300.000 Euro: Stadt Erlangen will Sportvereinen helfen

8.12.2020, 10:31 Uhr
300.000 Euro: Stadt Erlangen will Sportvereinen helfen

© Foto: Harald Sippel

Die Warnsignale der Vereine wurden in den vergangenen Wochen deutlicher. Nun will die Stadt Erlangen reagieren. Der zweite Lockdown hat den Sport getroffen. Weil die Vereine ihre Anlagen schließen mussten, aber vor allem: Weil in einem Lockdown kaum jemand einem Sportverein beitritt und sie so die in Erlangen immer hohe Fluktuation an Mitgliedern nicht ausgleichen konnten. "Vereine, die mehr investiert haben oder ein größeres Angebot haben, trifft es härter", sagt Jörg Volleth, Bürgermeister und Referent für Sport.

Nun aber herrscht doch eine gewisse Erleichterung. "Das ist eine große Hilfe. Damit hat die Stadt einen großen Sprung gemacht, um die Vereine zu unterstützen", sagt Matthias Thurek, Vorsitzender des Erlanger Sportverbandes.

Was ist geplant? Zusätzliche 300 000 Euro will die Stadt in ihrem Haushalt 2021 für die Sportvereine bereitstellen. Die Summe soll sich aufteilen: 200 000 Euro mehr sind für eine Erhöhung der Sport-Übungsleiterpauschale vorgesehen. Dabei handelt es sich um Zuschüsse, die die Stadt anhand eines speziellen Schlüssels für jeden anerkannten Übungsleiter an die Vereine vergibt.

Jugendarbeit soll belohnt werden

Die restlichen 100 000 Euro seien, so Volleth, für eine höhere Barzuwendung geplant. Das sind kommunale Zuschüsse, die die Sportvereine für jedes Mitglied unter 18 Jahren bekommen. "Das war unserer Meinung nach das sinnvollste Vorgehen. Denn so unterstützen wir die, die viel für Jugendarbeit, Inklusion und Integration tun", sagt Volleth.

An den Rand gedrängt: Ist die Amateursportlobby zu schwach?

"Das sind schon zwei Parameter, die darauf schließen lassen, wie engagiert die Vereine sind und deshalb auch eine gute Kennzahl für Hilfen", findet Thurek, der bei Gesprächen im Vorfeld zwischen Stadt, Sportverband und dem Bayerischen Landes-Sportverband dabei war.

Stadtrat muss zustimmen

Im Haupt-, Finanz- und Personalausschuss, in den der Antrag eilig eingebracht wurde, wurde das Vorhaben abgesegnet. Nun muss der Stadtrat noch in seiner Haushalts-Sitzung am 16. Januar zustimmen. Im Sportausschuss hatte im November noch ein ähnlich ausgerichteter Antrag der ÖDP keine Mehrheit gefunden. Die nun vorgesehenen Dimensionen übertreffen ihn dabei noch einmal deutlich.

Bereits im Frühjahr, als der erste Lockdown die Sportvereine lahmlegte, hatte die Stadt ihnen die Mieten für Hallen und Freisportflächen halbiert. Da dachte man noch, dass ab Sommer wieder ein geregelter Sportbetrieb möglich wäre. Doch die Maßnahme verpuffte. Die Hallen sind sowieso geschlossen. "Wo kein Sport stattfindet, fallen auch keine Gebühren an", erklärt Thurek.

Nicht allen wird damit geholfen sein

Wie komplex die Lage ist, zeigt sich daran, dass die geplanten Zuschuss-Erhöhungen wohl nicht allen Vereinen maßgeblich helfen werden. Dem TV 48 Erlangen als größten Breitensport-Verein der Stadt zum Beispiel. "Das sind ganz andere Dimensionen, auch in der Vereinsstruktur. Da hat der TV ein Alleinstellungsmerkmal", räumt Thurek ein.

Alle Sportanlagen gesperrt: Was noch möglich ist

Deshalb könnte es weitere Maßnahmen geben. "Wir werden in dem Zusammenhang noch Gespräche führen", verspricht Volleth: "Wir wollen das zweistufig angehen. Das ist die erste Stufe, die gezündet wurde. Die zweite geht noch nicht, weil es die geforderte Abfrage des BLSV noch nicht gibt, die zeigen soll, wie stark es einzelne Vereine trifft." Bereits im Frühjahr hatte es eine Abfrage gegeben, doch die fand noch unter anderen Vorzeichen statt. Auch müsse geprüft werden, inwieweit Hilfspakete des Bundes und des Freistaates greifen. Klar ist, dass die nun geplanten Maßnahmen kein Allheilmittel sind. "Mit den Beträgen rettet man keinen vor dem Untergang. Aber es ist ein Zeichen, dass wir hinter den Vereinen stehen", glaubt Volleth.

“Wäre mit Geld nicht zu bezahlen“

Je länger die Krise dauert, desto ernster könnte die Lage zu werden. Vor allem, wenn zu den fehlenden Eintritten noch verstärkt Austritte kommen sollten. "Wenn Strukturen des Sports aus der Landschaft in Erlangen verschwinden würden, dann wäre das mit Geld nicht zu bezahlen, was da verloren ginge", sagt Thurek.

Die Hilfsmöglichkeiten der Stadt sind aber begrenzt. "Da muss auch der Freistaat sich Gedanken machen. Ich hoffe, dass im kommenden Jahr Unterstützungs-Signale kommen", sagt Thurek. Warnsignale der Vereine gibt es inzwischen genug.

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