner Popularität besteht weiterhin kein Zweifel. Trotzdem möchte Valentini lieber Teil der Startelf sein, die drei Nicht-Nominierungen in Folge seien für ihn "natürlich ungewohnt" gewesen, eine vierte würde er sich gerne ersparen.

"Wenn ich nicht spiele, suche ich den Grund dafür immer zuerst bei mir", versichert Valentini, kann den aber mittlerweile nicht mehr finden. Seine Trainingsleistungen seien in letzter Zeit in Ordnung gewesen, auch dank der vielen Bälle und Hütchen überall. Die ja auch irgendwer einsammeln muss.

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