Alu-Abturn gegen Pauli: Club hat Chancen - und Pech

8.10.2019, 06:25 Uhr
Alu-Abturn gegen Pauli: Club hat Chancen - und Pech

© Sportfoto Zink / DaMa

23:9 Torschüsse, dazu 8:2 Ecken. Es waren möglicherweise solche, eine deutliche Dominanz vermittelnde Kennwerte, die Club-Coach Damir Canadi auf der Pressekonferenz nach dem Remis gegen Pauli davon sprechen ließen, das man aus rot-schwarzer Sicht vom Ergebnis schon ein wenig "enttäuscht" sei.

Margreitter wiederholt sich fast 

Den ersten vielversprechenden der knapp zwei Dutzend Abschlüsse Richtung Kiez-Kasten hatten die Hausherren nach zehn Minuten verbucht. Georg Margreitter, der sich anschickte, seine in Hannover in Form eines Doppelpacks bewiesenen Qualitäten vor des Gegners Kiste erneut nachzuweisen, beförderte - sich abermals fern seines hauptsächlichen Betätigungsfeldes perfekt positionierend - den Ball am linken Kreuzeck vorbei.

Zur Wahrheit gehört abseits von Margreitters Direktabnahme allerdings auch, dass es die Gäste waren, die im Stadionachteck anfangs mit der etwas gepflegteren Spielweise aufwarteten. Und von einem zunächst abwartend agierenden Altmeister nicht wirklich gehindert wurden, diese zu entfalten. Aus diesem Fakt resultiert vielleicht auch, dass St. Pauli nach Spielende mit 48 Prozent Ballbesitz relativ gleichauf mit den Rot-Schwarzen in dieser Kategorie rangiert. Aus diesem Fakt resultiert ziemlich wahrscheinlich sogar, dass der Club nach der ersten Hälfte eines Durchgangs, in dem er "nicht so in die Gänge kommt" (Canadi), in Rückstand gerät. Geis und Margreitter lassen sich auf rechts recht einfach ausspielen, was den Schiedsrichterassistenten möglicherweise dazu verleitet, die Fahne zu heben. Fälschlicherweise, wie der Kölner Keller dem davon unbeeindruckten Schiedsrichter bestätigen wird, nachdem ein davon vielleicht ein Stück weit beeindruckter Asger Sörensen mit seiner völlig missratenen Klärung Pauli-Angreifer Gyökeres die Gäste-Führung ermöglicht.

So irritiert beziehungsweise im Abwehrverhalten irritierend wird sich der Club nach dem Rückstand aber nicht mehr zeigen. Im Gegenteil - unter der Spielleitung Lasse Koslowski, im Hauptberuf Konzertpianist - haut der Club nun selbst ordentlich in die Tasten. Wütend und jetzt vehement im Vorwärtsgang macht er sich daran, dem Team aus Hamburgs Amüsierviertel den Spaß so schnell wie möglich wieder zu verderben. Bei den gespielten Pässen (443/416) oder bei der Laufleistung (114,79 Kilometer zu 112,62 Kilometer) wird der FCN dem Kiez-Klub am Ende gar nicht groß voraus sein, bei der Passquote rangiert man wie in der Tabelle und in der Bilanz der letzten Spiele sogar vollkommen auf Augenhöhe (75 Prozent).

Doch in Sachen Abschlüsse geht ein erneut torhungriger Club nun rasch in die Vorlage. Allein Robin Hack, der formstarke Wirbelwind des FCN, wird die Pauli-Bude in dieser Partie insgesamt achtmal (!) anvisieren. Nur der reaktionsschnelle Robin Himmelmann im Gäste-Gehäuse, der noch in Hälfte eins in Zusammenarbeit mit der Oberkante der Latte den Einschlag im Hamburger Kasten vermeidet, und später der Innenpfosten verhindern einen erneuten Torerfolg des Nürnberger U21-Nationalspielers.

Freilich hat auch der FCSP nach Behrens‘ verdientem Ausgleich Chancen, wieder selbst in Führung zu gehen. Durch Viktor Gyökeres, dessen Schuss von Sorg im letzten Moment geblockt wird. Oder durch den für Gyökeres eingewechselten Boris Tashchy, dem in der Nachspielzeit Chritian Mathenia - für den Club-Keeper folgenschwer - den Hamburger Siegtreffer vorenthält.

Mister 100 Prozent 

Doch der Club verteidigt ausgenommen vom 0:1 konsequent, wofür etwa Lukas (Abfang-)Jäger stellvertretend steht, Neben einer schier unglaublichen Zweikampfquote von 100 Prozent mit 12,29 abgespulten Kilometern und einer Passquote von 84 Prozent kann dieser mit weiteren Nürnberger Bestwerten auftrumpfen.

Canadi gefällt's 

Vor allem aber bemüht sich der Club entschlossen darum, den drei Punkte bringenden Treffer zu markieren. “Näher kann man nicht an einem Sieg sein“, hatte Gästecoach Jos Luhukay, wie er auf der PK nach der Partie verraten wird, schon ein ums andere Mal in dieser Saison gesagt, als es für seine Truppe wieder einmal knapp nicht dafür gereicht hatte. “Heute war das nicht der Fall“, resümierte der Niederländer am Sonntag. Damir Canadi, Luhukays Gegenüber, durfte derweil das "tolle Gesicht" und die "tolle Mentalität" seines Teams nach dem Rückstand loben. Man nähere sich der Spitze und den Mannschaften, die auf entsprechend gutem Niveau spielten, freute sich der gebürtige Wiener. Sicherlich noch mehr gefreut hätte sich Canadi wohl nur, wäre einer von Hacks acht Abschlüssen zusätzlich im Tor gelandet. 

 

 

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