Auswärts ausgekontert: Club erneut nicht reif genug

19.12.2018, 15:11 Uhr
Auch nach dem Abpfiff in Gladbach sieht man beim Club nur bedröppelte Gesichter.

© Sportfoto Zink / DaMa Auch nach dem Abpfiff in Gladbach sieht man beim Club nur bedröppelte Gesichter.

Man hat in dieser Saison wahrlich schon schlechtere Spiele des 1. FC Nürnberg gesehen. Manch fränkischer Pessimist ahnte vor der Partie bei Borussia Mönchengladbach schon böses, dass es nach Dortmund und Leipzig die nächste deftige Abfuhr für Nürnbergs Herz- und Schmerzverein gibt. Diese wurden zunächst eines besseren belehrt, denn der Club begann in Gladbach gut, hatte die erste Chance des Spiels und hätte in Führung gehen müssen. Wie es in so einer Situation, in der sich der FCN gerade befindet, aber eben ist, wurde der Schussversuch von Alexander Fuchs unglücklich abgefälscht. Erst traf der Ball den Gladbacher Querbalken so, dass er nicht hinter die Linie tropfte. Dass Adam Zrelak den anschließenden Kopfball aus zwei Metern nicht versenken konnte, lag dann aber wohl eher an den katzenähnlichen Reflexen Yann Sommers, als am Unvermögen des Slowaken. 

Nach fünf gespielten Minuten im Borussia-Park hatte der Club also bereits eine Großchance mehr, als im vorherigen Spiel gegen Wolfsburg. Da es aber in den darauffolgenden 85 auf der Fohlen-Wiese keinen derartigen Hochkaräter auf Seiten des 1. FC Nürnberg mehr gab, ist ein Hauptgrund, warum der Club auch im dritten Spiel in Folge ohne eigenen Torerfolg blieb. Den Willen kann man dem Köllner-Kollektiv zwar nicht abstreiten – der FCN schoss gegen Gladbach insgesamt sieben Mal aufs Tor – jedoch fehlte bei allen Angriffen, wie auch bei der Doppelchance von Fuchs und Zrelak, die letzte Konsequenz. 

Fehlende Sprintmentalität

Die im Vorfeld klar favorisierte Borussia erwischte am Dienstag keinen Sahnetag, was auch die großteils ausgeglichene Statistik darlegt. In Sachen Laufarbeit hatte der Club die Nase vorne, Tim Leibold & Co. spulten insgesamt 123,74 Kilometer ab. Rund zwei Kilometer mehr, als es die Borussia tat. Auch bei der Passquote konnte der FCN den Fohlen fast Paroli bieten: 85 Prozent angekommene Pässe können sich durchaus sehen lassen, da die als sehr ballsicher bekannte Borussia "nur" 87 Prozent ihrer Zuspiele an den eigenen Mann brachte. 

Es lag also wie schon häufiger in dieser Saison nicht an der erdrückenden Dominanz des Gegners, sondern an der eigenen, in entscheidenden Situationen taktischen Naivität, da beide Treffer der Fohlen aus Standardsituationen für den FCN resultierten. Dass die Borussia für überfallartige Gegenzüge durchaus bekannt ist, sollte sich auch bis nach Nürnberg herumgesprochen haben. Vor dem 0:1 stürmte Matheus Pereira, beim misslungenen Versuch den Gladbacher Gegenzug frühzeitig zu unterbinden, übermütig aus der defensiven Absicherung und entblößte dadurch die linke Nürnberger Defensivseite. Beim 0:2 war es eine Ecke von Tim Leibold, die dem Club im Anschluss hinten zum Verhängnis wurde. Auffällig bei beiden Gegentreffern war die Sprintmentalität, die die Hecking-Schützen an den Tag legten. Während die Verteidiger des FCN im Dauerlauftempo versuchten, die Gefahr zu bereinigen, befanden sich die Konter-Könige vom Niederrhein im Vollsprint, was sich am Ende auch bezahlt machte.

Nach dem 0:2 liest sich nicht nur die Bilanz gegen die Top fünf der Liga schlecht – ein Punkt, 1:19-Tore – sondern auch das Gesamttableau. Der Club rangiert nach 16 Spielen auf Platz 17 der Tabelle, kann am Mittwoch sogar noch auf Platz 18 abrutschen, wenn Hannover in Freiburg punktet. Stichwort Freiburg: Am Samstag steht für Frankens Vorzeigeverein das letzte Spiel des Jahres im heimischen Max-Morlock-Stadion an. Um eine halbwegs ruhige Weihnachtszeit zu haben, sollte gegen die Breisgau-Kicker dringend gepunktet werden. Am besten dreifach. 

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