Bouldern als Psychotherapie ist ein voller Erfolg

17.8.2020, 11:00 Uhr
Bouldern als Psychotherapie ist ein voller Erfolg

© Foto: PD Dr. Katharina Luttenberger/Uni-Klinikum Erlangen

Insgesamt nahmen 233 Personen an der Studie des Erlanger Uniklinikums teil. Das Forscherteam um Projektleiterin Katharina Luttenberger ist nun für den MSD Publikums-Gesundheitspreis nominiert. Für das Erlanger Projekt kann man bis 8. September, 12 Uhr, online abstimmen.


Besuch vor Ort: Bouldern hilft gegen Depression


Frau Luttenberger, seit einiger Zeit werten Sie die Ergebnisse aus. Das hat dann doch lange gedauert, oder?

Wir hatten insgesamt zwei Studien, die letzte Therapie haben wir im August 2018 abgeschlossen und danach die Teilnehmer noch ein Jahr lang befragt. Jetzt sind alle Ergebnisse da. Aktuell sind wir noch in der Auswertung, es sind viele Daten. Seit Herbst werten wir aus. Hauptergebnisse können wir aber schon nennen.

Was hat Sie überrascht?

Wir hatten drei Gruppen: eine Boulder-Therapie, eine kognitive Verhaltenstherapie und ein aktivierendes Bewegungsprogramm. Grob gesagt wollten wir herausfinden: Wie geht es den Leuten, die depressiv in diese Gruppen kommen, danach? Überraschend ist, dass alle drei Therapien geholfen haben, sogar das Bewegungsprogramm, das die Teilnehmer individuell zu Hause gemacht haben.

Es gibt keine Unterschiede?

Doch. Man sieht deutlich, dass die Boulder-Therapie besser wirkt als das Bewegungsprogramm und mindestens gleich gut wie die kognitive Verhaltenstherapie. Bislang wird nur diese von den Krankenkassen gezahlt. Bis Krankenkassen auch eine Boulder-Therapie übernehmen, wird es aber noch ein bisschen dauern.

"Bouldern kann man in seinen Alltag integrieren"

Ist die Therapie nachhaltig?

Ja, wir haben uns die Teilnehmer über die Dauer angeschaut. Ihnen ging es nicht nur direkt nach der Therapie besser, diese Verbesserung trägt auch über ein Jahr, sie bleibt stabil.

Weil manche einfach weiter bouldern?

Bouldern als Psychotherapie ist ein voller Erfolg

© Foto: Katharina Luttenberger

Manche haben selbst weitergemacht, aber manche auch nicht. Unsere Hypothese dazu ist: Es ist ein Vorteil, dass man Bouldern oder einfach nur Bewegung im Leben nachher in seinen Alltag integrieren und soziale Kontakte knüpfen kann. Die Therapie war ja mehr als nur ein Boulderkurs.

Mit Ihrem Projekt sind Sie für einen Publikumspreis nominiert.

Dieser MSD-Gesundheitspreis passt gut uns zu, weil dort Projekte gefördert werden, die direkt den Leuten zu Gute kommen. 55 Projekte haben sich beworben, zehn sind ausgewählt für den Publikumspreis. Das freut uns, denn wir haben unser Projekt mit Herzblut durchgeführt.

Wenn Sie gewinnen: Haben Sie Pläne für das Preisgeld?

Wir möchten eine Therapie-App entwickeln, um Therapeuten Übungen und Arbeitsmaterial zur Verfügung zu stellen. Das könnte man auch übersetzen. Wir haben viele Anfragen auch aus den USA, Groß-Britannien und Frankreich bekommen.

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