Ausgleich erzwungen: So hat der Club beim FCA gepunktet

4.11.2018, 12:01 Uhr
Der Moment des Glücks: Dank eines Kopfballtreffers von Lukas Mühl hat der 1. FC Nürnberg einen Punkt aus Augsburg entführt.

© Sportfoto Zink / WoZi Der Moment des Glücks: Dank eines Kopfballtreffers von Lukas Mühl hat der 1. FC Nürnberg einen Punkt aus Augsburg entführt.

Die Ansichten über die Schönheit eines Sports können mitunter weit auseinandergehen. Fußball ist ein Spiel, Fußball kann Kunst sein - Fußball ist in erster Linie aber auch Arbeit. Gerade für einen Aufsteiger, der sich mit spielerisch limitierten Mitteln in der (in dieser Spielzeit überraschend attraktiv aufspielenden) Bundesliga behaupten möchte, ist diese Erkenntnis wichtig. Mit zehn Punkten nach zehn Spielen ist der 1. FC Nürnberg tabellarisch im Soll - oder zumindest sehr nah dran. "Wir sind eine eingeschworene Truppe. Unsere Mannschaft lässt sich nie unterkriegen", stellte Lukas Mühl, der Torschütze zum 2:2-Endstand in Augsburg, fest. Dies bewies der inzwischen seit drei Partien ungeschlagene FCN auch beim Gastspiel in Augsburg.

"Nachdem wir die erste Halbzeit verschlafen haben, ist es fantastisch, dass wir nochmal so zurückgekommen sind", lobte Club-Trainer Michael Köllner die Moral seiner Mannschaft. Trotzdem muss sich der Coach kritische Stimmen gefallen lassen - denn wie auch in Rostock war sein Team in Augsburg zu Beginn überfordert und lieferte eine klägliche erste Halbzeit ab. Der Rückstand durch das Tor des Augsburger Top-Stürmers Alfred Finnbogason war die logische Konsequenz aus den müden 45 Minuten.

Zweikampfstark und Lust am Laufen

Der Club präsentierte sich in der zweiten Halbzeit aber deutlich zweikampfstärker und ließ den Augsburgern weniger Räume. Am Ende waren es fast 54 Prozent der Duelle, die FCN-Spieler für sich entscheiden konnten. Mit 44 Prozent Ballbesitz hat der fränkische Altmeister zudem bewiesen, dass er auch auf fremdem Platz den Ball haben und sein Spiel aufziehen möchte. Auffällig: Im Vergleich zu den vergangenen beiden Partien zeigte sich der Club deutlich weniger lauffreudig. Waren es zuletzt im Schnitt noch mehr als 119 Kilometer pro Spiel, sparte das Köllner-Kollektiv mit 113,30 Kilometern in Augsburg. Am Samstag liefen nur die Hertha (110,78 Kilometer) und Club-Gegner Augsburg (110,76 Kilometer) weniger - letzterer wohl zum Vorteil des FCN.

Ein Blick auf die "Expected Goals" (xG), also auf die aus den Torchancen resultierenden Wahrscheinlichkeiten für Torerfolge, zeigt: Der Punktgewinn war für den FCN insgesamt durchaus glücklich. Die vom Statistik-Portal understat erhobenen Daten sehen die Fuggerstädter klar im Vorteil. Die beiden größten Möglichkeiten, ein Schuss von Virgil Misidjan nach einem Eckball in der 48. Minute sowie Adam Zrelaks Versuch in der 82. Minute, verfehlten jeweils den Augsburger Kasten. Die beiden Treffer für Nürnbergs Bundesliga-Kicker fielen jeweils in Situationen, in denen ein Torerfolg zumindest statistisch eher unwahrscheinlich war - und auch das spricht für die Moral der Mannschaft, die in der heißen Phase den Willen zeigte, ihren rund 3000 mitgereisten Fans noch Grund zum Feiern zu geben.

Dieser Wille schlägt sich auch in anderen Statistiken nieder. 81 Prozent der Tacklings waren für den Club erfolgreich, eine Passgenauigkeit von fast 70 Prozent kann sich für ein Auswärtsspiel - das wohlgemerkt mit einer schwachen ersten Hälfte begann - sehen lassen. Als besonders fleißig erwies sich Tim Leibold, der mit 30 Sprints rot-schwarzer Spitzenreiter war. Ebenfalls auffällig: Alexander Fuchs, Torschütze zum 1:1, setzte mit 91 intensiven Läufen mit großem Abstand die Bestmarke des Spiels. Und eine hohe Laufbereitschaft scheint interessanterweise auch der Schlüssel zum Erfolg zu sein: Jeden seiner zehn Zähler holte der Club bislang in Spielen, in denen er mehr Kilometer abspulte als der Gegner. War der Kontrahent laufbereiter, ging der fränkische Bundesligist jeweils leer aus. Gut für den FCN, dass in der kommenden Woche mit dem VfB Stuttgart eine der lauffaulsten Mannschaften der Liga zu Gast ist.

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