Basketball-Playoffs: Bamberg fixiert sich auf Vechta

13.5.2019, 12:57 Uhr
Basketball-Playoffs: Bamberg fixiert sich auf Vechta

© Sportfoto Zink / WoZi

 

Wer ist denn jetzt Meister?

Noch immer ist Bayern München Meister. In der von einem Ratenkreditangebot präsentierten Bundesliga sind zwar seit Ende September 12 355 Minuten Basketball gespielt worden – und trotzdem haben noch immer die BB Löwen Braunschweig, die Telekom Baskets Bonn, ratiopharm Ulm, Brose Bamberg, Rasta Vechta, Alba Berlin, die EWE Baskets Oldenburg und natürlich auch Bayern München die Chance, Deutscher Meister 2019 zu werden. Man nennt es: Playoffs.

Moment, Rasta wer?

Ist Ihnen aufgefallen, oder? In einer Liga, in der elf von achtzehn Teilnehmer ihren Namen an Automobilzulieferer oder Mode für Einkaufszentrumsshopper verkauft haben und einer einem bekannten Fußballbundesligisten, sticht Rasta Vechta ähnlich heraus wie ein Gänseblümchen in einem zubetonierten Vorgarten. Für den Verein aus der niedersächsischen Kreisstadt Vechta – 32 300 Einwohner, zwei Bahnhöfe auf der Bahnstrecke Delmenhorst-Hespe, Geburtsort von Ansgar Brinkmann, dem weißen Brasilianer – schwärmen seit seiner Gründung am 26. Juni 1979 alle Bob Marley-Fans. Aus der Basketball-Arbeitsgemeinschaft am Gymnasium Antonianum (in der Geburtsstunde lief Marleys "Rastaman Vibration" im Radio, daher der Name) entwickelte sich ein Kurzzeitfahrstuhlbundesligist, der in der aktuellen Saison das Tableau gehörig durcheinandergebracht hat. Alles hatte mit einem 80:69 gegen Berlin begonnen, endgültig ernst genommen aber wurde die Mannschaft um den ehemaligen Nürnberger Josh Young aber erst nach dem 93:75 gegen Bayern München. Inzwischen ist der 35 Jahre junge Spanier Pedro Calles zum "Trainer des Jahres" gewählt worden, hat sich Rasta das Heimrecht für das Viertelfinale gesichert. Vechta unterschätzt niemand mehr.

Wie geht es denn nur weiter?

Ab dem kommenden Wochenende mit den Playoffs, zunächst mit den Viertelfinalpaarungen:

München (1) – Braunschweig (8)
Oldenburg (2) – Bonn (7)
Berlin (3) – Ulm (6)
Vechta (4) – Bamberg (5)

Nur München hat Favoritenrolle

Die Basketballbundesliga ist mittlerweile so ausgeglichen, dass allein ein Aus der Bayern gegen Braunschweig eine echte Überraschung wäre, ansonsten ist der über 34 erarbeitete Heimvorteil allein finanziell reizvoll. München geht als klarer Favoriten in sein Viertelfinale, die drei weiteren Serien könnten auch per Münzwurf entschieden werden. Der einstige Serienmeister Bamberg gilt also noch nicht einmal in einer Serie gegen Rasta Vechta als Favorit?

Bamberg hat sich zurückentwickelt - aber das Potential ist da

"Der einstige Serienmeister"? Keine zwei Jahre sind vergangen, seitdem in Bamberg der neunte und vorerst letzte Meistertitel gefeiert wurde. In dieser Zeit waren vier Trainer und zwei Geschäftsführer für den Klub tätig, der Etat wurde dem eines ambitionierten Bundesligisten angepasst. Bamberg hat sich selbst in den Kreis jener Klubs zurück entwickelt, denen jeder zutraut, die Bayern in einem Spiel zu ärgern, aber wohl kaum in einer Playoffserie. Nach einem weiteren Trainerwechsel hat die Mannschaft gezeigt, welch Potenzial noch immer in ihr steckt. Der junge Italiener Federico Perego, den Andrea Trinchieri nach Bamberg geholt hatte, setzte eine Energie frei, die zum Pokalsieg (gegen ein geschwächtes Alba Berlin) reichte und zur Qualifikation für das Final Four in der (ihrem Namen nicht ganz gerecht werdenden) Champions League. Das Wochenende in Antwerpen endete allerdings mit zwei Enttäuschungen, in der Liga blieb das Team ebenfalls zu oft hinter den Erwartungen zurück. Trotzdem: mit einer Mannschaft, die noch immer Augustine Rubit, Bryce Taylor, Elias Harris, Nikos Zisis und den Champions League-MVP Tyrese Rice zu bieten hat, möchte sich in den Playoffs niemand allzu lange aufhalten. Am Sonntag hat ihre Spielfreude Würzburg beim 97:65 die Teilnahme an den Playoffs gekostet. Dass Vechta im Viertelfinale auf Seth Hinrichs und Clint Chapman wird verzichten müssen, gibt Bamberg wohl doch wieder einen kleinen Vorteil.

Wer muss absteigen?

Science City Jena und nach einem dramatischen Finale auch Bremerhaven, das allerdings (wie die Nürnberg Falcons) aktuell ohnehin keine Lizenz für die nächste Saison hatte.

Was macht dann Bastian Doreth, Nürnbergs bester Basketballer?

Mit seinem unfassbar süßen Sohn Linus abhängen und sich allmählich auf die WM-Vorbereitung der Nationalmannschaft vorbereiten, so wie er das jeden Sommer macht. Zuletzt hat sich der Club-Fan allein über den (sportlichen) Aufstieg der Nürnberg Falcons freuen dürfen und für seinen Brudi Sebastian Schröder, der sich damit einen Traum erfüllt hat. Sein Arbeitgeber medi (Kompressionsstrümpfe) Bayreuth hat sich enttäuschend früh aus dem Playoff-Rennen verabschiedet. Dass sich damit wohl auch Coach Raoul Korner aus Bayreuth verabschieden wird, hat dem Trainerkarussell der Bundesliga nur noch mehr Schwung verschafft.

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