100:91! Falcons jubeln nach fulminanter Doppel-Overtime

3.11.2019, 21:45 Uhr
Nach Spielende machte sich große Erleichterung bei den Falcons breit.

© Sportfoto Zink / Oliver Gold Nach Spielende machte sich große Erleichterung bei den Falcons breit.

Trainer erwecken gerne den Anschein, über den Dingen zu stehen, taktisch und konzeptionell auf der Höhe der Zeit zu sein und gleichsam ihren Kollegen doch einen Schritt voraus. Dabei stehen an der Seitenlinie Menschen, und die machen nun einmal mal Fehler. Vytautas Buzas ist da keine Ausnahme, wenngleich sie bei den Nürnberg Falcons einen Lapsus des Coaches gerne verschwiegen hätten.

Für die vermeidbare Niederlage am Donnerstag in Leverkusen nach einem Spiel, in dem es drei Viertel lang nur nach einem weiteren Erfolg der Nürnberger ausgesehen hatte, übernahm Buzas hochoffiziell die Verantwortung. Der Matchplan wäre der falsche gewesen – eine aggressive Defensive statt einer wild drauflos ballernden Offensive wäre der Schlüssel zum Erfolg gewesen. Meine Schuld – ließ der 31-Jährige über die Pressestelle mitteilen. Von seinen beiden technischen Fouls, die er in Leverkusen kassiert hatte und deswegen die Halle verlassen musste, kein Wort. Einen derartigen Ausrutscher verschweigt man eben gerne.

So bot die Partie gegen Kirchheim auch für den Hitzkopf auf der Trainerbank die Möglichkeit, schnell die Versäumnisse wettzumachen und hochkochende Emotionen mit einem Sieg zu übertünchen. Ein simpel anmutender Plan, auch noch gegen das Schlusslicht der Liga. Doch bevor das 100:91 (77:77, 86:86) nach der zweiten Verlängerung feststand, hatte Buzas Mannschaft mehr mit sich als einem übermächtigen Kontrahenten zu kämpfen.

"In so einer Woche mit zwei Spielen geht es nicht um Taktik. Es geht einzig darum, die Physis auf den Platz zu bringen und das Spiel unbedingt gewinnen zu wollen", dozierte der 31-Jährige nach einem Schlagabtausch, den die Nürnberger erst im dritten Viertel begannen anzunehmen. Buzas war bis dahin für seine Verhältnisse ruhig, hatte sich über die nicht wenigen umstrittenen Pfiffe gewundert, aber nicht über die Maßen aufgeregt. "Das ist ein Prozess, auch für einen Trainer", meinte er. Mehr wollte er nichts dazu sagen.

Selbst das Aus für Stephan Haukohl nach 15 Minuten nahm der Trainer hin. Haukohl hatte nach einem absichtlichen Foul beide Hände in die Luft geworfen, kassierte dafür noch ein technisches Foul und musste deswegen die Halle verlassen. Ein Schock fraglos, von dem sich der Rest des Teams nur langsam befreite.

Noch sieben Sekunden

Erst sieben Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit gelang Moritz Sanders das 77:77. Der letzte Wurf gehörte Kirchheim: Dajuan Grafs Versuch tanzte am Ring, drehte eine Ehrenrunde und überlegte es sich dann, das Spiel doch in die Verlängerung zu schicken. Die Falcons waren nun heißgelaufen, produzierten weit weniger Ballverluste als zuvor und verteidigten verbissen.

Doch erneut hatte Kirchheim mit der letzten Aktion der ersten Verlängerung die Chance zum Sieg – abermals ging Grafs Distanzwurf daneben und ebnete den Weg für eine nun entfesselte Energieleistung. "Das war Emotion pur. Das bringt uns in der Entwicklung einen großen Schritt weiter", sprudelte es aus Buzas nach dem Kraftakt heraus.

Nürnberg: Wilson 31, Pongo 18, Daubner 11, Lee 11, Sanders 9, Schröder 9, Maier 8, Haukohl 3, Feuerpfeil.

Spielverlauf: 0:7, 7:7, 11:23, 17:26 – 22:30, 32:40, 37:46 – 41:53, 47:57, 57:60, 57:62 – 63:72, 69:73, 74:77, 77:77 – 78:77, 84:86, 86:86 – 92:86, 94:89, 98:89, 100:91.

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