Beständig gegen Bielefeld: Ewerton sammelt Pluspunkte

1.10.2017, 15:43 Uhr
Beständig gegen Bielefeld: Ewerton sammelt Pluspunkte

© Sportfoto Zink/WoZi

Michael Köllner hatte schon vor der Partie gegen auswärtsstarke Arminen um die Schwierigkeit der Nürnberger Hausaufgabe gewusst. “Ein ganz dickes Brett“ gelte es gegen Bielefeld zu bohren, hatte der Club-Coach im Vorfeld gesagt. Dass die von ihm angeleiteten Heimwerker letztlich auf dem Holzweg waren, nach einem durchdringenden, von Konstantin Kerschbaumer cool abgeschlossenen Gästeangriff sogar in eine 1:2-Niederlage einwilligen mussten, hatte jedoch nicht nur mit erwartet agilen und gut organisierten Ostwestfalen zu tun. "Zwei grobe Schnitzer haben uns heute auf die Verliererstraße gebracht", konstatierte Köllner nach Abpfiff.

Den ersten Schnitzer hatte sich Hanno Behrens nach rund einer Stunde geleistet: Der Club-Kapitän verschlampte in der Vorwärtsbewegung das Spielgerät. Bielefeld nutzte Behrens' kapitalen Ballverlust, schaltete schnell und gekonnt um und ging durch den erst kurz davor eingewechselten Andraz Sporar in Führung.

Für den zweiten Schnitzer, von dem Köllner sprach, zeichneten beim Stand von 1:1 Eduard Löwen und Patrick Erras verantwortlich: Der Club-Allrounder, der in der offensiven Mittelfeldzentrale begonnen hatte, in dieser Situation aber eine Art Libero gab, passte den Ball hoch und laff zu Erras. Dieser köpfte die Kugel ebenso hoch und laff zurück, Löwen rutschte weg und zeigte sich im Zweikampf gegen Kerschbaumer etwas zu zurückhaltend. Der zweite Arminen-Joker hingegen zog voll durch, anschließend auf und davon - und machte Nürnbergs zweite Heimniederlage in dieser Saison amtlich.

Dass es nicht unbedingt so hätte kommen müssen, zeigt ein Blick auf die Statistik: Der Club verbuchte Vorteile bei den Torschüssen (16:12), adressierte deutlich mehr Pässe (572: 362) an den jeweiligen Mitspieler und brachte diese in vergleichbarem Abstand auch häufiger zum Kollegen (464:260). Das Eckenverhältnis stellte der FCN im Laufe der Partie auf 6:2 - und auch in Sachen Ballbesitz hatte Nürnberg bei Abpfiff mit 61 Prozent die Nase vorn. Dass sich ein positiver Spielverlauf und ein entsprechend erfolgreiches Ergebnis aber nicht zwingend aus solch vorzeigbaren Werten ableiten, musste der Club an diesem aus seiner Sicht unbefriedigenden Samstagnachmittag gleichwohl erfahren. Bielefeld präsentierte sich im kollektiven Abwehrverhalten als kompakte und eingespielte Einheit. Die Zweikampfquote sprach am Ende für die Ostwestfalen, die 54 Prozent der direkten Duelle für sich entschieden. Dass auf Club-Seite die meisten Spieler nur rund 30 Prozent ihrer Zweikämpfe erfolgreich bestritten, lediglich das Innenverteidiger-Duo Ewerton (73 Prozent) und Mühl (83) den Schnitt hob, war ein wesentliches Manko in diesem Match.

Magerkost ohne Möhwald

Da Bielefeld hoch presste, mit Kevin Möhwald der Kreativdirektor zunächst fehlte und Edgar Salli und der blasse Tobias Werner, die für Möhwald und Cedric Teuchert in die Nürnberger Anfangself gerutscht waren, nicht wirklich in Erscheinung traten, tat sich FCN zumindest im ersten Durchgang enorm schwer, den Abwehrverbund der Arminen mit gekonntem Spielaufbau und anschließend zielführenden Angriffsanstrengungen herauszufordern. Es hätte nach Klos‘ Fehlschuss vielmehr 1:0 für die von Jeff Saibene eingestellten Gäste stehen können, vielleicht sogar müssen, als Mikael Ishak per Direktabnahme die beste Club-Chance im ersten Durchgang verbuchte. Die Vorarbeit - ein weiterer Nachweis für Nürnbergs Probleme an diesem Nachmittag, sich nach vorne zu kombinieren -, lieferte Ewerton. Mir einem wunderbar weiten und präzisen Schlag aus der der eigenen Hälfte.

106 Ballkontakte

Ewerton hat sich als Chef in Nürnbergs hinterster Kette etabliert. Der Brasilianer im rot-schwarzen Defensivzentrum war gegen Bielefeld einer der besten Club-Spieler. Gegen die Arminia überzeugte der früherer Lauterer als umsichtiger Abwehrorganisator (106 Ballkontakte, Passquote von 86 Prozent). Ewerton war es auch - der Club war nach Sporars Tor da bereits im Hintertreffen - , der für nach der Pause im Offensivbereich deutlich zulegende Köllner-Schützlinge das erste von drei Alu-Ausrufezeichen setzte: Aus dem Stand, mit Auge und guter Schusstechnik platzierte der Verteidiger den Ball an den linken Pfosten: Wenig später lenkte DSC-Keeper Stefan Ortega das von Möhwald saftig abgefeuerte Spielgerät an die Latte.

Den dritten Teil der Aluminium-Trilogie drehte der erneut torgefährliche Mikael Ishak. Nach dessen Heber klatschte das Leder auf die Oberkante des Querbalken. Dass Nürnbergs athletischer Angreifer, dem man vor seinem Dreierpack gegen Duisburg noch die Etiketten Transferflop und Null-Tore-Stürmer auf die breite Schweden-Stirn geheftet hatte, nach Behrens‘ überlegter Vorarbeit schließlich doch noch seinen sechsten Saisontreffer markierte und nunmehr als zielsicherster Schütze im Unterhaus firmiert, dient während der Länderspielpause als Mutmacher für den Köllner-Club. Schließlich gilt es für diesen am Darmstädter Böllenfalltor danach, das nächste dicke Brett zu bohren.

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