Bambergs Galewski: "Für uns ist es eine wilde Saison"

9.4.2021, 19:55 Uhr
"Da ist mir unsere Mannschaft natürlich deutlich näher und ich glaube, das wird man mir in Bayreuth auch verzeihen", sagt Philipp Galewski vor der Rückkehr in die Oberfrankenhalle.

© Brose Bamberg "Da ist mir unsere Mannschaft natürlich deutlich näher und ich glaube, das wird man mir in Bayreuth auch verzeihen", sagt Philipp Galewski vor der Rückkehr in die Oberfrankenhalle.

Herr Galewski, Bayreuth gegen Bamberg, das ist diesmal der Kampf um Platz acht. Wie schlecht steht es um den Basketball in Oberfranken?

Puh, das ist ja starker Tobak. Also für Bayreuth wäre in dieser Saison eine Platzierung zwischen acht und zwölf sicher sehr ordentlich bei dem Kader, mit dem sie die Spielzeit begonnen haben. Für uns in Bamberg ist es eine sehr wilde Saison. Wir haben durch die verkürzte Saison in der BBL und die Teilnahme in der Champions League sehr viele Spiele in kurzer Zeit absolvieren müssen, aber wir halten uns in der BBL immer noch ordentlich und sind im Playoff-Rennen.

Vor vier Jahren, da waren Sie noch Geschäftsführer bei Medi, stand Bayreuth unter den Top 5, Bamberg war Serienmeister und in der Euroleague vertreten. Was ist seitdem schiefgelaufen?

Naja, was heißt schiefgelaufen? Es ist am Ende immer noch Sport. Und ein finanzielles Wettrüsten. Wir haben damals in Bayreuth zwei überragende Jahre hingelegt, aber zuvor waren wir ein Abstiegskandidat. Bayreuth ist immer eine Überraschungskiste. Und in Bamberg gab es eine Etatreduzierung, da alle großen Sponsoren an der Autoindustrie hängen. Aber es ist ja nicht so, dass wir komplett abgestürzt sind. Allerdings ist unser zum Saisonbeginn ausgegebenes Ziel Halbfinale sehr anspruchsvoll.

"München ist sicher enteilt"

Trotzdem scheinen Standorte wie München und Berlin, aber auch Oldenburg oder Ludwigsburg enteilt zu sein. Was macht die Konkurrenz besser?

München ist sicher enteilt, da mache ich einen Haken dran. Das ist eine andere Welt und war absehbar, allerdings hat von dem Einstieg des FC Bayern auch die ganze Liga profitiert. Alba Berlin hat als Hauptstadtverein schon immer eine starke Position gehabt. Aber ansonsten ist alles recht eng beieinander. Ja, Ludwigsburg hat eine gute Phase, aber ich sehe nicht, dass Standorte wie Oldenburg oder Ulm uns enteilt sind. Was man nie vergessen darf: Es gehört immer auch viel Glück dazu. Damals in Bayreuth hatten wir Glück bei den Verpflichtungen und sind verletzungsfrei durch die Saison gekommen. Und natürlich hat man in Bamberg nicht das Maximale aus den verfügbaren Mitteln herausgeholt. Aber jetzt gilt es, den Blick nach vorne zu richten.

Was müssen Bamberg und Bayreuth denn machen, um wieder nach vorne, also nach oben, blicken zu können?

Bei Bayreuth kann ich das nicht bewerten, dafür bin ich zu lange draußen. Ich glaube, dass ich damals ein gutes Fundament gesetzt habe für eine gut aufgestellte Organisation. Was Bamberg angeht: Wir haben nach der letzten Saison einen radikalen Schnitt gemacht bei der Mannschaft und beim Trainerteam und das musste sich erst einmal zusammenfinden. Inzwischen hat sich das relativ gut eingespielt und wir wissen, wo es noch hakt und wo wir zur neuen Saison Veränderungen vornehmen müssen. Wir haben drei gute deutsche Spieler als Basis und wollen auch den Unterbau in die richtige Richtung lenken. Aber gerade im Nachwuchsbereich wird man erste Erfolge wohl erst in zwei, drei Jahren sehen können.

Wie optimistisch sind Sie denn, dass der nächste Schnitt nicht wieder so radikal ausfällt?

Ich glaube, das ist tatsächlich ein Unterschied zu früher: Dass es sehr schwer sein wird, vor allem die ausländischen Spieler zu halten. Allerdings ist unsere Hoffnung, die Spieler, die sich gut entwickelt haben, auch halten zu können.

Michael Stoschek will weiterhin Anteile abgeben

Im vergangenen Frühling hatte Aufsichtsratschef Michael Stoschek angekündigt, sich mit seinem Unternehmen als Gesellschafter zurückzuziehen. Kurz darauf gab es den Rücktritt vom Rücktritt. Wie ist der Stand ein Jahr später?

Er wollte sich nicht zurückziehen, er wollte Anteile abgeben und nicht alleine in der Verantwortung stehen. Und das ist nach wie vor so. Es gab einige Gespräche, die sich aber leider nicht konkretisiert haben, wobei es da die Pandemie natürlich nicht leichter gemacht hat, weil jeder seine eigenen Sorgen hat.

Gibt es in der Region denn überhaupt die passenden, finanzkräftigen Kandidaten? Das Niveau wird der Klub halten wollen.

Das ist nicht unbedingt eine Frage des Geldes.

Also geht es darum, mit wem Herr Stoschek kann und wer mit dem als sehr meinungsstark bekannten Herrn Stoschek kann?

Ja, er ist sehr meinungsstark, aber er ist auch diskussionsbereit. Auch ich kann mit ihm über das tägliche Geschäft immer gut diskutieren. Ich glaube, dass da in den Medien ein verzerrtes Bild wiedergegeben wird. Er hat klare Vorstellungen, aber er bestimmt nicht, welcher Spieler geholt wird und vertraut den Meinungen anderer.

Über was diskutieren Sie denn mit ihm?

Das ist vielfältig. Als unser Point Guard Tyler Larson langfristig ausgefallen ist, wollte er natürlich wissen, wie wir das kompensieren. Oder ob es in dieser Saison wirklich sinnvoll war, international zu spielen anstatt die Kräfte in der Bundesliga zu bündeln. Über Christian Sengfelder, der zu Beginn in einem Loch steckte und darüber, ob es Sinn macht, nachdem er so stark gespielt hat, dass er dann gleich 40 Minuten auf dem Parkett stehen muss. Oder über das Design für das Trikot in der kommenden Saison. Das kenne ich so aus Bayreuth aber auch nicht anders, wo alles mit dem Aufsichtsrat abgestimmt wurde.

Bleibt Bamberg die Nummer eins?

Vor ein paar Jahren waren die Unterschiede zwischen beiden Mannschaften noch riesig, inzwischen hat man sich angenähert. Könnte Bamberg auf absehbare Zeit sogar den Status als Nummer eins in Oberfranken verlieren?

Der Unterschied war wirklich massiv, inzwischen ist Bamberg näher an Bayreuth herangerückt. So muss man es wohl formulieren. Ich glaube aber nicht, dass sich das Verhältnis drehen wird, alleine deshalb, weil wir noch über einen deutlich höheren Etat verfügen.

Eine Sensation wäre ein Bayreuther Sieg aber nicht mehr wie noch vor vier Jahren.

Es wird auf jeden Fall spannender, Bamberg wird nicht siegessicher in jedes Match gehen können, aber langfristig werden wir wohl immer mehr Siege holen. Kurzfristig denke ich aber vor allem daran, dass wir überhaupt wieder richtige Derbys haben und die Fans nicht nur vor dem Fernseher ausrasten dürfen

Wie hält es denn Philipp Galewski? Wie die Fußballer, die sich gegen den Ex-Verein das Jubeln verkneifen?

Nein, dafür geht es um zu viel. Und natürlich kenne ich noch viele Leute aus der Organisation, aber von der Mannschaft sind neben den Coaches ja eigentlich nur noch Basti Doreth und Andi Seiferth übriggeblieben. Da ist mir unsere Mannschaft natürlich deutlich näher und ich glaube, das wird man mir in Bayreuth auch verzeihen.

"Ich glaube nicht, dass wir Fallobst sind"

Was ist denn noch drin für Bamberg in der Bundesligasaison?

Es geht jetzt erst einmal darum, die Playoffs abzusichern. Bayreuth kann uns da schon noch mal auf die Pelle rücken. Und dann muss man schauen, ob es vielleicht auch noch für Platz sieben reicht und gegen wen es in den Playoffs geht. Ich glaube nämlich nicht, dass wir in der ersten Runde Fallobst sind.

Eine spannende Frage: Will man überhaupt Siebter werden, denn dann geht es wahrscheinlich gegen Berlin oder München und nicht gegen Ludwigsburg?

Darüber kann man wirklich lange Debatten führen. Berlin wird sich in den kommenden Wochen erholen können ohne die Doppelbelastung, München hat dagegen ein vollgepacktes Programm. Sie haben gezeigt, dass sie auch mal den Fokus verlieren können, aber will man wirklich in einer Serie gegen sie spielen? Ludwigsburg ist zu Recht Tabellenführer. Daher: wir nehmen es, wie es kommt.

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