Als Diekmeier losrannte und Kluge für den FCN vollstreckte

1.5.2019, 11:04 Uhr
"Ein schönes Gefühl", sagt Dennis Diekmeier und meint diesen Triumph in der Nachspielzeit: Peer Kluge behält in Wolfsburg die Nerven, Sekunden später ist der Nürnberger 3:2-Auswärtscoup perfekt.

© Zink "Ein schönes Gefühl", sagt Dennis Diekmeier und meint diesen Triumph in der Nachspielzeit: Peer Kluge behält in Wolfsburg die Nerven, Sekunden später ist der Nürnberger 3:2-Auswärtscoup perfekt.

 Traumtore machen ein Spiel schön. Das weiß auch Dennis Diekmeier. Er ist kein Mann, für den der erfolgreiche Abschluss zur Pflicht und der sehenswerte zur Kür gehört. In rund 250 Profi-Einsätzen in Deutschlands höchsten Spielklassen glückte dem Seit-Jahresbeginn-Sandhäuser noch kein Treffer.  "Ich bin Verteidiger", sagt der 29-Jährige. Einer jedoch mit Vorwärtsdrang. Acht Jahre lang sorgten seine Antritte beim HSV für positive Resonanz. Bis zu diesem Sommer, als man sich in der Hansestadt nicht mehr auf einen neuen Vertrag verständigen konnte. Davor gefiel Diekmeier für eineinhalb Spielzeiten in Nürnberg. Vor allem, wenn der Außenverteidiger vehement nach vorne stieß. Besonders gut gelang ihm dies im November 2009, als er bei einem energisch vorgetragenen Angriff den rot-schwarzen Auswärtssieg in letzter Sekunde initierte. An das "schöne Gefühl" dabei erinnert sich Dennis so intensiv, wie das nur bei einem Traumkonter vorkommt.

In Wolfsburg lief die dritte Minute der Nachspielzeit, als es den FCN-Anhang kollektiv von den Sitzen riss. Nach einer abgefangenen Ecke setzte der Club noch einmal zu einem beherzten Konter an. Diekmeier schüttelte Ashkan Dejagah ab. "Ich bin losgesprintet, hatte ihn auf dem Rücken". Trotz Teilzeit-Huckepacker im Schlepptau trieb er den Ball unaufhaltsam nach vorne. Seine Spielkameraden schwärmten aus. Mit vier Mann steuerte der FCN auf den Wolfsburger Kasten zu und spielte den Tempogegenstoß überlegt zu Ende. Peer Kluge, der mit Diekmeier über den gesamten Platz gespurtet war, behielt die Nerven und schob mit dem Schlusspfiff zum 3:2 ein.

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Rasant war die Partie bereits zuvor gewesen. Albert Bum-Bum-Bunjaku hatte VfL-Keeper Diego Benaglio bereits zweimal überwunden, ehe ihn Josué mit einem rüden Foul aus dem Spiel nahm. Das in Wolfsburgs Meistersaison überragende Sturmduo Dzeko/Grafite erhöhte nun die Schlagzahl. Der Ex-Nürnberger “Zwetschge“ Misimovic setzte es immer wieder gekonnt in Szene. Auf Grafites Ausgleich reagierten die Franken mit Härte: Eine Kung-Fu-Einlage in Zwei-Meter-Fünfzig-Höhe von Kapitän Andi Wolf gegen Edin Dzeko blieb ungestraft. Raphael Schäfer trat in der Nachspielzeit, kurz vor dem siegbringenden Konster, Misimovic in den Unterleib.

Gündogan und das Seenland 

Auch in der Hinrunde 2010/11 zeigte sich der Club gegen Wolfsburg schlagfertig - und durch ein 2:1 seine Stärke auf eigenem Platz. Zum Matchwinner beim dritten von vier Heimsiegen in Serie avancierte Ilkay Gündogan: Acht Stunden vor seinem 20. Geburtstag beschenkte sich der inzwischen für ManCity aktive Kurzpassmeister durch seinen Treffer zum 1:0 selbst. Nürnbergs zweites Tor durch Mike Frantz bereitete der hochbegabte Bertolt-Brecht-Schüler brillant vor.

Am 11. April 2008 hatte derweil nicht Gündogan, sondern das Wetter in der Noris für ein Bundesliga-Novum gesorgt. Erstmals seit deren Gründung wurde eine Partie wegen zu schlechter Witterung nicht zu Ende gespielt. Pünktlich zum Anpfiff setzte sintflutartiger Regen und böiger Wind ein. Bereits nach 20 Minuten war - wie jüngst auch gegen Leverkusen - ein neues fränkisches Seenland entstanden. Pässe und Schüsse blieben in riesigen Pfützen hängen.

Der Club zeigte sich jedoch wetterfester: Jaromir Blazek parierte Marcelinhos Elfmeter, Ivan Saenko besorgte die 1:0-Halbzeitführung. Während sich die Spieler in der verlängerten Arbeitspause trocken rubbelten, versuchten zahllose Helfer, mit Biertischen, Schiebern und Walzen das Wasser vom Rasen zu verdrängen. Doch Jochen Drees entschied sich, die Partie nicht wieder anzupfeifen. Der erste Heimerfolg unter Thomas von Heesen war damit nur aufgeschoben.

Neun Tage später traf man sich bei herrlichem Sonnenschein an gleicher Stelle wieder. Der Club ließ gegen lethargische Wolfsburger einige Chancen liegen, ehe ihm Jan Koller mit einem saftigen Rechtsschuss drei Punkte sicherte.

Im September 2002 hatte Wolfgang Wolf noch Wolfsburg gecoacht, Anthony Sanneh mit seinem Kopfballtreffer den "Wölfen" allerdings das erste Mal das Fell gegerbt. Dusan Petkovic brauchte drei Minuten später beim Elfmeter-Duell mit Claus Reitmaier einen zweiten Versuch. Im Nachschuss markierte der stets mit modischen Handgelenks-Schweißbändchen ausgerüstete Serbe das 2:0. Danach rannte der vom VfL ausgeliehene Abwehrchef zur Bank der Niedersachsen.Petkovic hielt Wolf sein Club-Trikot mit der Nummer 10 demonstrativ entgegen. Blöd nur für Petkovic, dass sich Wolf im April 2003 als neuer Club-Trainer vor- und den Spieler, zu dem er auch weiterhin kein inniges Verhältnis pflegte, kaltstellte.

Gomis und der Geldregen 

Richtig mies beim fränkischen Bundesliga-Tross war die Laune indes Ende 2001: Bei der herben 0:5-Auswärtsklatsche trug sich auch der spätere Club-Angreifer Joshua Kennedy in die Torschützenliste ein. Louis Gomis verschoss auf der Gegenseite einen Elfmeter. Eigentlich zwangsläufig, dass Nürnbergs Busfahrer an diesem tristen Novembertag als einziger Gäste-Akteur Gas gab. In Dennis-Diekmeier-Manier und aus gutem Grund: Der mitgereiste Anhang machte seinem Ärger Luft, indem er das Club-Gefährt mit Münzen bewarf.

 

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