29:31 in Melsungen! HC Erlangen startet Aufholjagd zu spät

4.3.2021, 21:05 Uhr
In Melsungen reichte es für den HC Erlangen nicht für Punkte.

© Swen Pförtner, dpa In Melsungen reichte es für den HC Erlangen nicht für Punkte.

Zum Auftakt der Rückrunde hatte Michael Haaß in der Kasseler Rothenbach-Halle eine Jagd erwartet. Die MT Melsungen, am Donnerstagabend Gastgeber der Partie gegen den HC Erlangen, hatte drei der letzten vier Spiele verloren und war in der Tabelle immer weiter abgerutscht. Den Ansprüchen des Klubs, der diverse Nationalspieler versammelt und deshalb den Beinamen "MT Deutschland" trägt, genügt das nicht, weshalb Erlangens Trainer im Vorfeld einen hochmotivierten Gegner erwartete.

Tatsächlich war davon zunächst nur wenig zu sehen. Die Melsunger Turngemeinde benötigte fast eine Halbzeit lang, um die Begegnung zumindest ausgeglichen zu gestalten. In der zweiten Halbzeit verhinderten Kleinigkeiten, dass der Handballclub aus Erlangen beim 29:31 keinen Punkt mitnehmen konnte.

"Das ist eine Topmannschaft, was die für Leute haben, das ist Wahnsinn", sagte Haaß, erinnerte aber auch daran, dass sie beim HCE inzwischen auch kein ganz so schlechtes Kollektiv zusammengestellt haben; ein Kollektiv, das auch diesmal gegen die verhinderte Spitzenmannschaft sehr gut in die Partei startete.

Erlangen startet gedankenschnell

Das Hinspiel in der Nürnberger Arena war ein rauschendes Fest für den HCE gewesen, die Fans schwärmen jetzt noch davon. Mit 31:21 hatte Erlangen Melsungen da abgefertigt, am Donnerstag um 19 Uhr war das natürlich aber längst wieder Geschichte. Trotzdem schienen sich die Gäste ebenfalls noch gut zu erinnern: Wie schon im Oktober war Torhüter Klemen Ferlin frühzeitig auf dem Posten, stand die Defensive gut und präsentierte sich Erlangen in der Offensive hellwach. Bei gleich zwei Abprallern war der HCE gedankenschneller.

Neun Minuten waren gespielt, als es 6:3 für die Gäste stand und Melsungens Trainer Gudmundur Gudmundsson sehr skeptisch dreinblickte - und zehn, als der Blick noch ein bisschen finsterer wurde. Kreisläufer-Schwergewicht Arnar Freyr Arnarsson war Antonio Metzner auf den Fuß getreten und umgeknickt, wenig später saß er mit einem dicken Eisbeutel auf der leeren Tribüne.

Es lief viel für den HC Erlangen, vor allem viel gut, weil sich Metzner immer wieder unerschrocken in die Deckung schmiss und den Ball oft auch im Tor unterbrachte. Vier Treffer betrug der Vorsprung nach elf Minuten (8:4), erst dann erinnerten sich die Gastgeber ihrer Qualitäten. Nach 20 Minuten bat Haaß zur Auszeit, aber Melsungen verteidigte jetzt intensiver, war treffsicherer im Angriff und kam so noch vor dem Seitenwechsel zum Ausgleich: 16:16. In die Halbzeitpause hätte der HCE dennoch mit einer Führung gehen können, Sebastian Firnhaber scheiterte in letzter Sekunde an Nebojsa Simic.

Aufholjagd hält nur zwischenzeitlich

Die zweite Hälfte musste also die Entscheidung bringen - allerdings schien Melsungen es nicht auf die volle Distanz ankommen lassen zu wollen. Der starke Timo Kastening (11 Tore) legte los wie ein Wirbelwind, Erlangen schloss zu halbherzig ab, nach 36 Minuten stand es plötzlich 22:18 für den Favoriten.

Tatsächlich wirkte der HCE nun wie der Gejagte. Es fehlte der nötige Mut, das Tempo, die Überzeugung, dass es genau wie beim Hinspiel noch ein rauschendes Fest werden könnte - bis Erlangens Trainer eine Idee hatte. Haaß stellte in der Verteidigung um, ließ offensiver verteidigen und plötzlich war die Verunsicherung bei Melsungen zurück. Und wurde der zuletzt so starke Christopher Bissel zum tragischen Helden.

Drei Minuten vor Schluss traf Erlangens Linksaußen zum 27:27 und krönte zwischenzeitlich die Aufholjagd. Doch einen Angriff später scheiterte er am hervorragend aufgelegten Simic (13 Paraden) - und war die Partie kurz darauf entschieden.

Erlangen: Ferlin, Ziemer; Ivic 6/4, Jeppsson 5, Sellin 4, Metzner 4, ​​​​​​​Overby 3, Bissel 3, ​​​​​​​Firnhaber 2, Fäth 1, Büdel 1, Schäffer, Link, Kellner.

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