Als Geis das Kleeblatt zum Bundesliga-Derbysieg schoss

21.4.2020, 15:27 Uhr
Jubel nach dem Schuss ins Glück: Johannes Geis (rechts) jubelt mit Edgar Prib über seinen entscheidenden Treffer.

© Sportfoto Zink / WoZi Jubel nach dem Schuss ins Glück: Johannes Geis (rechts) jubelt mit Edgar Prib über seinen entscheidenden Treffer.

27 Minuten waren an diesem Sonntagnachmittag im Frankenstadion gespielt, als sich Johannes Geis daran machte, ein Held zu werden. Fußballerisch bot dieses 256. Derby zwischen dem 1. FC Nürnberg und der Spielvereinigung Greuther Fürth bis zu diesem Moment nicht viel, dabei war es ja ein ganz besonderes Fußballspiel. Erstmals waren die beiden fränkischen Rivalen gemeinsam in der 1. Bundesliga, das Hinspiel im Ronhof endete im November 2012 mit einem biederen 0:0.

Dann aber wurde alles anders.

Johannes Geis, damals 19 Jahre jung, hatte den Ball im Mittelfeld am Fuß, der linke war eigentlich sein schwächerer. Doch das war ihm in diesem Moment egal. Er sah das Nürnberger Tor schon vor sich, sah die Nürnberger Legende Raphael Schäfer vor diesem stehen – und zog einfach ab. Aus 25 Metern.

Dann sah er den Ball fliegen, die 50 000 Zuschauer hielten den Atem an, Sekunden wurden zu gefühlten Minuten – bis die Südkurve des Stadions, dort, wo die Fürther Fans standen, explodierte, während es überall anders still wurde. Tor. 1:0 fürs Kleeblatt. Johannes Geis wusste gar nicht wohin mit seiner Freude, also rannte er los, in Richtung der jubelnden Menge in Weiß und Grün. Dann klopfte er sich auf das Kleeblatt auf seiner Brust, das damals auf einem Sondertrikot golden glänzte.

Verbannt zu den Amateuren

Denn er war ja nicht irgendein Spieler, der sich vor diesem Derby das Trikot übergestreift hatte. Er war, so schrieben das damals viele, ein Fürther Junge, einer, der es, zusammen mit Edgar Prib und Felix Klaus, aus der eigenen Jugend in die Bundesliga geschafft hatte. Im Aufstiegsjahr durfte er dreimal mitspielen bei den Profis, ansonsten kickte er meistens mit der zweiten Mannschaft in der Regionalliga – wohin ihn der damalige Trainer Frank Kramer noch in der Erstliga-Hinrunde unter anderem wegen anhaltender Figurprobleme strafversetzt hatte.

Dieser Treffer aber war so etwas wie der Beginn seiner Karriere als Bundesligaspieler. "Ich wollte es in Fürth schaffen, habe den Kopf nie hängen lassen, habe immer Gas gegeben", sagte er später, als es längst Sonntagabend geworden war – und Geis tatsächlich ein Derbyheld. "Ich freue mich, dass ich der Mannschaft helfen konnte" – es war ein Satz, wie ihn viele Fußballer in Interviews sagen, weil er ihnen in Medienschulungen so eingebläut wurde.

Doch Johannes Geis hatte nicht nur der Mannschaft geholfen, er hatte sich in die Geschichtsbücher eingetragen. Denn es war ja nicht nur irgendein Erfolg, für den er mit seinem satten Schuss gesorgt hatte. Es war der bislang einzige Derbysieg, den das Kleeblatt in der Bundesliga feiern durfte – was daran liegt, dass der Ausflug ins fußballerische Oberhaus ein ziemlich trauriger war.

"Wenig Spaß und anstrengende Gäste. Nächstes Jahr fahren wir woanders hin", druckten die Verantwortlichen damals auf Plakate, es war eine Flucht in den Sarkasmus. Denn anstrengend waren die Gäste ja tatsächlich gewesen. In 17 Bundesligaspielen gelang der Spielvereinigung kein Heimsieg, das 1:0 an diesem 21. April 2013 im Frankenstadion war erst der dritte Erfolg überhaupt. Ein weiterer kam zwei Wochen später hinzu, als Ilir Azemi und der Stuttgarter Sakai per Eigentor trafen.

Die vier Siege und neun Unentschieden waren zu wenig, um sich in der Bundesliga zu halten. Zusammen mit Fortuna Düsseldorf stieg das Kleeblatt nach nur einem Jahr wieder in die 2. Liga ab. Vielen Fans war es egal – wegen dieses 21. Aprils 2013.

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