Auf nach St. Pauli! Der FCN schaltet auf Wettkampf um

16.5.2020, 15:31 Uhr
Michael Frey (links) und Daniel Buballa dürften sich auch am Sonntag wieder über den Weg laufen.

© Foto: Sportfoto Zink Michael Frey (links) und Daniel Buballa dürften sich auch am Sonntag wieder über den Weg laufen.

Wenn der 1. FC Nürnberg am Sonntag (13.30 Uhr) beim FC St. Pauli wieder ein Zweitligaspiel absolviert, gibt es einiges zu beachten. Das der Corona-Pandemie angepasste neue Regelwerk für ein Fußballspiel ist detailreich. Auf den kollektiven Torjubel ist zu verzichten. Seinem Kontrahenten nach einem Foulspiel aufzuhelfen verboten. Genauso wie auf den Rasen zu spucken. Oder sich zur Begrüßung die Hände zu reichen.

"Meine Spieler sind keine Maschinen, sie sind auch keine Roboter. Jeder hat auch seine eigenen Gedanken", schien Jens Keller nicht uneingeschränkt glücklich über die Regelflut. Man habe sie intern ausführlich besprochen, um die Spieler auch ins Bild zu setzen. "So viele Regeln, so viele Dinge. Ich hoffe, dass wir alles soweit auf dem Schirm haben", stöhnt der Trainer des 1. FC Nürnberg, der hofft, dass auch noch andere Dinge wie taktische Vorgaben in den Köpfen seiner Spieler hängen bleiben: "Es ist ein schmaler Grat, sich auch noch auf das Spiel zu konzentrieren."

Fitnessstand ist schwer einzuschätzen

Einer, der sich ganz sicher nicht ausschließlich der Partie gegen den FC St. Pauli hätte widmen können, ist Felix Lohkemper. Der Offensivspieler verließ gestern das Teamhotel am Valznerweiher, wohin sich die Mannschaft am Montag in die von der Deutschen Fußball Liga angeordnete Quarantäne begeben hatte. Lohkemper eilte zu seiner Frau, um bei der bevorstehenden Geburt seines erstes Kindes dabei sein zu können. "Für ihn ist es etwas ganz Besonderes, aber uns fehlt dadurch eine weitere Option", sagte Keller.

Doch das ist nicht das einzige Problem: "Keiner weiß genau, wo er steht. Außerdem ist der Fitnesszustand schwer einzuschätzen", ist Keller gespannt, wie sich die ersten 90 Spielminuten unter Wettkampfbedingungen nach zweimonatiger Spielpause auf die Körper der Protagonisten auswirken. Allein den Ernstfall zu simulieren, brachte einige von ihnen in den roten Bereich. Bei Enrico Valentini und Juri Medeiros sowie Ersatzkeeper Andreas Lukse ist deshalb klar, dass es nicht für einen Einsatz am Millerntor reichen wird. Während Außenverteidiger Valentini wegen einer maladen Achillessehne passen muss, ist das Problem beim Portugiesen sowie bei Lukse die überstrapazierte Muskulatur.

 

Die Tatsache, dass die Deutsche Fußball Liga einen Vorschlag des Weltverbandes Fifa übernimmt und nun statt bisher drei fünf Auswechslungen pro Partie erlaubt sind, begrüßt Keller: "Jeder einzelne Spieler wird in den nächsten Wochen wichtig sein." Weil er nicht weiß, welche Folgen das Kaltstart-Experiment nach nur einer Woche Vorbereitungszeit nach sich ziehen wird, schließt der Trainer nicht aus, dass er seine Formation nun von Spiel zu Spiel Positionen umbauen muss.

"Genügend Eigenmotivation"

Auf die Frage, wer absteigen soll oder ob es überhaupt einen Absteiger geben soll, wenn der Saisonabbruch kein Szenario bleibt, haben die 36 Vereinsvertreter bei der letzten DFL-Mitgliederversammlung noch keine mehrheitsfähige Antwort finden können. "Es ist eine sehr komplizierte Frage, es wird in jedem Fall Benachteiligungen geben. Ich möchte nicht in dessen Haut stecken, der das entscheidet", sagte Keller. Der 49-Jährige geht jedoch fest davon aus, "dass die Saison zuendegespielt wird". Nur sicher vorhersagen lässt es sich angesichts vieler Unwägbarkeiten nicht. Auf einem der letzten drei Ränge sollte sich der Club auch zwischenzeitlich also besser nicht befinden.

Keller ist sich jedoch sicher, dass seine Spieler auch ohne den Druck der Tabelle sowie ohne Anfeuerung der sonst so zahlreich mitreisenden Fans "genügend Eigenmotivation" in sich tragen, das erste von neun Geisterspielen unbedingt gewinnen zu wollen. "Eine Erfahrung", vor leeren Kulissen aufzulaufen, werde es in jedem Fall sein: "Und in ein paar Wochen wissen wir, ob es eine schöne war", sagte Keller.

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