Abschied von den Ice Tigers: Kleinendorst kommt nicht zurück

21.6.2020, 12:19 Uhr
Familie statt Ice Tigers: Kurt Kleinendorst verabschiedet sich aus Nürnberg.

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn, NN Familie statt Ice Tigers: Kurt Kleinendorst verabschiedet sich aus Nürnberg.

"Ich weiß nicht, was ich sagen soll." Das war der erste Satz seiner letzten Ansprache an die Ice Tigers. Am Abend zuvor hatte die Deutsche Eishockey-Liga als erste Profiliga beschlossen, die Saison aufgrund einer damals noch nicht Pandemie genannten Bedrohung vor Beginn der Playoffs abzubrechen. Und nicht nur Kleinendorst, der als Trainer Meister war und Weltmeister, der es bis auf die Bank von NHL-Klubs geschafft hatte, suchte nach Worten. Aber natürlich hat der rhetorisch naturbegabte US-Amerikaner an diesem 11. März 2020 doch noch viele Sätze gesagt, den Journalisten zum Beispiel: "Dieses Kapitel ist beendet."

Kleinendorst sprach von der Gelegenheit, mit dem Ice Tigers-Jahrgang 2020 Meister werden zu können. Der 59-Jährige äußerte seine Zweifel daran, dass das ohne Daniel Fischbuch, der zur Düsseldorfer EG wechselt, ohne Andreas Eder (Straubing) und weitere Spieler, die die Ice Tigers mittlerweile verlassen haben, noch einmal möglich sei. Und ganz öffentlich stellte er sich selbst auch die Frage: "Was ist es, das ich jetzt wirklich machen will?" Es sollte fast 15 Wochen dauern, bis er eine Antwort gefunden hatte. Kleinendorst will vorerst nicht mehr als Trainer arbeiten, nicht in Europa, nicht in der DEL und nicht in Nürnberg.

Der neue Trainer soll den Weg fortsetzen

Dazwischen hatte ihm Wolfgang Gastner mehrere Ultimaten gesetzt. Zuletzt hatte sich der Geschäftsführer der Ice Tigers immer wieder optimistisch gezeigt, dass sich Kleinendorst doch wieder für die Ice Tigers entscheiden könne. Dass der Klub sich mit der Nürnberger Software-Firma NCP die Unterstützung eines regionalen Hauptsponsors hatte sichern können, dürfte die Zweifel bezüglich der Konkurrenzfähigkeit der Ice Tigers in der Zukunft auch bei Kleinendorst gemindert haben. Trotzdem hat er seinen jüngsten Arbeitgeber an diesem Wochenende darüber informiert, seinen Vertrag nicht verlängern zu wollen. "Wir hätten gerne noch ein Jahr mit Kurt gearbeitet, respektieren seine Entscheidung aber natürlich und wünschen ihm alles Gute für die gemeinsame Zeit mit seiner Familie in Nordamerika", ließ André Dietzsch, der Sportdirektor ausrichten.

Gastner hatte frühzeitig angekündigt, sich bereits mit einem möglichen Nachfolger geeinigt zu haben. Bei dem Nachfolger soll es sich aber nicht um Co-Trainer Manuel Kofler handeln, der seinen Vertrag mit den Ice Tigers nach dem abrupten Saisonende verlängert hatte. Dietzsch: "Wir waren uns immer bewusst, dass diese Entscheidung so fallen könnte und haben uns entsprechend darauf vorbereitet. Mit unserem neuen Trainer gehen wir einen weiteren, großen Schritt in die Richtung, die wir mit unserer Neuausrichtung im vergangenen Jahr eingeschlagen haben." Soll heißen dass sich die Ice Tigers mit einem Trainer geeinigt haben, der dafür bereit ist, mit jungen deutschen, im besten Fall fränkischen, Spielern zu arbeiten.

"Ein Ort, den ich sehr vermissen werde"

Kleinendorst verabschiedete sich mit warmen Worten, an deren Aufrichtigkeit niemand zweifelt, der den US-Amerikaner in seinem vorerst letzten Jahr als Cheftrainer einer Eishockey-Profimannschaft kennengelernt hatte: "Ich habe meine Zeit in Nürnberg unheimlich genossen und wunderbare Menschen kennengelernt. Ich möchte mich bei der gesamten Organisation, den großartigen Fans, Mitarbeitern und natürlich den Spielern bedanken. Ich wünsche den Ice Tigers nur das Beste für die Zukunft und werde alles von zu Hause aus verfolgen. Nürnberg war ein besonderer Ort für mich, den ich sehr vermissen werde."

Mit einer unüblichen Verzögerung von drei Monaten hat Kleinendorst doch noch wahr gemacht, was er am 11. März vor der Kabine der Ice Tigers angekündigt hatte: "Mein nächster Job wird meine Familie sein." Sein 33 Jahre alter Sohn soll sich bereits auf die täglichen Ansprachen seines Vaters freuen.

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