1. FC Nürnberg: Die Drei-Tore-Implosion

15.12.2013, 11:43 Uhr
1. FC Nürnberg: Die Drei-Tore-Implosion

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Sie haben geflucht, geschimpft, gewettert. "Ein Scheißding vom Schiri", sagte etwa Kapitän Raphael Schäfer. "Jedes Kind, jedes Baby" hätte es gesehen, legte Mike Frantz nach. Und: "Wenn ich in der Bundesliga als FIFA-Gespann so eine Abseitsstellung nicht sehe, muss ich mich hinterfragen", fasste Sportvorstand Martin Bader die Nürnberger Gemütswelt nach dem Spiel gegen Hannover 96 zusammen.

Drei Tore in zehn Minuten. Für den 1. FC Nürnberg. Fast hätte man glauben können, der Club habe endlich seinen neuen Weg eingeschlagen. Schnelle Konter, gnadenlose Effizienz, ansehnlicher Fußball. All das, was Gertjan Verbeek angekündigt hat, wofür der Holländer steht.

All das aber eben nur: fast. Stattdessen muss der Club einen "brutalen Nackenschlag" hinnehmen, wie Sportvorstand Martin Bader sagt. Freilich auch, weil Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer in der 87. Spielminute eine ganz klare Abseitsstellung von Mame Diouf übersieht. Nahezu zwei Meter, in seiner Deutlichkeit kaum zu überbieten. Aber eben nicht nur.

Etwa 40 Minuten spielten die Nürnberger ordentlichen Fußball, hatten den Gegner im Würgegriff. "In der Phase hatte der Gegner glaube ich nicht gewusst, was er machen soll", sagt Verbeek. Auf die Explosion folgte dann aber die Implosion. Der Club verpasst es gleich mehrfach, das vierte Tor nachzulegen - und das Spiel damit vorzeitig zu entscheiden. Stattdessen verlor der FCN in der Defensive etwas die Ordnung.

Nürnberg als Verschwörungsopfer? Wohl eher nicht!

Gerade in den Schlüsselszenen. Auch vor dem Abseitstor. Tomáš Pekhart trabt da gemütlich hinterher, versucht nicht einmal das taktische Foul nach einem direkten Konter. Die beiden defensiven Mittelfeldspieler Hasebe und Frantz geben Raum bis 30 Meter vor dem Tor frei. Das bereitet überhaupt erst den Weg für das skandalöse Abseitstor, das dann folgt. Auch beim ersten Treffer der Hannoveraner, dem 3:1 von Bittencourt, bekommen drei Nürnberger Verteidiger im Sechzehnmeter-Raum keinen richtigen Zugriff auf Vorbereiter Huszti. Und beim finalen K.O.-Schlag, dem 3:3 von Diouf, darf der Senegalese gleich doppelt zum Abschluss kommen.

"Wir sind um den Sieg betrogen worden", sagt Mike Frantz im Anschluss an das 3:3-Drama. Der 1. FC Nürnberg, neben zahlreichen, nennen wir sie unglücklichen Wendungen, jetzt auch noch Verschwörungsopfer? Wohl eher nicht. "Wir haben auch Fehler gemacht", sagte Gertjan Verbeek, quasi als Stimme der Vernunft. Fehler gehören eben zum Fußball, nicht nur bei den Unparteiischen.

Alles gleicht sich aus, am Ende zählt nur die Qualität. Auch was Schiedsrichterentscheidungen angeht. Beispielsweise am ersten Spieltag der Saison. Als ein glasklarer Treffer von Hoffenheims Volland, ein Lupfer, der deutlich hinter der Linie war, nicht anerkannt wurde. Ebenso eine krasse Fehlentscheidung. Der Gegner und Profiteur, der durch das 2:2 noch einen Punkt retten konnte: der 1. FC Nürnberg. Der Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer. Auf dem derzeit vorletzten Tabellenplatz steht der Club nicht, weil er in regelmäßigen Abständen betrogen wird. Sondern aufgrund seiner eigenen Unzulänglichkeiten.

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