American Football: Mit Eigenwerbung auf Social Media zum College-Footballer

19.4.2021, 09:05 Uhr
American Football: Mit Eigenwerbung auf Social Media zum College-Footballer

© Kyle Coulter/TCU

Bis vor ein paar Jahren musste man schon zur Highschool in die USA gehen, um als guter Sportler auf sich aufmerksam zu machen und vielleicht ein begehrtes College-Stipendium zu ergattern. Doch die Möglichkeiten der Digitalisierung haben es dem jungen Ausnahmesportler erleichtert, bis zum Abitur in Roth bleiben zu können, bevor es für ihn über den großen Teich nach Texas ging.

"Für mich war es schon sehr früh ein Traum, in der College League zu spielen. Ich hatte nur überhaupt keine Ahnung, wie ich das schaffen könnte. Die alles entscheidende Frage ist: Wie komme ich auf den Radar der Trainer? Und da gehört neben dem Können auch jede Menge Glück dazu." Und das hatte der junge Sportler in den entscheidenden Momenten.

Ende 2016 gründete Brandon Collier, ein ehemaliger American Football Profi, die Plattform PPI Recruits, die es sich zum Ziel gemacht hat, die Brücke zu schlagen zwischen den internationalen Talenten des American Football und den College-Programmen in den USA. "Ich bekam den Tipp von einem Trainer aus Bonn, dass ich mich doch mal beim PPI melden könnte." Schon bei der ersten PPI Tour im Juni 2017 war der Rother für zwei Wochen mit dabei und auch 2018 und 2019 nahm das PPI ihn unter seine Fittiche. Zunächst auf Camps, später dann auch bei kleineren, gezielten Events.

Die Mutter als Kamerafrau

Insgesamt fuhr er für seinen Traum fünf Mal in die USA. Doch neben den Camps war es vor allem das digitale Selbst-Marketing, das ihm die Türen in die Colleges öffnete. "Ich habe ganz früh angefangen, mich in Social-Media zu zeigen. Vor allem auf Twitter, dort schauen die Trainer. Das ist die Haupt-Recruiting-Plattform."

Dort postete er immer wieder "Highlight-Videos" mit Filmsequenzen aus Trainingseinheiten und Spielen. "Meine Mutter hat mich dafür immer wieder gefilmt." Die Filme hat er dann selbst geschnitten, mit Musik unterlegt, gepostet und auch direkt an Trainer gesendet. "Die Trainer bekommen viele solcher Videos. Wenn du Glück hast, nehmen sie sich eine Minute Zeit für dein Video – und dann musst du genau in diesem Augenblick überzeugen."


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Dass ihm das gelungen ist, hat er erst erfahren, als er im Sommer 2019 beim entscheidenden Recruiting Camp das Angebot der TCU (Texas Christian University in Forth Worth, Texas) bekam. "Da sagte mir Sonny Cumbie, der Head Coach der TCU, dass er mich schon eine Weile auf Twitter beobachtet hat." Honig ist überzeugt: Ohne PPI und ohne die aktive Social-Media-Arbeit wäre es ganz schwer bis unmöglich geworden, dorthin zu kommen.

Bei Alexander Honig lief der Weg also eher anders herum: Er musste sich im Vorfeld intensiv in den Sozialen Netzen zeigen, um die Trainer in den USA auf sich aufmerksam zu machen. Jetzt hat er sein erstes großes Etappenziel erreicht. Er trainiert und studiert an der TCU. Seitdem er dort ist, kann er sich auf das Training und sein Studium konzentrieren. Solange er im College-Team ist, ist es zur Zeit noch untersagt, eigene Sponsoren zu haben. Daher ist es für ihn im Augenblick nicht mehr so wichtig, ständig in den Sozialen Medien präsent zu sein.

Viele Nachrichten bekommt er trotzdem. Sein Name steht ganz oben bei den "Placements 2021" auf der PPI Internetseite. "Ich empfinde das als Verpflichtung. Ich weiß, dass ich nun Vorbild für alle bin, die auch hierher wollen. Es schreiben mir viele junge begeisterte American Football Spieler aus Europa, die den gleichen Traum haben wie ich. Und denen helfe ich natürlich gerne. Ich versuche, auf alles persönlich zu antworten."

"Trainiere hart"

Doch wenn jemand schreibt: "Ich möchte auch irgendwann mal anfangen, American Football zu spielen. Was muss ich tun, damit ich dann auch auf ein USA-College komme?", dann ist sein Rat: "Suche dir erst einmal einen Verein mit einem guten Trainer und trainiere hart. Wenn du dann richtig gut bist, kannst du dir darüber Gedanken machen." Selbst-Marketing allein reicht eben doch nicht. Zum Glück steht die sportliche Leistung immer noch an erster Stelle. Und darauf kann sich der junge Quarterback jetzt konzentrieren.

Als erstes Highlight stand für ihn das Spring Football Scrimmage am vergangenen Wochenende auf dem Plan. "Da spielen wir von den TCU Horned Frogs in zwei Teams gegeneinander. Es ist das Ende des Spring Camps und die Fans sehen zum ersten Mal alle aktuellen Spieler. Das Stadion fasst 70000 Zuschauer. Ganz voll ist es eigentlich nie. Doch für mich wird es schon ein Erlebnis, wenn’s mehr als Tausend Fans werden. Mein bisheriger Rekord in Deutschland liegt bei ein paar Hundert", sagte Honig im Vorfeld des Spiels.

Nach dem Scirmmage folgt dann seine zweite Corona-Impfung. Die erste Spritze hat er bereits erhalten. Und dann stehen schon die Prüfungen an, bevor es dann, nach einem kurzen Abstecher ins heimische Roth, in die Sommer Camps und die erste Saison als College Spieler geht.

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