Auerbachs Schwimmerinnen vermissen den "Chlor-Duft"

9.4.2021, 14:52 Uhr
Vorfreude auf die Schwimmsaison: Die Übungsleiterinnen Sabrina Bruckner, Riccarda und Rebecca Hieke sowie Tamara Reisner (von links) hoffen, dass sie mit ihren Schützlingen bald wieder ins Auerbacher Freibad dürfen. Normalerweise öffnet das am 1. Mai.

© Holger Peter, NN Vorfreude auf die Schwimmsaison: Die Übungsleiterinnen Sabrina Bruckner, Riccarda und Rebecca Hieke sowie Tamara Reisner (von links) hoffen, dass sie mit ihren Schützlingen bald wieder ins Auerbacher Freibad dürfen. Normalerweise öffnet das am 1. Mai.

Rund ein Dutzend junge Übungsleiter hält den Trainingsbetrieb bei den Auerbacher Schwimmern am Laufen. Wegen der Corona-Pandemie einigen wir uns für den Interviewtermin auf vier Personen. Dass diese alle weiblich sind, ist kein reiner Zufall, auch wenn Sabrina Bruckner (23 Jahre), Rebecca (22) und Riccarda Hieke (20) sowie Tamara Reisner (19) betonen, dass Schwimmen kein Mädchen- und Frauensport sei. In anderen Vereinen sei das umgekehrt, und auch beim SV 08 habe es schon starke Jahrgänge bei den Jungs gegeben. Zurzeit seien die Mädchen in der Überzahl. "Vielleicht, weil bei den Schwimmerfamilien in Auerbach vor einigen Jahren mehr Mädchen zur Welt gekommen sind. Und Mädchen bringen dann halt ihre Freundinnen mit."

Gemeinschaft als SG Nordoberpfalz

Doch wie kommt es, dass gerade diese Abteilung so viele junge Trainerinnen (es sind auch Jungs im Team) hat? Möglicherweise, weil sich alle einen Spruch von Cheftrainer Klaus Grünberger, der gezielt das Helferteam um sich schuf, zu Herzen genommen haben: "Wenn jeder dem Verein zehn Prozent von dem zurückgeben würde, was er von ihm bekommen hat, dann lebt der Verein immer weiter." Oder weil das Klima an den Schwimmbecken der Auerbacher Bäder von jeher so familiär ist?

Dabei ist man auch beim SV 08 erfolgsorientiert, stellt regelmäßig Sportler, die sich für die bayerische Meisterschaft qualifizieren. Im Teamwettbewerb DMS (die Deutschen Mannschaftsmeisterschaften Schwimmen) treten die Auerbacher Damen und Herren als Startgemeinschaft mit dem Tirschenreuther SC als SG Nordoberpfalz in der durchaus schon ambitionierten Landesliga an. Aber zum einen biete man auch den nicht leistungsorientierten Kindern und Jugendlichen eine Heimat, zum anderen sei der Umgangston auch bei den Wettkampfteams freundlicher als bei anderen Vereinen. "Da hört man schon oft härtere Töne", sagt Sabrina Bruckner. "Aber das sind dann halt die Vereine, die keine jungen Trainer haben", ergänzt Tamara Reisner, die mit den Jahrgängen 2010/11 die Jahrgänge unter ihren Fittichen hat, die so langsam an die Wettkämpfe herangeführt werden sollen, während das restliche Trio die älteren Jugendlichen betreut.

Fünf Trainingseinheiten

Die Vorteile des großen Trainerteams liegen auf der Hand: Nach den Anfängerkursen gibt es für die aktuell 40 Leistungsschwimmer nach wie vor eine intensive Betreuung, und wenn mal eine Übungsleiterin ausfällt, springt eine andere ein. Das sei völlig unkompliziert, versichert das Quartett. Mit viermal Wasser- und einmal Trockentraining pro Woche bietet der SV 08 gute Bedingungen, und selbst die Kleinsten seien alle mindestens zweimal dabei.

Alles natürlich mit einer Einschränkung: Seit November geht nichts mehr, vor dem zweiten Lockdown gab es nur eine Handvoll Einheiten im Hallenbad. Und auch wenn Rebecca und Riccarda Hieke jede Woche online ein neues Workout-Programm aussuchen, das auch gut angenommen wird, spricht Tamara Reisner allen aus der Seele, wenn sie mit einem Seufzer ausruft: "Ich vermisse sogar der Chlorgeruch!"

Dabei ist das eigentlich für die meisten Menschen kein Duft, sondern ein eher stechender Geruch. Wobei dieser nicht vom Chlor selbst kommt, sondern von einer Verbindung, die erst entsteht, wenn Chlor mit Harnstoff reagiert, der von Menschen über die Haut, aber auch durch Pipi-Machen abgesondert wird.

Die vier jungen Frauen hoffen, dass es bald wieder losgehen kann mit dem geliebten Schwimmtraining, wobei allen klar ist, dass die Hallensaison schon vorüber ist. Am 1. Mai öffnet normalerweise das Freibad am Lohweiher, doch auch diesen Termin halten sie für unrealistisch. "Irgendwann im Sommer" könnte ein Re-Start möglich sein. Ziemlich zuversichtlich sind die vier, dass ihre Schützlinge alle wieder zum Training erscheinen. Nach dem ersten Lockdown sei das so gewesen, "und es war auffällig, dass die meisten motivierter als zuvor gewesen sind, auch wenn die Kondition natürlich etwas gefehlt hat", erinnert sich Sabrina Bruckner. Die Technik hatte jedenfalls keines der Kinder verlernt.

Viele Aktionen für den Teamgeist

Auch die Übungsleiterinnen selbst wollen sich in Form halten. Offiziell zählen die vier nicht mehr zum Wettkampfteam, aber gerade für die DMS helfen die erfahreneren Damen (im Schwimmen ist man mit 20 oft schon ein Routinier) immer wieder aus, um die jungen Mädchen mitzuziehen. "Auch das fördert den Teamgeist", glaubt Rebecca Hieke. Dazu gibt es (ausgenommen in der Pandemie) zahlreiche Feste und Veranstaltungen, die den Zusammenhalt stärken sollen. Und die Interviewpartnerinnen haben die Hoffnung, dass die nächste Generation von ehrenamtlichen Übungsleiterinnen schon in Sicht ist. Da seien einige dabei, bei denen sie sich das vorstellen könnten, berichten sie.

Damit der Auerbacher Schwimmsport auch künftig "chlorreichen" Zeiten entgegen sehen kann.

Verwandte Themen


Keine Kommentare